Auf der Veste Coburg gibt es zahlreiche wertvolle Exponate aus der Zeit der Türkenkriege. Die etablierte Bezeichnung aber wirft im Licht neuer Forschungen viele Fragen auf.
Der Name klingt martialisch und war einst auch ganz bewusst gewählt: "Türkenbeute". Unter diesem Etikett firmieren zahlreiche Exponate in den Kunstsammlungen der Veste Coburg: diverse Waffen, prachtvolles Zaumzeug, aber auch ein Reitermantel oder ein großes Zelt. Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld soll sie nach der Schlacht bei Martinestie im September 1789 mitgebracht haben.
"Türkenbeute" - in Zeiten, in denen eifrig nach rassistischen oder diskriminierenden Formulierungen und Bezeichnungen gesucht wird, ist dieses Etikett durchaus heikel. Längst wird dieser Sammlungsteil vorsorglich als "sogenannte Türkenbeute" bezeichnet.
Ist das eine reine Vorsichtsmaßnahme oder gar schon ein Indiz, dass die Kunstsammlungen der Veste Coburg am Anfang einer Umbenennungsaktion stehen? Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben seit 2020 bei inzwischen 143 Exponaten eine solche Umbenennung vollzogen - beispielsweise auch bei einem "Mohr mit Smaragden".
Für Sven Hauschke, Direktor der Coburger Kunstsammlungen, besteht in dieser Hinsicht jedoch kein akuter Handlungsbedarf. Denn neben der "sogenannten Türkenbeute" gebe es in den Coburger Sammlungen kaum Objekte, deren Bezeichnungen als rassistisch oder diskriminierend zu interpretieren seien. Im Falle der "sogenannten Türkenbeute" sei dies im Lichte neuer Erkenntnisse sehr wahrscheinlich auch aus andren Gründen gar nicht erwägenswert.
Bei näherer Betrachtung spreche vieles dafür, dass es sich bei der vermeintlichen Beute von Prinz Friedrich Josias um "Repräsentationsgut" handele - nicht vom Schlachtfeld als Trophäe mitgenommen, sondern gekauft. Bei den Exponaten handle es sich um prachtvolle Objekte, die belegen, welche Bedeutung osmanisches Kunsthandwerk Ende des 18. Jahrhunderts besaß.
Derzeit erforscht Marcus Pilz, seit Mai 2020 Kurator der Kunstsammlungen und zuständig auch für die historische Waffensammlung, die Geschichte der sogenannten "Türkenbeute".
Für ihn ist unmissverständlich klar, dass der Begriff "Türkenbeute" und deren Zuschreibung zu Prinz Friedrich Josias und der Schlacht im Jahr 1789 zumindest in Teilen irreführend ist. Denn einige Exponate sind deutlich älter. Die früheste Quelle ist aus seiner Sicht eine Reise des Coburger Herzogs Albrecht, der Ende des 17. Jahrhunderts nach Ungarn reiste und dort als adliger Tourist Schauplätze des Krieges gegen das osmanische Reich besuchte und von dieser Reise Erwerbungen mit nach Coburg brachte.