Bereits zum elften Mal standen die Türen der Hochschule für Kinder offen. Der Andrang ist ungebremst.
Zu seinem ersten Besuch an der Kinder-Uni hatte Bruno Welsch seine Mama angemeldet. Das hat dem 10-Jährigen so gut gefallen, dass er öfters Hochschulluft schnuppern wollte. Zur Kinder-Uni geht er seither regelmäßig und sucht sich die passende Vorlesung aus. Am Samstag hat er sich für das Thema "Warum fliegt ein Flugzeug" entschieden, auch am Nachmittag möchte er in eine Vorlesung gehen. Bruno gehört zu den 180 Teilnehmern, die am Samstag die Hochschule nebst Hörsäle stürmten.
Zweimal im Jahr, vor Beginn des neuen Semesters, gehört die Hochschule den Kindern. Das Angebot richtet an die Altersgruppe der Acht- bis 12-Jährigen. Dass bereits Kinder in den Uni-Alltag hineinschnuppern dürfen, ist nichts Neues. Wie die Familienbeauftragte der Hochschule, Monika Faaß erzählt, sind die Kinder-Unis vor 15 Jahren in Tübingen aus der Taufe gehoben worden, schnell zogen andere Städte nach - auch Coburg, wo Kinder zum elften Mal in den Hörsälen Platz nehmen.
Das Besondere ist, dass in der Hochschule Coburg ein ganzer Tag den Kindern gewidmet ist, und zwar mit allem was dazu gehört, natürlich auch ein Essen in der Mensa, wie bei den "richtigen Studenten". Faaß erklärt: "Wir wollten in Coburg nicht nur Vorlesungen abhalten, sondern den Tag zu einem Erlebnis für die Kinder machen." Es gehe darum den Kinder Freude an der Universität und am Lernen zu vermitteln. "Wir zeigen, Wissen kann richtig Spaß machen", sagt Faaß.
Viele der Schüler kommen wie Bruno immer wieder, andere sind zum ersten Mal dabei, Felix Grefeld und Gustav Müller wohnen in benachbarten Thüringen in Sonneberg beispielsweise. Mit strahlenden Augen erzählen die beiden, dass sie nun wissen, weshalb ein Flugzeug abhebt. Die Jungs besuchen die vierte Klasse der Grundschule und sind neun Jahre alt. "Voll cool" finden sie den Uni-Tag.
Die Teilnehmer kommen aus unterschiedliche Schultypen, von der Grundschule bis zum Gymnasium, um das Studentenleben ein bisschen nachzuvollziehen.
Apropos: Für den reibungslosen Ablauf sorgen 25 ehrenamtliche Studenten aus allen Fakultäten. Im Foyer sitzen Sandra Flügel, die Soziale Arbeit studiert und Nadine Abdel-Razaq, eine BWL-Studentin. Die jungen Frauen schreiben Urkunden über die Teilnahme aus. "Mit Bachelor können die Kinder nicht so viel anfangen, deshalb bekommen sie eine Urkunde und zu Beginn einen Studentenausweis ausgehändigt", sagt Sandra Flügel.
Die Urkunde ist natürlich vom Hochschulpräsidenten Michael Pötzl unterzeichnet. Monika Faaß spricht im Vorfeld der Veranstaltung die Dozenten an und sucht die Themen aus, die dann kindgerecht vorgetragen werden.
Vier Vorlesungen zu den Themen: Woher kommen die Gefühle, warum fliegt ein Flugzeug, was passiert mit Kopf und Geis, wenn wir denken oder Versicherungen, mehr Sicherheit, stehen zur Wahl. "Die Kinder können jeweils am Vormittag und Nachmittag eine Vorlesung besuchen", erklärt Monika Faaß.
Nach dem Mittagessen in der Mensa gehen Bruno, Felix und Gustav in die Vorlesung von Professor Niko Kohls zum Thema "Denken". Überraschend erfahren die Kinder, dass sie, auch wenn sie schlafen, denken.
Übrigens: Der Kopf ist voll mit neuen Erkenntnissen, als das Studentenleben am Nachmittag endet. Am Montag gehören die Hörsäle wieder den Erwachsenen.
Schade ist nur, dass das klassische Handwerk sich in Coburg nicht ansatzweise so gut engagiert, wie die Fachhochschule.
Wenn von Fachkräftemangel die Rede ist, sprechen wir nämlich nicht von Akademikern, sondern von den klassischen Handwerksberufen (Fleischer, Zerspanungsmechaniker, Heizungsinstallateure, Kranken- und Altenpfleger, ...), die keiner mehr machen will.
Der Arbeitsmarkt für Akademiker wird hingegen zunehmend überschwemmt. An jeder namhaften Universität gibt es für fast alle Studiengänge inzwischen NCs wo es vor 10 Jahren noch völlig undenkbar war. Nicht etwa aufgrund gestiegener intellektueller Anforderungen, sondern schlicht und einfach aus Kapazitätsmangel.
Jeder möchte heutzutage Chef sein!
Diese Überflutung von Akademikern führt dazu, dass der akademische Arbeitsmarkt in Deutschland ausgesprochen hart umkämpft ist und die Leute daher vermehrt auswandern. Gleichzeitig werden Stellen, die definitiv kein Studium benötigen (z.B. Betriebswirte) zunehmend von Akademikern besetz, weil der Markt es hergibt.
Wir haben hier eine ("Teufels"-)Spirale, da aufgrund der großen Konkurrenz das erwartete Niveau steigt, was aber dazu führt, dass jeder der die Möglichkeit hat, unbedingt studieren muss, um überhaupt eine Chance auf ein gutes, gesellschaftlich akzeptiertes Leben zu haben.
Diese Spirale existiert vor allem auch auf der sozialen Ebene. Wer heute keinen akademischen Abschluss besitzt, hat gesellschaftlich einen geringeren Wert. Ein Doktortitel hilft in der Politik, auch wenn dieser absolut nichts mit der Tätigkeit zu tun hat.
Es hat definitiv seine Berechtigung, wenn Hochschulen Kinder spielerisch über Zukunftsperspektiven informieren, aber wenn das Handwerk sich nicht eine große Scheibe davon abschneidet und aktiv etwas für sein Image und überhaupt seine Akzeptanz in der Gesellschaft unternimmt, braucht man sich nicht über Fachkräftemangel und die Tatsache, dass man im Krankenhaus nur noch auf Polen und Rumänen als Krankenpfleger stößt, beschweren!
Eine super Idee und ein Anfang, junge Menschen für einen Berufszweig zu interessieren. Alleine jammern hilft nicht Fachkräfte zu finden und mir wird niemand erklären können, dass Menschen aus anderen Ländern bessere Fachkräfte sind. Man muss nach der Wurzel des Übels suchen und finden wird man sie dort, wo man wenig für die Ausbildung tut. Erklärt man nicht die Grundkenntnisse der Materie, führt man den Auszubildenden nicht in das Grundwissen eines Berufes ein, wird man auch keinen Fachmann bekommen. Ein Computer wird nie das Grundwissen ersetzen und unsinnige Ausbildungsveränderungen werden nicht zu einer besseren Ausbildung führen. Fachleute brauchen unbedingt eine praktische Ausbildung und Erfahrung und die kann man nur von einem Praktiker gelehrt bekommen. Eure Idee ist super und denkt daran auch einen Fachmann, mit langjähriger Erfahrung, mit einzubinden. Viel Glück wünscht Euch Raudi aus NMS