Coburg braucht bezahlbare Wohnungen

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In der Ketschenvorstadt, zwischen Albertsplatz und Casimirstraße, entstehen derzeit ganz unterschiedlich große Wohnungen. Ein Teil davon ist für Menschen mit niedrigerem Einkommen gedacht. Foto: Ulrike Nauer
In der Ketschenvorstadt, zwischen Albertsplatz und Casimirstraße, entstehen derzeit ganz unterschiedlich große Wohnungen. Ein Teil davon ist für Menschen mit niedrigerem Einkommen gedacht. Foto: Ulrike Nauer

1500 Bewohner der Vestestadt sind auf der Suche nach günstigerem Wohnraum. Der ist allerdings knapp. Die Stadtratsfraktionen der SPD und CSB wollen nun Schritte einleiten, um die Lage langfristig zu verbessern. Zunächst muss festgestellt werden, wie viele Wohnungen gebraucht werden.

Niedrigverdiener, Rentner, Studenten und anerkannte Asylsuchende haben ein wichtiges Bedürfnis gemeinsam: Sie alle brauchen dringend günstigen Wohnraum (4,60 bis 4,90 Euro pro Quadratmeter) in Coburg. Der jedoch ist seit Jahren knapp in der Vestestadt. Die Stadtratsfraktionen der SPD und der CSB wollen deshalb nun gemeinsam entsprechende Schritte anstoßen, um die Situation langfristig zu verbessern: Zunächst sollen noch einmal genaue Zahlen ermittelt werden, um damit dann auch private Investoren zu finden, die bereit sind, günstigere Wohnungen anzubieten.


Die Stadt verschaffe sich regelmäßig einen Überblick über den Wohnungsbedarf, sagte Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) im Pressegespräch am Freitag. Viele Kommunen tun das im Zwei-Jahres-Rhythmus, Coburg tut das jedes Jahr. "Wir haben eine Übersicht über rund 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Wohnungen", so Nowak. Dies gebe ein realistisches Bild. Laut der Coburger Wohnbau gibt es hier derzeit rund 1500 Wohnungssuchende, wobei Nowak ausdrücklich darauf hinweist, dass es sich dabei um Menschen handelt, die ihre Wohnung wechseln wollen. "Obdachlose haben wir in Coburg im Prinzip gar nicht."


Unabhängig von der jährlichen Erhebung soll es nun eine weitere Bedarfsermittlung geben, bei der auch die Zahlen des Jobcenters und des Sozialamtes mit einfließen - "damit wir eine belastbare Zahl der Menschen mit niedrigem Einkommen erhalten", so Nowak. Dann werde man sich mit der Wohnbau und Vermietern zusammensetzen, um zu ermitteln, wie viele Wohnungen vorhanden sind und wie viele noch gebraucht werden.
Bei der Bedarfsanalyse werde es aber nicht bleiben, wie die Fraktionsvorsitzende der SPD, Bettina Lesch-Lasaridis, betonte. Man müsse dann auch Ideen entwickeln, wie man den günstigen Wohnungsbau fördern und damit für private Investoren attraktiv machen könnte. Dabei genüge es nicht, mit Darlehenszuschüssen zu argumentieren, so Nowak. "Die sind derzeit kein Anreiz." Vielmehr bräuchte es finanzielle Vergünstigungen, die aus verschiedenen Fördertöpfen kommen könnten, wie Gerhard Amend (CSB) anmerkte.


Fakt sei, die Stadt könne dies nicht alleine schultern, betonte Thomas Nowak. "Bauherren für hochwertige Wohnungen gibt es genug", sagte er mit Blick auf derzeit entstehende Neubauten wie am ehemaligen Brauhof oder in der Ketschendorfer Straße.


Keine Ghettobildung!

Es sei auch eine Aufgabe der Stadtplanung, geeignete Standorte für günstigen Wohnraum zu finden. "Was wir allerdings nicht wollen, ist, dass sich Ghettos bilden, in denen nur arme Leute wohnen", betonte Nowak. "Durchmischung ist wichtig." Hoffnungen liegen dabei etwa auf dem neuen Viertel zwischen Albertsplatz und Casimirstraße. Hier könnte die Durchmischung - ein buntes Miteinander aus allen Einkommensschichten - funktionieren, glaubt Stadträtin Petra Schneider (SPD). Dort werden neben größeren, teureren Wohnungen auch solche angeboten, die für Menschen mit niedrigerem Einkommen erschwinglich sind.



Coburg stehe vor der Herausforderung, einen Spagat zu schaffen, sagte Gerhard Amend. Denn neben den bereits in Coburg lebenden Menschen suchten auch immer mehr anerkannte Flüchtlinge und eine stetig steigende Zahl von Studierenden bezahlbare Wohnungen. "Diesen Spagat müssen wir schaffen, sonst bekommen wir soziale Probleme. Man muss auch mit Vorurteilen aufräumen", so Amend. "Besuche von hochrangigen Politikern sind dabei allerdings keine Hilfe."