Coburger Jugend bekommt einen extra Platz für Freizeitsport

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Abgebaut und heruntergekommen: Von der Skateranlage bei der Coje in der Rosenauer Straße sind noch zwei Surfstangen übrig geblieben. Der Belag des Basketball-Spielfeldes nebenan weist massive Schäden auf. Foto: Christoph Winter
Abgebaut und heruntergekommen: Von der Skateranlage bei der Coje  in der Rosenauer Straße sind noch zwei Surfstangen übrig geblieben. Der Belag des Basketball-Spielfeldes nebenan weist massive  Schäden auf.  Foto: Christoph Winter
Der Belag des Basketball-Spielfeldes nebenan weist massive Schäden auf. Foto: Christoph Winter
Der Belag des Basketball-Spielfeldes nebenan weist massive  Schäden auf.  Foto: Christoph Winter
 

Das Gelände bei der Coje in Coburg wird um einen Jugendspielplatz mit Skater- und Parkour- und Boulderanlage für 525.000 Euro erweitert.

Sie heißen "Bank Hip", "Ledges/Bank to Rail", "Flatrail", "Curb" oder "Quarter Hip". Das alles sind Elemente, die von Skatern benutzt werden, wenn sie ihre Kunststücke auf dem Brett mit den vier Rollen vollführen. In etwa zwei Jahren soll Coburg nach dem einstimmigen Beschluss des Bau- und Umweltsenates vom Mittwoch eine solche Skateranlage haben, neben zwei kleinen Basketball-Spielfeldern, eventuell einer Sportkletteranlage (Bouldern) sowie einem Feld für die Sportart Parkour. Entstehen soll dieser Jugendspielplatz für Gesamtkosten von 525 000 Euro auf der Wiese bei der Coje in der Rosenauer Straße. Voraussetzung für das Projekt, es gibt Zuschüsse aus dem Förderprogramm "Zukunft Stadtgrün", denn die Kosten stießen einigen Mitgliedern des Bau- und Umweltsenates doch sauer auf.

Angestoßen hat den Bau eines Jugendspielplatzes für diese so genannten Funsportarten ein Stadtratsantrag der SPD-Fraktion vom Mai dieses Jahres. Seit fünf Jahren setzten sich Jugendliche dafür ein, dass die Skateranlage an der Coje neu gestaltet werde, heißt es in dem Antrag. Getan habe sich allerdings wenig. 1998 hatte die Stadt bei der Coje eine Skateanlage gebaut. Aber mit der Zeit verfiel die Anlage und genügte auch den sicherheitstechnischen Anforderungen nicht mehr. Ende 2016 versperrte ein Bauzaun den Zutritt, allerdings wurde die Einzäunung immer wieder aufgebogen, um doch mit Skateboards oder Scootern auf den Rampen zu fahren. In der Folge verschwanden alle künstlichen Hindernisse und Bauten bis auf zwei Surf-Stangen. Der Asphalt des Basketballplatzes direkt daneben ist so oft ausgebessert worden, dass er uneben, löcherig und holprig ist. Mehrfach wurde auf dem Basketballplatz im Winter eine Eisbahn angelegt, mit überschaubarem Erfolg.

Vereine wollen Geld zur Verfügung stellen

Für das Jugendamt erklärte Ulrich Schmerbeck, dass es eine Nachfrage für einen Skatepark in Coburg gebe. Bislang weichen die Coburger Jugendlichen zum Skateboardfahren auf die Anlage in Großheirath aus. "Nach unseren Schätzungen sind es etwa 40 bis 50 Skater, 15 Scooter, etwa 70 Parkoursportler, 30 bis 40 Basketballer, 50 bis 60 Bouldersportler. Laut Erfahrung der Fachplaner, mit denen wir die Jugendbeteiligung durchgeführt haben, wird ein Funsportareal viele Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene anziehen, sobald es gebaut ist." Nach den Worten von Schmerbeck würden die Sportvereine TV 1848 und die Sektion Coburg des Deutschen Alpenvereins für die Parkour- und die Boulderanlage Geld zur Verfügung stellen.

"Wenn ich die Kosten sehe, falle ich vom Stuhl", meinte CSB-Stadtrat Hans-Heinrich Ulmann, während Peter Kammerscheid (Pro Coburg) sich angesichts der mehr als halben Million Euro "erschrocken" zeigte. Die CSU-Vertreter Jürgen Oehm und Max Beyersdorf wollten erst die Zuschussmöglichkeiten, das Sponsoring und den Bedarf geklärt wissen. "Braucht es direkt neben dem Kletterzentrum des Alpenvereins wirklich noch eine Boulderanlage?", fragte Beyersdorf. Gleichwohl war sich das Gremium einig, dass ein Skatepark wieder gebraucht wird. Jedes Bewegungsangebot für Jugendliche sei wichtig, so Beyersdorf.

