"Coburg liest": in digitalen Welten auf der Suche nach Herkunft

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"Herkunft" von Saša Stanišic stand im Mittelpunkt beim digitalen Abschlussabend von "Coburg liest". Nils Liebscher, Schauspieler am Landestheater Coburg, stellte dabei ausgewählte Passagen des Bandes vor.Foto: Jochen BErger
"Herkunft" von Saša Stanišic stand im Mittelpunkt beim digitalen Abschlussabend von "Coburg liest". Nils Liebscher, Schauspieler am Landestheater Coburg, stellte  dabei ausgewählte Passagen des Bandes vor.Foto: Jochen BErger
Der Schauspieler Nils Liebscher las ausgewählte Passagen aus "Herkunft" beim Abschlussabend von "Coburg liest."Screenshot
Der Schauspieler Nils Liebscher las ausgewählte Passagen aus "Herkunft" beim Abschlussabend von "Coburg liest."Screenshot
 
Christian Seltmann moderierte den digitalen Abschlussabend von "Coburg liest".Screenshot
Christian Seltmann moderierte den digitalen Abschlussabend von "Coburg liest".Screenshot
 

Wie das Festival "Coburg liest" in Zeiten der Corona-Krise spannende Erfahrungen sammelt mit einem neuen Veranstaltungs-Format.

risen können manchmal auch Chancen sein - wenngleich zwangsweise herbeigeführte. Das gilt auch für das Coburger Kulturleben, das in Corona-Zeiten weitgehend zum Schweigen gebracht wurde - zumindest äußerlich. Dass sich Kreativität freilich neue Wege sucht, zeigt das Festival "Coburg liest", das nach dem kurzfristigen Absage 2020 in diesem Jahr wenigstens digital stattfand.

Ungewohnte Wege erproben

Partizipation lautete das Zauberwort, mit dem aus der Corona-Not die Tugend des Mitmachens erwachsen soll. Konkret bedeutete dies den Verzicht auf mögliche Online-Autoren-Lesungen. Stattdessen mutierte das Coburger Literaturfestival bei seiner 17. Auflage zum Diskussionsforum mit neuen Chancen für Leser, ungewohnte Wege des Gedankenaustausches zu erproben. Aus einer Shortlist von fünf Romanen hatten sich Coburgs Literatur-Fans "Herkunft" von Saša Stanišic ausgewählt.

Preisgekröntes Buch

Der preisgekrönte Band stand im Mittelpunkt beim digitalen Abschlussabend. Mit seiner bewusst vielfach durchbrochen angelegten Erzählhaltung und seinem offenen Schluss erwies sich der rund 360 Seiten starke Roman als bestens geeignetes Objekt für dieses neue Veranstaltungsformat.

Nils Liebscher las ausgewählte Passagen

Denn bei diesem virtuellen Abschlussabend begegneten sich auch viele verschiedenen Ebenen. Dazu zählten drei längere Passagen des Buches, die der Landestheater-Schauspieler Nils Liebscher in Einspielungen präsentierte. Moderator Christian Seltmann fügte die reflektierenden Beiträge der in Teilnehmer verwandelten Zuhörer zu einem Kaleidoskop der Ansichten und Einsichten zusammen. "Herkunft" - das ist aus Seltmanns Sicht "ein Buch, das ganz viele Geschichten erzählt - aber auch ganz viele Fragen stellt."

Zwischen Fiktion und Wirklichkeit

Im Dickicht zwischen Fiktion und erinnerter Wirklichkeit bietet Stanišic mit "Herkunft" den Lesern reichlich Stoff, Aspekte der eigenen Herkunft zu reflektieren und nachzudenken über die Frage von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit. Das bescherte den Veranstaltern einen Lese- und Diskussionsabend mit reichlich Wortmeldungen und der weidlich genutzten Möglichkeit zum anregenden Gedankenaustausch über ein spannendes und vielschichtiges Buch - allen Kontaktbeschränkungen zum Trotz.

Neue Möglichkeiten der Begegnung

Bürgermeister Thomas Nowak nannte den digitalen "Coburg liest"-Abend ein "neues, außergewöhnliches Format". Genau mit diesen Dingen müsse man der Pandemie trotzen. "Wir schauen jetzt alle viel in Bildschirme", meinte Nowak: "Live wäre zwar vieles besser, aber die digitale Variante hält zumindest den Kontakt." Das Thema Lesen sein jedenfalls ein wichtiges Thema "und gehört zur Kultur der Stadt."

"Schön, dass man sich auf diese Weise begegnen kann", befand Moderator Christian Seltmann denn auch abschließend und empfahl den "Coburg liest"-Veranstaltern, dieses Partizipations-Format auch für die Zeiten nach der Corona-Pandemie im Blick zu behalten.

Einen Bericht über den Autorenabend mit Bernd Polster bei "Coburg liest" 2019 finden Sie hier

Einen Bericht über den Lese-Abend mit Bestseller-Autor Friedrich Ani bei "Coburg leist" 2019 finden Sie hier