Coburger Alexandriner auf Transalp-Tour

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Der schnelle Blick ins Handy oder der notwendige Biss ins Brot - am Gipfel war erst mal rasten angesagt. Foto: privat
Der schnelle Blick ins Handy oder der notwendige Biss ins Brot - am Gipfel war erst mal rasten angesagt. Foto: privat
 
 
 
 

15 Gymnasiasten machten sich auf den Weg über die Alpen und kamen dabei zum Teil an ihre Leistungsgrenze. Nicht alle haben es geschafft.

Fast 100 Kilometer über die Alpen, rund 20 000 Höhenmeter waren dabei zu überwinden und das Ganze in acht Tagen - 15 angehende Abiturienten hatten dieses Praxisseminar-Angebot des Gymnasiums Alexandrinum ausgewählt. Nur drei von ihnen mussten die Tour aus gesundheitlichen oder privaten Gründen vorzeitig abbrechen. Alle anderen haben sich durchgekämpft.

"Ich würde es auf jeden Fall wieder machen", sagt Maria Geuß. Zusammen mit Lina Goller und Louis Reichelt berichtete sie im proppenvollen Saal der CoJe über diese Tour. Sie gestalteten damit die erste Veranstaltung in der Vortragsreihe des Deutschen Alpenvereins (DAV) im neuen Jahr.

35 Stunden Filmmaterial

Fotos und ein Videofilm von Leonie Höfelmann und Laura Lehmann, Studentinnen der Technischen Universität Ilmenau, veranschaulichten, was die Gymnasiasten in gut einer Woche in den Alpen erlebt hatten. 35 Stunden Filmmaterial war dabei herausgekommen, das auf etwa 30 Minuten zusammengeschnitten wurde. Glücksgefühle angesichts einer atemberaubenden Landschaft, Verzagen bei Regen und Kälte, gegenseitige Motivation und Hilfe füreinander, leichte Verletzungen und am Ende die große Freude, es geschafft zu haben - das alles wurde sehr deutlich.

Doch bevor eine solche Exkursion in Angriff genommen werden kann, bedarf es einer gründlichen Vorbereitung. "Die Schüler haben alles allein geplant und eine spannende Tour zusammengestellt", erzählt Thomas Lehmann. Er ist Lehrer am Alexandrinum, Mitglied im Alpenverein und kümmert sich dort seit Jahren um die Jugendarbeit. Zusammen mit Uli Dittrich, ebenfalls Lehrerin am Gymnasium, hatte er die Schüler auf ihrer Wanderung begleitet. "Es war schon immer mein Traum, die Alpen zu überqueren. 30 Jahre habe ich dafür gebraucht." Es sei ihm angesichts der nicht ganz leichten Tour, die die Schüler ausgewählt hatten, schon etwas mulmig gewesen. Immerhin waren sie ja alle unerfahren.

Kletterausbildung absolviert

"Ich bin froh, dass wir vorher eine ordentliche Kletterausbildung absolviert haben." Und die sah so aus: ein Wochenende in der Hütte des DAV in Wattendorf, der Coopertest (zwölf Minuten laufen, die maximal erreichte Strecke wird gemessen), jeden Donnerstag über Berge wandern mit einem Gewicht von etwa zehn Kilogramm auf dem Rücken, ein Radausflug in den Pfingstferien bei Regen und mit vielen Anstiegen, eine Trainingseinheit im DAV-Kletterzentrum.Insgesamt acht Monate dauerte die Vorbereitung auf die Tour. Dazu gehörte auch die Sponsoren-Akquise und Pausenverkauf, um Geld zusammenzutragen.

Bis an die Leistungsgrenze

Am 22. Juli 2018 ging es los. Der Start im oberbayerischen Mittenwald war noch vergleichsweise harmlos. Sieben Kilometer und 800 Höhenmeter bis zur Hochlandhütte schaffte die Gruppe in drei Stunden. Am zweiten Tag ging es bei Nieselregen und Nebel zum Karwendelhaus in Österreich. Über den rutschigen Untergrund brauchten die Gymnasiasten acht Stunden für 13 Kilometer.

Die Strecke zum Hallerangerhaus am dritten Tag war die bis dahin härteste. Hier übernahmen die Stärkeren aus der Gruppe zeitweise das Gepäck der Schwächeren. "Ich habe mich die ganze Zeit mit der Hoffnung auf Internet getröstet und dass ich zu Hause anrufen kann. Als wir ankamen, gab es aber kein Internet. Da hatte ich einen Nervenzusammenbruch", schildert Lina Goller ihre Stimmung an diesem Tag. Erholsam und kraftspendend seien aber immer wieder die Abende gewesen, obwohl es in der Regel in den Hütten keine warme Dusche gab und der Platz zum Schlafen eher beengt war.

Die nächste Station war die Lizumer Hütte. Von dort ging es weiter zum Tuxer Joch - der Anstieg bei Nebel brachte viele an ihre Leistungsgrenze, zum Friesenberghaus mit Bad im eiskalten Bergsee, zum Pfitscherjochhaus und schließlich wieder hinab ins italienische Sterzing. Das Ziel war erreicht, das Praxis-Seminar aber noch nicht beendet. Es fehlte noch die Präsentation. Die gab es in der Aula des Alexandrinums und nun noch einmal beim Alpenverein.

Und weil es am Ende doch so viel Spaß gemacht hat, will eine Gruppe um Thomas Lehmann nach dem Abitur noch einmal eine Tour zur Coburger Hütte in Tirol machen.