"Den Menschen ging es nie so gut"

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Gespräch mit dem Gast aus München (von links): Friedrich Herdan (IHK zu Coburg), MdL Jürgen W. Heike, Sebastian Straubel (Kreis-CSU), Marcel Huber, Landrat Michael Busch und MdB Hans Michelbach Foto: Bettina Knautz
Gespräch mit dem Gast aus München (von links): Friedrich Herdan (IHK zu Coburg), MdL Jürgen W. Heike, Sebastian Straubel (Kreis-CSU), Marcel Huber, Landrat Michael Busch und MdB Hans Michelbach  Foto: Bettina Knautz
Aufmerksame Zuhörer hatte Staatskanzlei-Chef Marcel Huber beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU. Fotos: Bettina Knauth
Aufmerksame Zuhörer hatte Staatskanzlei-Chef Marcel Huber beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU. Fotos: Bettina Knauth
 

Als Gast des CSU-Kreisverbands in Seßlach preist Staatskanzlei-Chef Marcel Huber die Erfolge der Landespolitik.

Bayern boomt: Von 11 auf 13 Millionen stieg die Einwohnerzahl in den letzten Jahren. "Den Menschen hier ist es noch nie so gut gegangen wie heute." Das sagte Marcel Huber, Leiter der Staatskanzlei, am Donnerstagabend beim Neujahrsempfang des CSU-Kreisverbands Coburg-Land im Seßlacher Pfarrsaal. Huber begründete seine Aussage mit dem Status Quo bei drei Parametern: Was an Wohlstand, Frieden und Sicherheit erreicht wurde, sei vor 30 Jahren keine Selbstverständlichkeit gewesen und müsse noch heute jeden Tag erkämpft werden.

Der Wohlstand hat für Huber viele Gesichter, die soziale Absicherung, das medizinische Angebot und ein gutes Bildungssystem zählen dazu. "Unser vielgescholtenes Gesundheitssystem macht einen großen Teil des Wohlstands aus", betonte der promovierte Tierarzt. Huber: "Schauen Sie nach nach Großbritannien oder in die USA: Möchten Sie dort krank werden?"


Die Wirtschaft als Zugpferd

Neben Bestnoten beim Abitur ("Dieses Niveau wollen wir halten!") beweise die große Durchlässigkeit zwischen den Schularten die Stärke des Bildungssystems. "43 Prozent der Hochschul-Zugangsberechtigten kommen nicht vom Gymnasium", so Huber, der auch eine Lanze für die berufliche Ausbildung brach: "Mancher steht besser da als ein Akademiker." Der Diskussion um das acht -oder neunjährige Gymnasium widmete Huber nur einen polemischen Satz: "G8 oder G9 ist das zentrale Thema der Welt."

Von der Wirtschaft im Coburger Land hatte sich der Staatskanzlei-Chef vorab ein Bild gemacht. "Was hier wirtschaftlich abgeht, kann sich sehen lassen", lobte Huber. Mit 3,2 Prozent Arbeitslosigkeit stünde die Region besser da als Oberbayern (ohne München). Bayernweit sei es gelungen, in zehn Jahren eine Million sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze zu schaffen und die Jugendarbeitslosigkeit auf ein Drittel zu senken.

Damit sich die Bürger des Freistaats auch weiterhin "so sicher fühlen können wie in keinem anderen Bundesland", soll die Polizei in Personal und Ausrüstung verstärkt werden. Huber verteidigte eine Obergrenze von 200 000 Flüchtlingen im Jahr: "Das Kontingent ist so groß, dass ich überhaupt kein schlechtes Gewissen habe." Zur humanitären Hilfe und Integration gehöre die Begrenzung dazu, "damit uns die Lage nicht über den Kopf wächst".

Eingangs hatte der stellvertretende Kreisvorsitzende Sebastian Straubel den Gast aus München begrüßt. Lautertals Bürgermeister umriss auch gleich, welche Themen den Verantwortlichen der Region "unter den Nägeln brennen": mangelnde hausärztliche Versorgung, Gefahr einer neuen Starkstromtrasse, fehlende Kinderbetreuung und Wohnraum für Flüchtlinge, leere kommunale Kassen.


Mehr Standortqualität gefordert

Was zukünftig für das Coburger Land wichtig werde, skizzierte Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach. Angesichts der Risiken des Brexit für die "bayrisch-britische Verzahnung der Wirtschaft" und einem stärkeren Protektionismus, der gerade die hier starke Automobilzulieferindustrie bedrohen würde, forderte Michelbach mehr Standortqualität und Wachstum.

Zur besseren Infrastruktur zählt der Parlamentarier den Verkehrslandeplatz. "Wir brauchen Baurecht, keine Planfeststellung bis zum Sankt Nimmerleinstag", verlangte Michelbach. Auch bei den hohen Stromkosten forderte er eine Wende, die derzeitigen Netzentgelte bedeuteten einen Standortnachteil. Um die Stärke der heimischen Wirtschaft und ihrer Arbeitskräfte zu erhalten, sei ein "Schulterschluss" aller Beteiligten in Politik und Ökonomie vonnöten.

Landtagsabgeordneter Jürgen W. Heike kündigte härtere Maßnahmen gegen Flüchtlinge an, die sich dem Grundgesetz nicht unterwerfen wollen: "Wer zu uns kommen will, muss sich ordentlich vorstellen und unsere Regeln auch einhalten", sagte Heike. Heike begrüßte, dass die Devise "Geldleistungen statt Sachleistungen" wieder revidiert werde. "Das war genau die falsche Maßnahme", sagte der Neustädter.