Die Gastronomie kämpft für ein besseres Image. Bei der Veranstaltung "Jugend wird Profi" können Schüler einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Wer hat das Zeug zum perfekten Gastgeber? Im Landkreis Coburg dreht sich bei der Veranstaltung "Jugend wird Profi" vom 22. bis 24. Februar alles darum, junge Menschen für die Gastronomiezu begeistern. Gesucht werden Jugendliche, die gerne kochen und Kochabende oder Partys mit Freunden organisieren. "Wir wollen ihnen über ihr Hobby einen Zugang zur Gastronomie schaffen", sagt Elke Gillardon, Projektleiterin der Stiftung Lebenspfad.
Unbesetzte Ausbildungsplätze
Denn in der Gastronomie mangelt es an Nachwuchskräften."Das ist nicht nur in der Gastro so, sondern auch in vielen Bereichen des Handwerks und der Industrie", sagt Kerstin Pilarzyk, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Zum einen gebe es generell weniger Nachwuchs, zum anderen "gibt es nur noch wenige, die anpacken wollen". Sie ist sich sicher: "Das liegt oft nicht an den Jugendlichen selbst, sondern an den Eltern." Gymnasium, Abitur, Studium - für viele ist die Karriere der eigenen Kinder bereits durchgeplant, ehe diese selbst wissen, was sie später einmal machen möchten. Der Stellenwert eines Ausbildungsberufes sei stark gesunken. Immer mehr Schüler absolvieren das Abitur und überlegen dann erst, wie es weitergeht. Dabei ist nicht jeder für ein Studium geeignet - die Zahl der Studienabbrüche steigt. "Das Kind durch das Abitur zu schleppen, obwohl es besser in der Mittel- oder Realschule aufgehoben wäre, ist der falsche Weg", sagt Pilarzyk.
Schlechter Ruf der Branche
Die Gastronomie hat zudem mit einem schlechten Image zu kämpfen, wie Kerstin Pilarzyk weiß. "Wir tragen nicht nur Teller hin und her. Wir sind Gastgeber, das müssen wir in den Vordergrund stellen", sagt sie. Nicht umsonst dauere die Ausbildung drei Jahre. "Ohne uns gäbe es bei Geburtstagen, Hochzeiten, generell bei Feiern keinen schönen Rahmen", sagt sie. Wenn alle Betriebe an einem Feiertag schließen würden, dann würde auch der Bevölkerung bewusst werden, wie wichtig der Berufszweig ist.
Miese Bezahlung, schlechte Arbeitszeiten und undankbare Gäste: In kaum einer anderen Branche, so Pilarzyk, liegen Realität und Vorstellungen so weit auseinander wie in der Gastronomie. Zwar muss am Wochenende gearbeitet werden, allerdings sind die Arbeitszeiten in einer Fünf-Tages-Woche geregelt. Außerdem, so Gillardon, kommt man direkt mit dem Gast in Kontakt und entwickelt eine gute Menschenkenntnis. Und das Trinkgeld sei eine Form der Wertschätzung und Bestätigung für gute Arbeit. Zwar gebe es auch undankbare Gäste, aber auf die treffe man in jeder Branche.
Aufs Trinkgeld angewiesen ist ein Lehrling übrigens nicht. Im ersten Ausbildungsjahr verdient ein Azubi 755 Euro, im zweiten 850 und im letzten 950 Euro. Nach der Ausbildung gebe es, so Pilarzyk, zudem vielseitige Weiterbildungsmöglichkeiten und ein großes Stellenangebot. "Arbeitslos wird in diesem Beruf niemand", sagt sie. Das alles nütze aber nichts, wenn die Jugendlichen und ihre Eltern von vornherein von der Gastrobranche abgeschreckt sind.
Intensives Programm
Deshalb veranstalten die Stiftung Lebenspfad zusammen mit der Genussregion Coburg Land und der Kreisstelle Coburg des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes die "Gastgeber-Challenge". Diese findet in den fünf Partnerbetrieben statt (Alte Mühle in Oberwohlsbach, Restaruant am Froschgrundsee, Brauereigasthof Grosch in Rödental, Landhotel Steiner Großheirath und im Kurhotel Bad Rodach).
