Stadt sucht Pflegeeltern für Kinder: Leiter von Jugendamt sieht beängstigenden Trend bei Erziehung

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Coburg: Stadt sucht Pflegeeltern - Kinder können in ihrer eigenen Familie nicht bleiben
Die Stadt Coburg ist auf der Suche nach Pflegeeltern. Diese sollen Kinder aufnehmen, die nicht bei ihren eigenen Familien bleiben können.
Coburg: Stadt sucht Pflegeeltern - Kinder können in ihrer eigenen Familie nicht bleiben
Jeremiah Lawrence / Unsplash (Symbolbild)

In Coburg werden aktuell Pflegeeltern gesucht. Sie sollen Kindern ein liebevolles Zuhause geben, die in ihrer leiblichen Familie nicht bleiben können. Bei gewissen Eltern sei indes ein beunruhigender Trend erkennbar. "Das ist eine Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten", sagt Jugendamtsleiter Reinhold Ehl.

  • Stadt Coburg auf der Suche nach Pflegefamilien: Kinder benötigen liebevolles Zuhause
  • Pflegekinder können bei ihren leiblichen Eltern nicht leben - häufig Krisen und Probleme
  • Coburger Fachdienst betreut derzeit 30 Pflegekinder in 21 Familien
  • Amtsleiter über gewisse Entwicklung: "Das ist eine Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten"

Die Stadt Coburg sucht gegenwärtig nach Pflegefamilien. Diese sollen Kinder aufnehmen, die nicht länger in ihrer leiblichen Familie bleiben können. Gebraucht werden Pflegeeltern, die sich der Aufgabe stellen wollen, Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen bei sich aufzunehmen, sie zu versorgen und zu erziehen. Die Ursachen hierfür sind sehr unterschiedlich, sagt Reinhold Ehl. Gegenüber inFranken.de  erklärt der Leiter des Amts für Jugend und Familie, welche Tendenz er und seine Kollegen derzeit "mit großer Sorge betrachten". 

Coburger Jugendamtsleiter über bestimmte Eltern: "Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten"

Kinder brauchen für gewöhnlich ihre Eltern. Zugleich können manche Eltern - für eine gewisse Zeit oder auch auf Dauer - nicht in der Lage sein, für ihre Kinder selbst zu sorgen. Die Gründe sind hierbei unterschiedlicher Natur. So sind Vater oder Mutter mitunter alkoholkrank oder drogenabhängig. "Manche Eltern fallen auch krankheitsbedingt aus", berichtet Jugendamtsleiter Ehl am Dienstag (5. Oktober 2021) inFranken.de. Andere wiederum seien schlicht nicht auffindbar und haben sich womöglich ins Ausland abgesetzt. "Ein anderer Vater sitzt momentan vielleicht im Knast", sagt Ehl. "Manchmal ist es auch so, dass es den Kindern bei ihren Eltern einfach nicht gutgeht."

Dem Coburger Amtschef zufolge ist überdies ein beängstigender Trend auszumachen: So entwickle sich die Erziehungsfähigkeit - also die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und Kinder zu erziehen - bei bestimmten Eltern immer mehr zurück. "Das ist eine Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten". Manche Eltern seien für ihren Nachwuchs nicht da. "Andere sind ganz einfach nicht in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern", konstatiert Ehl. 

Damit Kinder, die ursprünglich aus schwierigen Familienverhältnissen stammen, weiterhin in einer Familie leben und ein Stück weit "Normalität“ erfahren können, brauche es der Stadt Coburg zufolge Pflegefamilien. Die Pflegekinder können indes noch ganz jung oder schon ein wenig älter sein. "Von null bis 16 Jahre ist wirklich alles dabei", hält Ehl fest. Mädchen und Jungen gleichermaßen. Wichtig ist demnach vor allem eins: "Die Umstände sind nie identisch." Nicht jedes Kind könne in jeder Pflegefamilie unterkommen. "Topf und Deckel müssen aufeinander passen. Das kommt immer auf den Einzelfall an."

