Coburg will nicht umsteigen müssen: Verliert die Stadt ihren ICE-Halt?

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Ein ICE auf der Neubaustrecke südlich von Coburg. Foto: CT-Archiv
Ein ICE auf der Neubaustrecke südlich von Coburg. Foto: CT-Archiv

Verliert Coburg den ICE-Anschluss nach München und Berlin? Das sieht ein Plan des Bundesverkehrsministeriums vor. Das verweist auf die Bahnunternehmen.

Der Beschluss ist eindeutig und symbolisch: "Die Stadt Coburg lehnt die bislang bekannten Pläne zum Zielfahrplan 2030, dem sogenannten Deutschland-Takt für die Bahn ab. Sie missbilligt, dass ein ICE-Halt in Coburg nicht mehr enthalten ist. Die Stadt fordert von allen für die Region gewählten Mandatsträgern in den Parlamenten einen nachdrücklichen Einsatz, um den ICE-Anschluss für Coburg dauerhaft zu erhalten. Die Verwaltung wird beauftragt, alle möglichen Maßnahmen, die erforderlich sind, um den dauerhaften ICE-Anschluss Coburgs zu sichern, zu ergreifen."

Welche Maßnahmen das sein könnten, bleibt offen. Die Resolution wurde am Donnerstag einstimmig verabschiedet, nachdem Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) sowie IHK-Präsident und Stadtratsmitglied Friedrich Herdan (CSU) darauf hingewiesen hatten, dass sie an diesem Tag einen sehr eindeutigen Brief an Verkehrsminister Andreas Scheuer geschickt haben. Anlass dafür ist der neuste Entwurf für einen "Zielfahrplan Deutschland-Takt", der keine ICE-Verbindungen über Coburg mehr vorsieht, sondern nur noch einen "ICE-light" mit 160 Stundenkilometern zwischen Nürnberg und Erfurt. Nach Nürnberg würde dieser Zug stündlich fahren, nach Erfurt alle zwei Stunden. In diesen beiden Knotenbahnhöfen müssten Reisende aus Coburg dann in jedem Fall umsteigen.

OB und IHK-Präsident fordern jedoch einen zweistündlichen ICE-Halt für Coburg. "Wenn Bamberg und Erlangen im Halbstundentakt angebunden werden, kann man doch wohl erwarten, dass Coburg alle zwei Stunden einen Halt bekommt", sagte Friedrich Herdan in der Stadtratssitzung. Immerhin habe der Bahnhof Coburg ein Einzugsgebiet von 1,4 Millionen Menschen. Eine solche Region vom Fernverkehr abzuhängen, sei ein Verstoß gegen das Gebot in der bayerischen Verfassung, für gleiche Lebensverhältnisse in allen Landesteilen zu sorgen. Machbar sei ein zweistündlicher Halt in Coburg, wie Tessmer und Herdan in ihrem Schreiben ausführen: Der ICE auf der Linie München-Berlin mit Halt unter anderem in Erlangen, Bamberg und Lutherstadt Wittenberg habe in Erfurt eine Standzeit von acht Minuten. Wenn alle zwei Stunden diese Standzeit verkürzt und der Halt in Erlangen gestrichen werde, dann sei ein Halt in Coburg möglich. In Erlangen würden so viele Verbindungen nach Bamberg angeboten, dass sich für die Fahrgäste von dort lediglich eine 15 Minuten längere Fahrzeit ergeben würde.

Für eine solche Linienführung müsste allerdings die Bahnstrecke zwischen dem Coburger Hauptbahnhof und Dörfles-Esbach zweigleisig ausgebaut werden, heißt es in dem Schreiben weiter. Denn die ICE würden sich laut Fahrzeitanalyse beim Bahnhof "Coburg Nord" (Rodacher Straße) begegnen. Der zweigleisige Ausbau sei aber eine kostengünstige und effiziente Maßnahme im Vergleich zu einer Neubaustrecke zwischen Würzburg und Nürnberg, schreiben Tessmer und Herdan.

Wichtig seien für die Coburger Geschäftsreisenden Verbindungen nach Berlin und München, bei denen sie nicht umsteigen müssen. Denn da sei das Risiko, einen Zug zu verpassen, zu groß, heißt es abschließend.

Anwort aus dem Ministerium

Auf Nachfrage unserer Zeitung äußerte sich das Bundesverkehrsministerium zu dem Thema. Es handele sich bei der Studie "um den ersten Gutachterentwurf für einen künftigen Zielfahrplan Deutschland-Takt. Der Zielfahrplan Deutschland-Takt enthält die Trassen und Kapazitäten, an denen sich der Ausbau der Infrastruktur künftig ausrichtet." Nur die Strecken, die aufgrund dieses Zielfahrplans dringend aus- oder neu gebaut werden müssen, werden in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Welche Züge dann tatsächlich fahren, entscheiden DB Fernverkehr AG oder andere Anbieter "in eigener unternehmerischer Verantwortung" , heißt es in der Antwort aus dem Ministerium weiter. Auch die DB Fernverkehr hatte stets betont, dass sie mit diesem Zielfahrplan nichts zu tun habe.

Es seien also auch künftig die Bahnunternehmen, die entscheiden, ob und welche Züge in Coburg halten werden, betont das Ministerium. "Mit dem Zielfahrplan Deutschland-Takt stellt der Bund sicher, dass die Infrastruktur so ausgebaut ist, dass zusätzlich zu zwei stündlichen ICE-Linien auf der Strecke München - Berlin ein stündlicher Anschluss von Coburg nach Süden und ein zweistündlicher Anschluss nach Norden möglich ist. Der Zielfahrplan Deutschlandtakt legt kein betriebliches Angebot für Zugverbindungen fest."