Coburger unterstützen kleines Krankenhaus im Congo

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Eine junge Mutter hat ihr krankes Baby in die Kinderstation des Krankenhauses in Kangu gebracht. "In Deutschland könnten wir helfen", sagt Sigrid Gerding (Zweite von rechts). Links: Martin Lücke und Heiner Stepper von der Coburger Delegation. Fotos: Gabi Arnold
Eine junge Mutter hat ihr krankes Baby in die Kinderstation des Krankenhauses in Kangu gebracht. "In Deutschland könnten wir helfen", sagt Sigrid Gerding (Zweite von rechts). Links: Martin Lücke und Heiner Stepper von der Coburger Delegation. Fotos: Gabi Arnold
Neugierige Kinder umzingeln Hochschul-Professor Georg Roth und seine Kamera.
Neugierige Kinder umzingeln Hochschul-Professor Georg Roth und seine Kamera.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Selbst eine Radkappe lässt sich für die Kinder zum Spielzeug umfunktionieren.
Selbst eine Radkappe lässt sich für die Kinder zum Spielzeug umfunktionieren.
 

Die Coburger Initiative für Ärzte im Congo ist erneut in das afrikanische Land gereist. Die achtköpfige Delegation besuchte unter anderem das von ihr unterstützte Krankenhaus in Kangu.

Am Rande des kongolesischen Urwalds steht ein kleines Krankenhaus, das die "Coburger Initiative für Ärzte im Congo" seit einigen Jahren unterstützt. Seit 2010 reist eine Gruppe regelmäßig auf eigenes Risiko und auf eigene Kosten in ein Gebiet, in dem Tourismus völlig unbekannt ist. Seitdem sich die Coburger engagieren, hat sich das Krankenhaus aber schrittweise verbessert. "Es kann eine Medizin angeboten werden, die über dem landesüblichen Durchschnitt liegt", sagt der Coburger Notarzt und Anästhesist Martin Lücke. Damit das Projekt fortgesetzt werden kann, sind Spenden nötig.

Stromversorgung fehlt

Das Krankenhaus Kangu befindet sich in der armen Region Mayumbe in der Provinz Bas-Congo, die am Atlantik liegt.
Die Substanz der Backsteingebäude ist zwar in Ordnung, aber in den Räumen bietet sich ein Bild vom Armut und Mangel - angefangen bei den Betten, über die Apotheke bis hin zur fehlenden Stromversorgung. Dennoch ist seit 2010 bereits ein Fortschritt zu verzeichnen, wenn auch in kleinen Schritten. "Wir erleben wie sich das Krankenhaus nach und nach verbessert", hat Lücke bei seinen Besuchen beobachtet. Die Buchführung sei transparenter, die Wasserversorgung in Zusammenarbeit mit dem katholischen Hilfswerk Misereor verbessert worden.

Dank des Coburger Vereins seien seit drei Jahren wieder größere Operationen möglich - nicht zuletzt durch die kongolesischen Ärzte Robert Muanda, der seine chirurgische Ausbildung in Deutschland und Frankreich erhielt, und Michel Mbungu, der am Klinikum Coburg das Wissen und die nötige Praxis zur Durchführung von Narkosen vermittelt bekam.

Als die deutsche Delegation bei ihrem jüngsten Besuch eintrifft, stehen drei Prostataoperationen an. Später wird eine junge Frau einen kleinen Jungen per Kaiserschnitt zur Welt bringen. Eine Schwester führt die Gruppe durch die einzelnen Abteilungen, überall dasselbe Bild: Armut, Armut, Armut.

Im Untersuchungszimmer der Gynäkologie gibt es keinen Untersuchungsstuhl, für Frühchen ist zwar ein Inkubator vorhanden, aber kein Stromanschluss. In der chirurgischen Abteilung liegt ein junges Mädchen auf einer Holzpritsche. Sie hat eine Infektion am Unterschenkel, die seit Monaten nicht heilt. In der Kinderstation hat eine junge Mutter ihr malariakrankes und unterernährtes Baby gebracht. "In Deutschland könnten wir helfen", bemerkt Sigrid Gerding, die am Klinikum als Anästhesistin arbeitet. Die Lebenserwartung im Kongo liegt bei 45 Jahren. "Weil es in diesem Land so wenig Möglichkeiten gibt, Kindern rechtzeitig zu helfen", erklärt Lücke.

Vor dem Gebäude kochen Menschen auf einer Feuerstelle eine Mahlzeit für die Angehörigen; eine Krankenversicherung gibt es in diesem Land nicht. Die Apotheker Christine Schnitzer und Heiner Stepper machen sich ein umfassendes Bild von der Krankenhausapotheke. Sie werden später beim Besuch des Bischofs vom Boma den Vorschlag unterbreiten, einen pharmazeutischen Assistenten einzustellen. Außerdem soll ein Apotheker beratend zur Seite stehen. Der Träger des Krankenhauses ist die südlich von Kangu gelegene katholische Diözese in Boma.

550 Kilometer sind es vom Krankenhaus Kangu bis zur Hauptstadt Kinshasa. Das entspricht einer Tagesreise, der sandige und hügelige Weg führt durch die wunderschöne Landschaft mit bizarren Bäumen und Palmen, mit Bananen, Papayas und Mangos. Kleine Siedlungen säumen den Weg. Die Menschen leben in schlichten Lehmhütten, Kinder spielen im Sand und winken den Weißen begeistert zu, manchmal betteln sie um Essen.

In der Hauptstadt Kinshasa wohnen die Besucher aus Deutschland im Privathaus von Nico Nzau Nzau, einem langjährigen Freund des Vereinsvorsitzenden Klaus Rückert. Die Grundstücke sind zum Schutz vor Einbrechern von meterhohen Mauern umgeben. Die Demokratische Republik Kongo ist das ärmste Land der Welt. Ein Bürger hat pro Jahr durchschnittlich 220 US-Dollar zur Verfügung. Umgerechnet auf einen Tag bleiben ihm etwa 60 Cent zum Leben.

In der Stadt drängen sich die Autos dicht an dicht, dazwischen ein Gewimmel an Menschen. "Man hat den Eindruck ganz Afrika ist auf den Beinen", sagt Klaus Schwarz. An den Straßen reihen sich kleine, bunte Läden, davor haben Händler ihre Waren ausgebreitet: Obst, Gemüse, Getränke - das Leben spielt sich am Straßenrand ab - in der Hitze, im Staub, in Autoabgasen und Müll.

In der Hauptstadt informieren sich Lücke, Gerding und Stepper in der Universitätsklinik. Auch dort herrscht ein Engpass an Medikamenten. "Das Problem besteht darin, dass viele Medikamente auf dem offiziellen Markt sehr teuer sind", sagt Sigrid Gerding. Eine Ampulle des Narkosemittels Propanol koste hier sechs Dollar, in Deutschland dagegen 80 Cent.

Die kleinen privaten Initiativen werden vom deutschen Botschafter in Kinshasa, Wolfgang Manig begrüßt. Manig spricht bei einem Empfang seine Anerkennung aus und sichert Unterstützung bei anstehenden Projekten zu. So wolle er sich dafür einsetzen, dass das Krankenhaus Kangu an das Stromnetz angeschlossen werde.
Auch die Coburger profitieren von den Besuchen ungemein. "Die DR Kongo ist eben nicht nur ein Land von Hunger, Gewalt und Bürgerkrieg", sagt Klaus Schwarz aus Berlin. Es gebe immer wieder bewegende Momente voll Wärme und Gastfreundschaft. "Trotz allen Mangels sind die Menschen offen, freundlich und fröhlich."