Es hat viel Mühe gekostet, drei ICE-Halte in jede Richtung an Werktagen in Coburg durchzusetzen. Doch ob das langfristig so bleibt, ist unsicher.
Ein Deutschland-Takt könnte Coburg einen ICE-Systemhalt gewährleisten. Zu diesem Schluss kam der Landesverband Elbe-Saale des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) schon im Jahr 2012.
Deutschland-Takt bedeutet, dass Züge bundesweit aufeinander abgestimmt werden. Alle Züge auf bestimmten Verbindungen erreichen dann einen Knotenbahnhof zur gleichen Zeit und ermöglichen so das Umsteigen ohne lange Wartezeiten. Das Bundesverkehrsministerium hat eine Studie erarbeiten lassen, die besagt, dass ein solcher Taktverkehr möglich ist - wenn nur Engstellen beseitigt und an manchen Stellen die Züge beschleunigt werden können.
Schiene folgt Fahrplan
Der Bundesverkehrswegeplan 2030, wo geregelt ist, für welche Schienenbauwerke Geld ausgegeben wird, ist auf diesen Taktverkehr ausgerichtet. "Früher haben wir erst die Schieneninfrastruktur gebaut und auf dieser Grundlage einen Netzfahrplan erstellt", heißt es in einer
Mitteilungdes Bundesverkehrsministeriums. "Heute analysieren wir erst den Bedarf und konzipieren und priorisieren dann Schienen-Ausbauprojekte auf der Basis von Engpässen und eines modernen Taktfahrplans mit besseren, effizienteren und schnelleren Anschlüssen."
Das klingt gut - doch bei den Plänen, die das Ministerium bislang hat entwickeln lassen, kommt Coburg nur als Halt von Nahverkehrszügen vor. Die ICE-Strecke Erfurt-Nürnberg spielt natürlich eine große Rolle im Deutschland-Takt - hier sollen die Züge mit mehr als 300 Stundenkilometern fahren. Doch der Abzweig nach Coburg ist im Zielfahrplan 2030 für den Fernverkehr nicht enthalten.
Das Bundesverkehrsministerium erklärt das so: "Beim
Zielfahrplan 2030 handelt es sich um einen systematisierten Fahrplan, der nur Verbindungen im Stunden- oder Zweistundentakt abbildet. Sogenannte Einzellagen, d.h. Züge die nicht durchgängig im Stunden- oder Zweistundentakt verkehren, werden nicht betrachtet, sondern erst bei der Umsetzung des systematisierten Fahrplans in einen konkreten Jahresfahrplan ergänzt. Gemäß den Zahlen der Verkehrsprognose 2030 ergibt sich aus dem prognostizierten Verkehrsaufkommen auf der Strecke zwischen Erfurt und Nürnberg keine systematische Bedienung von Coburg im Stunden- oder Zweistundentakt; einzelne Züge, die Coburg bedienen könnten, werden jedoch nicht im Zielfahrplan 2030 abgebildet."
Auf den Zielfahrplan 2030 aufbauend, erarbeite das Ministerium derzeit einen modellhaften Fahrplan für den Deutschland-Takt, heißt es weiter. Dieser "Zielfahrplan 2030plus" (so der Arbeitstitel) soll 2018 vorliegen und dazu dienen, das Zielnetz des Bundesschienenwegeausbaugesetzes um aus dem Fahrplan abgeleitete Maßnahmen zu erweitern.
Die Bahn hält sich, was all das angeht, bedeckt: "Der Zielfahrplan Fernverkehr 2030 des Bundesverkehrsministerium spiegelt nicht 1 : 1 die Planungen des Fernverkehrs wider", teilt ein Bahnsprecher mit, um auf Anfrage zu präzisieren, dass es sich beim "Zielfahrplan 2030 zum Bundesverkehrswegeplan 2030" eben um ein Papier des Ministeriums handele und nicht um eins der Bahn.
Betrachtet man die Zeiten, die das Ministerium, die Bahn und der VCD auf der Strecke Erfurt-Nürnberg zugrunde legen, ergeben sich erhebliche Unterschiede. Die Experten des Ministeriums gehen davon aus, dass die Strecke zwischen Erfurt und Nürnberg ohne Zwischenhalt in 65 Minuten bewältigt wird. Bei Halten in Bamberg und Erlangen würde der Zug 71 Minuten brauchen. Der Plan setzt, wie gesagt, voraus, dass die Züge auf der freien Strecke über 300 Stundenkilometer schnell fahren können. Die Bahn plant - zumindest derzeit - mit längeren Fahrzeiten: 75 Minuten ohne Zwischenhalt zwischen Erfurt und Nürnberg, 79 Minuten mit, so steht es zumindest in einem Papier, dass der Bahnbevollmächtigte für Bayern, Klaus Dieter Josel, 2014 vorlegte. Für einen weiteren regelmäßigen Halt in Coburg sei da keine Zeit, weil das die Gesamtfahrzeit auf dieser Strecke auf 87 Minuten erhöhen würde, hieß es damals.
Wie schnell kann's gehen?
Der VCD Mitteldeutschland kam in etwa zu den gleichen Ergebnissen, hält das aber im Sinne eines Taktverkehrs für unproblematisch. Wenn Nürnberg ein Knoten zur vollen Stunde wäre und Erfurt einer zur halben Stunde, dann wäre innerhalb dieser 90 Minuten ein Halt in Coburg ohne weiteres möglich, heißt es in der Studie aus dem Jahr 2012.
Unterschiedliche Zeiten setzen Bund und Bahn auch für die gesamte Sprinterstrecke zwischen Berlin und München an: Das Verkehrsministerium geht von knapp drei Stunden und 40 Minuten aus. Die
Bahnkündigt ab 2017 Fahrzeiten zwischen Berlin und München von drei Stunden und 55 Minuten an. Sie plant aber auch mit langsameren Zügen, die in etwa mit Tempo 250 unterwegs sind.