Dort werden am "Coburger-Weekend" Workshops zum souveränen Verhalten und Auftreten sowie zur diplomatischen Gesprächsführung gehalten - alles Dinge, die ein guter Gastgeber beherrschen sollte, meint Gillardon. Die Teilnehmer schlüpfen direkt in die Rolle des Gastes, denn sie übernachten auch in den Hotelrestaurants.
Ich habe gerade gesehen: Nicht nur, dass man als Bewerberinteressent da sogar noch 50 Euro blechen muss, nein: Im Programm ist laut Webseite sogar zweimaliges Probearbeiten bzw. Praktikum inbegriffen.
Wow. Absurder geht es kaum.
Von wegen Fachkräftemangel. 50 Euro zahlen für ein Bewerbungsevent und dort dann auch noch arbeiten dürfen.
Ist das bisher erste Mal, dass ich höre, dass man fürs Probearbeiten sogar nun noch zahlen muss. So schlimm kann der Bewerbermangel in der Gastro dann ja offenbar nicht sein.
Es mag sein, dass man sich als Gastronom gelegentlich mit undankbaren Gästen ärgern muss, aber als Gast muss man sich auch manchmal mit Gastronomen ärgern, die nicht verstanden haben, dass der Gast das Gehalt bezahlt.
In einem guten Restaurant sollte es nicht vorkommen, dass das Essen mal gut und mal nicht so toll ist, je nach Laune des Kochs. Die überzogenen Getränkepreise (z. B. 0,5L Pils fast 4,-€, Eine Tasse heißes Wasser mit Teebeutel 3,80€) sind mittlerweile auch hier in der Gegend ein immer größeres Problem und verärgern einige Gäste, die dann nicht mehr wiederkommen. Wer Werbeaktionen mitmacht (z. B. 2:1 Gutschein im Schlemmerblock) sollte sich auch an die Regeln halten und keine Einschränkungen machen. Beim Bezahlen wird oft nur die umständliche und rückständige Barzahlung akzeptiert, Kartenzahlung (VISA, Mastercard) ist oft nicht so gerne gesehen. Wenn das Kartenlesegerät angeblich defekt ist, wird man schon mal zur Barzahlung genötigt.
Sicherlich lassen die Gäste dann ihren Frust an der Bedienung aus, obwohl eigentlich Wirt/Wirtin der richtige Ansprechpartner wäre. Auch deshalb dürfte das Interesse an einer Ausbildung in der Gastronomie nicht so hoch sein.
So schlimm kann der Mangel an Fachkräften ja nicht sein, wenn man - wie der Internetseite dieser Aktion zu entnehmen ist - als Berufsinteressierter 50 Euro zahlen (!) muss, um an der Veranstaltung teilzunehmen...
Wie bitte? Da sollen Jugendliche einen halben Hunni abdrücken, um "reinzuschnuppern"? Wo leben denn die Pilarzyks dieser Region? Wahrscheinlich immer noch da, wo ein studierter Braumeister im Winter nachhause geschickt wird, weil da zuwenig zu tun ist.
Und mit der "Gourmetküche" ist es nicht nur am Rödenufer auch nicht so weit her: Unser letzter Besuch war deshalb der letzte, weil in einem voll besetzten Lokal Gästen beschieden wurde, Bratkartoffeln seien "aus", während Salzkartoffeln weiter munter in den Saal getragen wurden. Fazit: Dort gibt's – unter anderem – Fertigbratkartoffeln. Und dort ist füglich unseres Bleibens nimmermehr. Zumal zu den für Fertigfutter aufgerufenen Preisen.
Vielleicht sollten die von Fachkräftemangel so arg geplagten Gastronomen das Pferd einfach von der richtigen Seite her aufzäumen. Mit einem ziemlich happigen Eintrittsgeld fürs Reinschnuppern wird das jedenfalls nichtser als nichts ...