Die Tierrechtsorganisation fordert ein Auftrittsverbot für Zirkusse, die Wildtiere halten. Das soll der Coburger Stadtrat beschließen.
Das Zelt steht schon, heute folgt der Rest der Circus-Krone-Welt: Küche, Schule, Feuerwehr, die eigene Stromversorgung, Büros und Werkstätten aller Art in 330 Wohn-, Pack-und Gerätewagen bilden eine Stadt in der Stadt. 400 Menschen und 200 Tiere werden laut Krone-Pressesprecherin Susanne Matzenau in Coburg erwartet und am Mittwoch um 15.30 Uhr werden die Künstler in Coburg Premiere feiern.
Begleiterscheinung der Gastspielreise sind Proteste von Tierschutzorganisationen. Der deutsche Ableger von "People for the Ethical Treatment of Animals", kurz Peta, hat nach eigenen Angaben bereits gegen das Gastspiel des Circus Krone in Coburg protestiert.
Peta Deutschland fordert den Coburger Stadtrat auf, keine Gastspiele von Zirkussen mit Wildtieren mehr zuzulassen. Als Beweis für Tierquälereien im Circus Krone hat die Organisation einen Link zu einem
Videoim Internet verschickt.
Internet-Videos kann auch der
Circus Krone produzieren, und er hat im März eines
onlinegestellt. Während bei Peta Elefanten und Pferde zu sehen sind, die stupide ihre Köpfe hin- und herschwenken, zeigt der Circus Krone Elefanten im Freigehege auf der grünen Wiese, die mit belaubten Ästen oder Tonnen spielen können, Löwen, die ihre Dompteure knutschen und Seelöwen, die sich in ihrem Wasserbecken tummeln.
Seltene Gastspiele
Das Peta-Video verzeichnet bisher etwas über 16 600 Aufrufe (es datiert vom Mai), das vom Circus Krone wurde schon über eine Million mal angeklickt. Aber finden denn die Tiere wirklich in jeder Gastspielstadt eine grüne Wiese vor? In Coburg auf dem Anger wohl eher nicht. "In der Natur haben es die Elefanten auch mit unterschiedlichen Untergründen zu tun", sagt Susanne Matzenau. Das Widersprechen gegen "Lügen" von Peta und anderen "sogenannten Tierrechtsorganisationen" gehört für sie inzwischen zum Alltag. "Der offene Brief an den Oberbürgermeister kommt immer zwei Tage vor unserer Premiere in einer Stadt", seufzt die Sprecherin.
Die Stadt Coburg ist ohnehin nicht sehr großzügig bei der Zulassung von Zirkusgastspielen. Das hat zum einen damit zu tun, dass der Anger sehr gefragt ist. Deshalb werden Zirkusse normalerweise nur alle zwei Jahre zugelassen, nämlich dann, wenn keine Oberfrankenausstellung stattfindet. Doch voriges Jahr wurde die Ausstellung abgesagt und findet nun kurz nach dem Zirkusgastspiel statt. Als die Absage kam, hatte der Circus Krone aber schon seine Zusage, erläutert Kai Holland, Leiter des Ordnungsamts.
Wenn ein Zirkusgastspiel erlaubt wird, geschieht das nicht ohne Auflagen. Die tierschutzrechtlichen Vorschriften müssen eingehalten werden. Die Tiere müssen ausreichend Platz haben, gut genährt und gepflegt sein, und sie dürfen nicht leiden. Das werde auch kontrolliert, betont Holland.
Tierschutz-Zentralregister
Vor allem könne das Veterinäramt dank des bayerischen Zentralregisters sehen, ob es auch an anderen Spielstätten schon Beanstandungen gab und dann gezielt auf diese Schwachpunkte achten. Doch die gebe es beim Circus Krone nicht, teilt Susanne Matzenau mit: "In den letzten Jahren gab es keinen einzigen negativen Eintrag." Die Verstöße, die die Organisation Peta auf ihrer
Homepageauflistet, liegen drei Jahre und länger zurück.
Die Einhaltung der Tierschutzrichtlinien ist ein Kriterium, nach der das Ordnungsamt die Vorauswahl für die Zirkusgastspiele trifft. Beurteilt werden außerdem das angebotene Programm, die Vertragstreue und wann das Unternehmen das letzte Mal da war. "Keine Wildtiere" ist da noch kein Kriterium. Kai Holland hat auch so seine Zweifel, ob ein solches "Wildtierverbot" bei der Zulassung von Zirkusgastspielen rechtlich haltbar wäre. Genehmigen muss die Gastspiele jeweils der Verwaltungssenat.
Susanne Matzenau hat für Kritiker und alle, die es genau wissen wollen, nur einen Tipp: den Zirkus besuchen. Es gebe den Krone-Zoo (täglich ab 10 Uhr geöffnet und am Mittwoch bis 13 Uhr sogar kostenlos), und auch bei den Proben könne man zuschauen. "Wir sind auf der sicheren Seite, und wir sind die wahren Tierschützer."