Dem Sieg fehlt ein wenig Freude

2 Min

Die Union wird mit Bundeskanzlerin Angela Merkel weiter regieren. Mit wem ist noch nicht sicher. Hans Michelbach holt trotz Verlusten das Direktmandat.

Die Union ist stärkste Kraft und die CSU verliert weniger Stimmen als die große Schwester, Hans Michelbach holt das Direktmandat. Dennoch wäre es übertrieben, zu sagen, es herrschte euphorische Stimmung im Wahlkreisbüro der CSU im Alfons-Gobbel-Haus in Coburg als die ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl bekannt gegeben werden.
Hans Michelbach als alter Hase auf dem politischen Feld relativiert das Ergebnis: "Wir haben nach einem besonders guten Ergebnis ein normales Ergebnis erzielt." Es ist allerdings das schlechteste, das die CSU seit 1949 erreicht hat. Doch auch darin findet sich noch etwas, das Hans Michelbach positiv aus dem Ergebnis heraus liest. Dass in Bayern weniger Stimmen verloren gingen, ermutigt ihn zu der Aussage: "Es kommt jetzt verstärkt auf die CSU an. Wir sind in der Union gegenüber der CDU gestärkt." Man stehe fest bei Erfolgen wie bei Niederlagen zur Schwester. Müsse aber jetzt: "Den Kollegen deutlich machen, wie die Zukunft aussehen soll."


Absage an Extreme

Immerhin ist die Union stärkste Kraft und darf daraus einen Regierungsauftrag ableiten. Dazu müsse nach Partnern gesucht werden, und zwar "im demokratischen Spektrum", wie Michelbach sagt. Dazu zählt er weder extreme Rechte noch extreme Linke, wie er betont.
Für die CSU müsse jetzt das Ziel sein, Wähler zurück zu holen und wieder über die 40 Prozent-Marke zu gelangen. Im Bund bleiben dafür vier Jahre Zeit. Doch schon im kommenden Jahr wird in Bayern der Landtag neu gewählt. Das wird der erste Prüfstein dafür werden, wie weit die Union bis dahin Wähler überzeugen konnte, die sie jetzt vor allem an die AfD verloren hat.
Das Ergebnis der AfD sieht Hans Michelbach als demokratische Entscheidung, auf die nun reagiert werden müsse. Nicht zuletzt gelte es, die Wähler besser mitzunehmen, ihnen Gründe und Hintergründe von Entscheidungen besser zu erläutern.


Fremdenfeindlichkeit als Makel

Dabei geht es Hans Michelbach nicht nur um Prozentpunkte in der Wahlstatistik. "Es steht viel auf dem Spiel" sagt er mit Blick auf die Wirtschaft. Deutschland sei die wirtschaftliche Kraft in Europa. Aber: "Unser internationaler Erfolg wird nicht größer, wenn die Welt sieht, dass wir eine gewisse Fremdenfeindlichkeit im Land haben."
Zusammenhalt in der Gesellschaft stärke die Wirtschaft. Den fordert Michelbach ein und denkt dabei vor allem an die Region seines Wahlkreises Coburg und Kronach. "Wir müssen besonders den jungen Leuten eine Chance bieten, in der Region zu bleiben", sagt er. Dafür werden Ausbildungs- und Arbeitsplätze gebraucht, die nur eine florierende Wirtschaft bieten kann. Daher sei der Wirtschaftsstandort zu stärken.
Noch ehe seitens der SPD verlautbart wird, dass sie ihre Zukunft nun in der Opposition sieht, prognostiziert Michelbach in Coburg, dass die Bildung einer Koalition schwer werden wird. Ohne die SPD im Boot sind die Möglichkeiten für eine regierungsfähige Koalition aber begrenzt - zumal, wenn extreme auf beiden Seiten des Spektrums ausgeblendet werden.
Das eroberte Direktmandat und der erneuerte Regierungsauftrag waren dann aber immerhin genug Anlass für eine Wahlparty, zu der sich die CSU am Sonntagabend im Stadtcafé traf.