Vorbehaltlos für das Projekt sprachen sich Petra Schneider (SPD), Barbara Kammerscheid (SBC) und Wolfgang Weiß (B'90/Die Grünen) aus. Die SBC-Stadträtin meinte zur Kritik, man plane, ohne die genauen Kosten zu kennen, gleiches passiere auch beim "Globe" im ehemaligen Güterbahnhof. Ohne so konkret zu werden, beklagte CSU-Stadtrat Jürgen Oehm: "Wir geben zurzeit viel Geld aus, machen unkontrolliert Investitionen, ohne zu wissen, wo das Geld landet." Das wiederum rief Wolfang Weiß (Grüne) und Petra Schneider (SPD) auf Plan: Der Ausdruck "unkontrollierte Ausgaben" sei eine Frechheit, erwiderte Schneider, und von etwas Zukunftweisendem ("das kostet") sprach Wolfgang Weiß.

Im nächsten Jahr sollen Planung und das für eine Förderung nötige Beteiligungsverfahren erfolgen, die Bauarbeiten selbst dann im Jahr 2020.

Was ist Parkour?

Parkour ist eine Fortbewegungsart, deren Ziel es ist, nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst effizient von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Es wird versucht, sich in den Weg stellende Hindernisse durch Kombination verschiedener Bewegungen so effizient wie möglich zu überwinden. Bewegungsfluss und -kontrolle stehen im Vordergrund. Aus den spielerischen Verfolgungsjagden der Kinder über Treppen, Tischtennisplatten, Papierkörbe und kleinere Bäche Ende der 1980er Jahre entwickelten die Jugendliche die Sportart Parkour in Paris durch Einbeziehung immer schwierigerer Hindernisse wie Mauern, Zäune, Baugerüste - später auch Gebäudefassaden und Hochhäuser.

Stilles Örtchen am Goldbergsee

Der Goldbergsee erfreut sich als Ausflugsziel großer Beliebtheit. Mancher Spaziergänger verspürt ein menschliches Bedürfnis. Im Moment bleibt nur, sich in die Büsche zu schlagen. Besonders in der warmen Jahreszeit sei dies zivilisatorisch und hygienisch sowie auch tatsächlich anrüchig. Daher hat die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Mai den Bau einer öffentlichen Toilette beantragt.

Was für den Bahnhof als Selbstverständlichkeit erachtet wird, ist am Goldbergsee so einfach nicht. Für die Grünen zog Stadtrat Wolfgang Weiß nach einer kontroversen Diskussion über Kosten, Zuschussmöglichkeiten, Standort und Gestaltung den Antrag zurück, aber für die nächste Sitzung des Bau- und Umweltsenats kündigte er einen modifizierten Antrag an.

Je nach Ausführung und Größe kostet ein "Häuschen" zwischen 140 000 und 160 000 Euro. Darin sind auch die Anschlüsse an das Wasser-, Strom- und Abwassernetz enthalten, sogar eine automatische Reinigung ist möglich. Alle nötigen Leitungen sind im Untergrund beim Parkplatz am Goldbergsee vorhanden und das Grundstück gehört der Stadt, erklärte Christina Schug vom Bauverwaltungsamt.

Viel Geld für ein Klo, so die Meinung von Pro-Coburg-Stadtrat Peter Kammerscheid. Die Bedürfnisanstalt sollte in Kombination mit einen Informationspunkt oder einer touristischen Nutzung entstehen, um Fördergelder zu bekommen. Für eine kombinierte Nutzung sprach sich auch SPD-Stadträtin Petra Schneider aus. Zusätzlich "wird's mir bei dem Standort am Parkplatz übel". Ein reines Parkplatz-WC kommt für sie nicht infrage. An ein grünes Klassenzimmer könne auch eine öffentliche Toilette angegliedert werden. Eigentlich sollte sich das sanitäre Problem dann lösen, wenn ein gastronomischer Betrieb sich am Goldbergsee etabliert. Aber eine Gaststätte ist nicht in Sicht.

Während der Sitzung wollte Grünen-Stadtrat Wolfgang Weiß den Antrag seiner Fraktion um den Passus von Zuschüssen erweitern, jedoch verlangten Peter-Kammerscheid und Jürgen Oehm (CSU), diesen abzusetzen und später darüber zu diskutieren. "Wir formulieren hier doch nicht Anträge für die Grünen." In der Folge zog Weiß den Antrag seiner Fraktion zurück.

Bebauungsplan beschlossen

Mehrheitlich verabschiedet hat der Bau- und Umweltsenat am Mittwoch eine Änderung des Bebauungsplanes für das viel diskutierte und strittige Baugebiet am Judenberg. Durch Einwände und ein Urteil des Verwaltungsgerichts vom Mai mussten die bisherigen Festsetzungen neu beurteilt werden. Nach wie vor gibt es Kritik an dem Baugebiet, das schon die Verwaltungsgerichte beschäftigt hat. Warum die geplanten Wohnhäuser noch nicht gebaut würden, sei Sache des Bauherrn, erklärte Bürgermeisterin Birgit Weber.