Nach dem Willen des Jugendhilfesenats wird das Kinderhaus zukünftig im Gebäude der Lutherschule untergebracht. Dort entsteht ein Bildungshaus, dessen Konzeption ein Gemeinschaftswerk werden soll und das wissenschaftlich begleitet wird. Im Vorfeld wurde darüber heftig diskutiert
"Wir haben auf dem Weg zum Bildungshaus schwere Fehler gemacht", gestand Stadtrat Christian Müller (CSB) ein. Es sei eine Idee geboren und wie eine Weisung weitergegeben worden. In der Folge waren die Eltern des Kinderhauses und der Lutherschule auf die Barrikaden gegangen. Sie sprachen von Konzeptlosigkeit und fühlten sich mit ihren Sorgen um die Zukunft der beiden Einrichtungen übergangen.
Jetzt befassten sich die Mitglieder des Jugendhilfesenats mit dem Thema. Zum Hintergrund: Der Stadtrat hat im Januar 2015 beschlossen, das Kyrill-Palais, das seit Jahrzehnten als städtisches Kinderhaus genutzt wird, dem Landestheater in der Phase der Generalsanierung zur Verfügung zu stellen. Für das Kinderhaus musste ein anderer Standort gefunden werden. So wurde im Laufe des Jahres 2014 der Gedanke vom Bildungshaus durch eine "räumliche und konzeptionelle Zusammenlegung von Lutherschule und Kinderhaus" entwickelt.
Kaum war die Idee öffentlich geworden, regte sich der Widerstand dagegen. Nicht von ungefähr nahmen an der gestrigen Sitzung das gesamte Kollegium der Lutherschule sowie Eltern und Mitarbeiterinnen des Kinderhauses teil.
Mit einem Impulsreferat sollte Wilfried Griebel vom Staatsinstitut für Frühpädagogik, München, die Vorteile von Bildung und Erziehung unter einem Dach für Kinder von einem bis zehn Jahren darlegen. "Wir brauchen ein neues Bild von der Schule", sagte er. Das Besondere des gemeinsamen Lernens sei der eher sanfte Übergang von der Kindertagesstätte zur Schule unter Einbeziehung der Eltern. Einen weiteren Vorteil sieht Wilfried Griebel auch darin, dass die Kleinen von den Großen lernen und die Grundschüler ihr Wissen vertiefen können, wenn sie es an die Kindergartenkinder weitergeben. "Kinder lernen am besten in der Interaktion."
Gute Erfahrungen mit Bildungshäusern gebe es bereits in Baden-Württemberg. Was fördert dort den Lernerfolg? Die Kinder und ihre Eltern können schon frühzeitig die Schule und die Lehrkräfte kennenlernen, die Lehrkräfte und Erzieher beider Einrichtungen arbeiten zusammen. Es gibt gemeinsame Veranstaltungen der Eltern.
Bildungshaus passt zum Isek Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) stellte fest, dass Coburg mit dem Übergangsmanagement auf Seiten der Schulen und Kindertagesstätten schon gut aufgestellt sei. Im Übrigen sei im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) die Entwicklung der Bildungslandschaft ein wichtiger Punkt. "Eine Verzahnung von Schulentwicklungs- und Bildungsplan ist dort ausdrücklich vorgesehen." Und die Finanzierbarkeit spiele auch keine unbedeutende Rolle. Deshalb müsse das Konzept des Bildungshauses auch den Finanzsenat, den Kultur- und Schulsenat sowie den Stadtrat passieren.
Christian Müller gibt zu bedenken, dass ihn das Referat nicht vollends überzeugt habe. Er bezweifelt, dass es für Kinder hilfreich ist, wenn Übergänge sanft gestaltet werden, weil sie in ihrem weiteren Leben noch viele Herausforderungen meistern müssten und dafür gewappnet sein sollten. Schwierigkeiten sieht er darin, dass in die Lutherschule auch Kinder aus anderen Tagesstätten kommen. Wie können die in das Konzept integriert werden? Da sieht Wilfried Griebel kein Problem. "Es wird sich eine Form der Zusammenarbeit finden lassen, die auch anderen Kindertagesstätten offensteht."
Schulrat Werner Löffler ist der Ansicht, dass es notwendig ist, Barrieren abzubauen. Dafür eigne sich das Bildungshaus. "Wir sollten darin die Chance sehen, eine neue Basis für die Zukunft zu schaffen." Eine Chance sieht auch Gabriele Morper-Marr (SPD) in dem Konzept. Für Monika Ufken (SPD) ist es besonders bedeutsam, dass das Kinderhaus auch weiterhin nach seinem bewährten Konzept arbeiten kann. Martina Benzel-Weyh (Grüne) betonte, dass es sich bei der geplanten Einrichtung nicht um ein Lernhaus , sondern um ein Bildungshaus handelt, in dem auch soziale Kompetenzen im Mittelpunkt stehen.
Auch Dieter Schwämmlein von der Erziehungsberatung des Diakonischen Werkes befürwortet das Bildungshaus. Er erzählt von einem erfolgreichen Projekt, bei dem Schüler anderen Schülern geholfen haben. "Beim Selbstwirken lernt man am meisten", sagte er. Außerdem sollten Kommunen ein breites Bildungsangebot vorhalten.
Schließlich wurde im Beschlusstext festgehalten, dass in die Konzeption für das Bildungshaus die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Eltern beider Einrichtungen einbezogen werden und das Projekt durch das Staatsinstitut für Frühpädagogik, München, wissenschaftlich begleitet wird.