Gruppen aus zwölf Schulen trafen sich in Wittenberg zum Arbeiten, Diskutieren und Feiern. Mit dabei: acht Schülerinnen aus Coburg.
Angenommen, Terroristen haben ein vollbesetztes Passagierflugzeug gekapert und drohen damit, es über einem ebenfalls vollbesetzten Fußballstadion abstürzen zu lassen. Was sollen die Zuständigen tun? Das Flugzeug abschießen, um die Stadiongäste zu retten? Keine einfache Frage. Die Gruppe von Viktoria Duffek wählte sie, um zu erläutern, womit sie sich zwei Tage lang beschäftigt hatten: Fundamentalismus und seine Folgen.
Viktoria Duffek und sieben ihrer Klassenkameradinnen aus der CO I nahmen in Wittenberg am Treffen der Lutherschulen teil, dem dritten seit 2010. Dabei ist die Realschule CO I strenggenommen keine Lutherschule. Aber sie befindet sich in einer Stadt mit Lutherstätte (der Veste) - und das genügte. Eine Lutherschule gibt es in
Coburg zwar auch, aber das ist eine Grundschule. Zum Lutherschulentreffen werden aber nur weiterführende Schulen eingeladen.
Aus Bayern nahm neben der Coburg noch das Apian-Gymnasium Ingolstadt teil, die übrigen zehn Schulen kamen aus den Bundesländern Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Begleitet wurden die acht Mädchen von Deutschlehrer Christian Koch. Die Gruppe selbst fand sich auf ganz einfache Weise zusammen: Schulleiterin Susanne Carl fragte Nadja Hackmann, die sich in der Schultheatergruppe engagiert, wer mitfahren würde. Nadja schlug vor, in ihrer Klasse 9d Interessenten zu suchen. Sieben Mädchen meldeten sich, und nun durften sie ihre Fahrt organisieren. "Sie haben sogar das Gruppenticket für die Bahn selbst besorgt", erzählt Carl stolz.
Es waren aufregende, spannende und anstrengende Tage in Wittenberg. Sogar abends gab es noch Vorträge und Führungen.
Keine Chance, nebenbei noch für die Chemiearbeit zu lernen, die sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr schreiben mussten, erzählt Nadja Hackmann. "Entsprechend ist sie ausgefallen." Die anderen in der Runde ziehen Grimassen. Aber sie nicken alle, als Nadine Winkler sagt: "Wenn ich nicht mitgegangen wäre, hätte ich das bereut."
Sie war zusammen mit Selina Jäckel in der Gruppe "Aufs Maul geschaut", die sich mit dem Thema Vorurteile befasste und damit, wie Deutschland und Deutsche im Ausland gesehen werden. Luca Sollmann gehörte dem Redaktionsteam an, das fürs Internet (
www.menschmartin.org) und für die
zum Artikel über das Lutherschulentreffen">Mitteldeutsche Zeitung vom Lutherschulentreffen berichtete. Nadja Hackmann wählte - was sonst - den Theaterworkshop. Innerhalb von zwei Tagen erarbeitete die Gruppe zusammen mit drei jungen Flüchtlingen ein Stück zum Thema "Die Eine Welt".
Lob von der Bischöfin
Die "Eine Welt" ist das Motto des Jahres 2016 in der sogenannten Reformationsdekade. Sie endet 2017 mit dem 500. Jubiläum von Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg. Das Jahresmotto prägte auch die verschiedenen Workshops. Sina von der Weth ging mit ihrer Gruppe der Frage nach "Haste was - dann biste was?", befasste sich mit den Themen Konsum und Gerechtigkeit.
Hannah Wagner begab sich auf eine gedankliche Kreuzfahrt zum "neuen Menschen", zeigte sich aber ein wenig enttäuscht von der Umsetzung des Themas im Workshop.
Johanna Hecke schließlich hatte sich für das Thema "Reformation und Medienrevolution" entschieden. Schließlich fielen Reformation und die Entwicklung des Buchdrucks zusammen. Die Ergebnisse ihrer zweitägigen Workshops präsentierten die insgesamt 80 Schüler nicht nur sich gegenseitig und ihren Lehrern. Zur Abschlusspräsentation kam sogar Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Nadja Hackmann nutzte die Gelegenheit, ihn zu bitten, dass auch weiterhin Geld für diese Lutherschultreffen bereitgestellt werden solle, "weil ich es stark finde, mit komplett fremden Leuten so etwas zu erarbeiten". Denn es ging das Gerücht um, dass die Treffen aus Geldmangel eingestellt würden.
Auch die sachsen-anhaltinische Landesbischöfin Ilse Junkermann kam zum Abschluss des Luthertreffens, sah und lobte die Präsentationen, den Film vom Treffen und das Theaterstück.
"Bei dem Film und den Präsentationen hat jeder eine Gänsehaut bekommen", erzählt Johanna Hecke. Auch auf der Heimfahrt nach Coburg hat das Lutherschulentreffen die acht Mädchen noch nicht losgelassen. Die Frage, ob man ein vollbesetztes Flugzeug abschießen darf, um ein womöglich größeres Unglück zu verhindern, haben sie noch im Zug diskutiert.