Coburger Kochgruppe: Verzicht auf alles vom Tier

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Saskia Kubik und David Stengel beim Zubereiten eines veganen asiatischen Gemüsegerichts. Foto: Helke Renner
Saskia Kubik und David Stengel beim Zubereiten eines veganen asiatischen Gemüsegerichts. Foto: Helke Renner

Jetzt beginnt die Fastenzeit. Wie wäre es mal mit einem Verzicht auf tierische Produkte? Die Mitglieder einer veganen Kochgruppe tun das seit fünf Jahren. Eltern von Kleinkindern rät eine Ernährungsberaterin zur Vorsicht.

Es gibt asiatische Gemüsesuppe mit Broccoli, Chinakohl, Weißkohl, Porree, Paprika, Fenchel, grünen Bohnen und Sojasoße. Saskia Kubik und David Stengel sind schon da und machen sich ans Gemüseschneiden. Jeden Donnerstag kommen sie ins Jugendzentrum Domino und kochen zusammen mit anderen vegane Gerichte. Gegen 16 Uhr geht es los. Ist das Essen fertig, wird es allen angeboten, die sich gerade im Domino aufhalten - für einen Solipreis.

Seit fünf Jahren gibt es diese Gruppe, von einer vorübergehenden Mode zu sprechen, verbietet sich da. Was aber hat die jungen Leute bewogen, komplett auf tierische Produkte, also nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milch, Käse, Jogurt, Eier oder Butter zu verzichten? "Bei mir hat es damit begonnen, dass ich keine Tiere mehr essen wollte", erzählt David Stengel. Also ernährte er sich erst einmal vegetarisch. Dann habe er einige Veganer kennengelernt und angefangen, zusammen mit ihnen vegane Gerichte zuzubereiten. "Das war das erste Mal überhaupt, dass ich gekocht habe." Später erfuhr David von der Kochgruppe und hat sich ihr angeschlossen.
Auch Saskia Kubik will einfach nicht, dass ein Tier getötet werden muss, damit sie etwas auf den Teller bekommt. "Ich finde es auch nicht gut, unter welchen Umständen sie zum Teil gehalten werden", sagt sie. Aber vegane Ernährung lasse sich am besten in der Gruppe durchhalten. "Allein ist es zu schwer." In der Domino-Gemeinschaft habe sie vieles gelernt und festgestellt, dass es eigentlich ganz einfach ist, sich ohne tierische Produkte zu ernähren, stellt Saskia Kubik fest.

Lieber doch kein Soja?
Was aber essen die beiden? "Vor allem Gemüse, Pilze, Hülsenfrüchte, etwas Tofu und natürliche Gewürze", erläutert David Stengel. Wobei er zu Soja-Produkten eher ein kritisches Verhältnis hat. Zu viel ist in den zurückliegenden Jahren über den Soja-Anbau bekannt geworden. Stichworte wie Monokultur in Argentinien, Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien zugunsten von Anbauflächen für Soja oder auch Genmanipulationen an der Pflanze beschäftigen die beiden Veganer. "Man weiß so wenig über die Herkunft", gesteht David Stengel ein.
Ähnlich sieht es mit den Fleisch- und Käseersatzprodukten aus. Im vergangenen Jahr hat die Verbraucherschutzzentrale Hamburg einige dieser Lebensmittel untersucht und festgestellt, dass sie oft sehr viel ungesättigte Fettsäuren und Salz enthalten. Um einen annehmbaren Geschmack zu erreichen, werden laut Verbraucherschutzzentrale Aromen unklaren Ursprungs zugesetzt.

"Ich brauche diese Ersatzprodukte nicht, auch kein Tofu", sagt Saskia Kubik. Mangelerscheinungen habe sie trotzdem nicht. "Ich lasse einmal im Jahr mein Blut untersuchen. Bisher hatte ich keine Probleme." Den oft zitierten Vitamin-B-12-Mangel habe sie bei sich noch nicht feststellen können. "Vieles ist ja auch schon in Nüssen und Getreide enthalten." David Stengel hat sich bisher noch nicht untersuchen lassen. Er fühle sich aber fit, sagt er.

Was für Erwachsene unproblematisch erscheint, kann aber für Kinder problematisch werden, stellt Gudrun Möckl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg fest. Sie empfiehlt, Kinder nicht völlig ohne tierische Lebensmittel zu ernähren, weil das einige Risiken berge. "Besonders Säuglinge und Kleinkinder gedeihen durch teilweise gravierenden Nährstoffmangel nicht wie die vollwertig ernährten Kinder ihrer Altersgruppe. Verlangsamte motorische und geistige Entwicklung können die Folge sein." Problematisch sei insbesondere der Mangel an Vitaminen B 12 und D sowie am Mineralstoff Calcium. "Auch die Zufuhr von Protein, Vitamin B 2, Eisen, Zink und natürlich auch die Energiezufuhr kann knapp werden." Auf diese Weise und weil vegane Ernährung gerade in ist, Mangelernährung bei Säuglingen und Kleinkindern in einem Land wie Deutschland zu provozieren, finde sie mehr als fragwürdig, sagt Gudrun Möckl.

Anders sei die Situation bei einer ovo-lacto-vegetarischen Ernährung, bei der zwar kein Fleisch verzehrt wird, dafür aber Milch, Milchprodukte und auch Eier. "Bei einer wohlüberlegten Lebensmittelauswahl ist es durchaus möglich, Kinder auf diese Weise optimal zu ernähren. Lediglich die Eisenzufuhr kann problematisch werden." Gu drun Möckl zieht folgendes Fazit: "Eine gesunde Kinderernährung kann fleischfrei, nicht aber vegan sein." Aber auch bei der vegetarischen Ernährung sei es wichtig, auf die regelmäßige Zufuhr eisenreicher Vollkornprodukte, Kartoffeln, vitamin-c-reiches Gemüse und Obst zu achten sowie den Eiweiß- und Calciumbedarf der Kinder über Milch- und Milchprodukte zu decken. Das deckt sich mit dem, was auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu finden ist.

Der Vegetarierbund Deutschland dagegen hält die vegetarische und vegane Ernährung von Kleinkindern prinzipiell für möglich. Er rät aber, darauf zu achten, dass die Nahrung ausreichend Energie und Protein und wenig Ballaststoffe enthält. Die Proteinversorgung könne durch die regelmäßige Verwendung von Getreide, Hülsenfrüchten und Kartoffeln verbessert werden. Ein hoher Verzehr von tierischem Protein, vor allem in Form von Milch und Milchprodukten, erhöhe hingegen das Risiko eines höheren BMI und Körperfettanteils im Grundschulalter. Vegan ernährte Kleinkinder seien zwar häufig kleiner und leichter als vergleichbare Mischköstler, ihre Nährstoffversorgung liege aber im Bereich der Empfehlungen.

Kein Thema in Kindergärten
Eine Umfrage in den Coburger Kindertagesstätten ergab, dass es dort kaum Kinder gibt, die vegan ernährt werden. Größer ist aber die Zahl der Vegetarier. Im städtischen Kinderhaus zum Beispiel ist das gar kein Problem. "Bei uns wird sowieso nur einmal in der Woche Fleisch gegessen", erzählt Saskia Schump vom Kinderhaus. Auch in anderen Tagesstätten stellt man sich auf vegetarisch ernährte Kinder ein.