"Gemeinsamer Weg für Eltern, Pflegefamilien und Jugendamt" als Ziel

Können die Eltern irgendwann wieder für ihre Kinder selbst sorgen, kommen diese wieder zurück. Manchmal bleiben Kinder jedoch auch, bis sie erwachsen sind oder darüber hinaus, in ihrer Pflegefamilie. "Türen öffnen - gemeinsam Wege gehen": Genau dieses Signal möchte die Stadt Coburg laut eigener Aussage bei der Suche nach neuen Pflegefamilien senden. "Es soll ein gemeinsamer Weg für Eltern, Pflegefamilien und Jugendamt sein“, sagt Kerstin Feulner, Leiterin der Sozialpädagogischen Dienste der Stadt Coburg.

Der Fachdienst für Pflegekinder betreut derzeit 30 Pflegekinder in 21 Familien. Der Stadt Coburg zufolge stehen fünf Familien als sogenannte Bereitschaftspflegefamilien zur Verfügung, die Kinder auch sehr kurzfristig und für eine begrenzte Dauer bei sich aufnehmen. Diese Form der Pflege wird vor allem in Notsituationen benötigt, in denen ein Kind sofort aus seiner eigenen Familie muss.

Gesucht werden Pflegeeltern für die Bereitschafts- aber auch dringend für die reguläre Vollzeitpflege, bei welcher die Unterbringung eines Kindes im Voraus länger geplant werden kann. "Pflegefamilie zu sein, ist sehr anspruchsvoll", betont die Stadt. Nicht nur, weil die Kinder oftmals aufgrund ihrer biographischen Erlebnisse besondere Bedarfe mitbringen. "Auch ist es emotional nicht immer einfach - zum Beispiel, wenn sich die Pflegefamilien wieder von den Kindern trennen müssen“, so Feulner.

Stadt Coburg sucht Pflegeeltern für Kinder - das sollten Interessierte wissen

Laut Pressemitteilung der Stadt könne es jedoch auch "unglaublich bereichernd" sein. So berichtet eine Pflegemutter etwa: "Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, aber es gibt uns als Familie auch viel zurück." Als Pflegeeltern für die Stadt Coburg kann sich zunächst jede/r Bewohner/in der Stadt bewerben – unabhängig von Familienstand oder Vorerfahrung.

Wie die Stadt Coburg berichtet, seien die Zahlen der Unterbringungen in Pflegefamilien während der Corona-Pandemie grundsätzlich nicht gestiegen. "Jedoch bringt diese besondere Zeit viele Schwierigkeiten mit sich, was eine Aufnahme und Betreuung eines zusätzlichen Kindes noch herausfordernder gestaltet." So zum Beispiel der Infektionsschutz allgemein, aber auch die Mehrbelastung durch Homeoffice oder Homeschooling. Dennoch seien Pflegefamilien weiterhin bereit gewesen, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen. "Hierfür ist das Jugendamt der Stadt Coburg den Pflegeeltern sehr dankbar", heißt es vonseiten der Stadt.  

Für Pflegeeltern gibt es bereits Schulungsangebote. Diese Schulungen sollen nun erweitert und wenn möglich auch vor Ort angeboten werden, um Pflegeeltern künftig noch mehr zu unterstützen. Auch der Austausch zwischen den Pflegeeltern der Stadt soll gefördert werden.

Stadt will auch in Zukunft auf Thema Pflegekinder aufmerksam machen

Um immer wieder auf das Thema Pflegekinder und -familien aufmerksam zu machen, plant das Jugendamt in den nächsten Jahren mehrere Beiträge sowohl in der Presse als auch in den sozialen Medien. Auch im neuen geplanten Podcast des Jugendamts der Stadt Coburg in Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg soll es eine entsprechende Folge geben. Zudem würden bald Flyer im Postkartenformat an verschiedenen Stellen in Coburg auslegt, berichtet die Stadt.

Interessierte, die Fragen rund um das Thema Pflegefamilien haben, können sich der Stadt Coburg zufolge an folgende Mitarbeiterinnen wenden: 

  • Barbara Weiß, Fachbereich Pflegekinder, Telefon: 09561/892514
  • Kerstin Feulner, Leiterin der Sozialpädagogischen Dienste, Telefon: 09561/891561

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