Coburg/Bamberg: Grünen-Abgeordnete feiern Atomausstieg - CSU-Politiker skeptisch
Autor: Isabel Schaffner, Lena Büttner
Bamberg, Dienstag, 18. April 2023
Der Coburger Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner (Grüne) feierte den Atomausstieg auf einer Party in Berlin. Auch seine Kollegin Lisa Badum (Wahlkreis Bamberg) freut sich über den historischen Schritt. Kritik kommt indes vom Bamberger CSU-Politiker Thomas Silberhorn.
- Coburg/Bamberg: Grüne erleichtert über Atomausstieg
- "Große Ausgelassenheit": Johannes Wagner (Grüne) äußert sich
- "Schmutziger und teurer": Thomas Silberhorn (CSU) mit Kritik
Seit dem Wochenende stehen die letzten drei Atomkraftwerke still. Während sich die einen freuen, fragen sich andere, ob damit die Strompreise steigen und die Stromversorgung sicher bleibt. Der Coburger Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner (Grüne) hat das historische Ereignis in Berlin auf einer Party gefeiert. "Aus und vorbei. Gestern (15. April 2023) war ich auf einer Atomausstieg-Party in Berlin - Wahnsinn, wie lange die Anti-Atombewegung gearbeitet hat und wie viele Solaringenieure sie hervorgebracht hat. Die Energiewende ist nicht mehr aufzuhalten!", schreibt er am Folgetag in den sozialen Netzwerken. Auch Parteifreundin Lisa Badum (Wahlkreis Bamberg) ist erleichtert.
Grünen-Abgeordnete aus Coburg und Bamberg freuen sich über Atomausstieg: "Große Erleichterung"
Es habe sich um eine "ziemlich große Feier" gehandelt, erläutert Wagner am Dienstag (18. April 2023) im Gespräch mit inFranken.de. Über 100 Menschen aus verschiedenen Parteien - neben Grünen unter anderem auch SPD- und Unionsmitglieder - sowie ehemalige Bundestagsabgeordnete seien vor Ort gewesen. Einer der beiden Organisatoren sei laut Wagner CDU-Mitglied. Nach einer "langen Runde der Vorstellung" hätten viele Anwesende beispielsweise von ihren Demo-Erfahrungen berichtet oder erzählt, wo sie bei der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 gewesen sind.
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"Um 0 Uhr wurde runtergezählt und angestoßen", berichtet Wagner. Neben seinen Partei-Kollegen hätten viele Akteure "jahrelang" für den Atomausstieg gekämpft. "Für uns Grüne war das ja einer der Gründungsgründe", erklärt der studierte Humanmediziner. Er selbst spreche sich, seit er sich bei der Partei engagiere, für Erneuerbare Energien und gegen das Risiko von Atomkraft aus. Zudem sei er Mitglied des Vereins "ippnw", in dem Ärztinnen und Ärzte für nukleare Abrüstung eintreten.
Auf der Party sei bei vielen Menschen "große Erleichterung, Freude, Glück und große Ausgelassenheit" zu spüren gewesen. Der Atomausstieg sei "die klare Motivation, voll in die Erneuerbaren einzusteigen" und "zukünftigen Generationen nicht weiteren Atommüll zu überlassen", so Wagner. Auch Partei-Kollegin Lisa Badum (Vertreterin des Wahlkreises Bamberg) äußert sich in den sozialen Medien zum Atomausstieg und freut sich: "Es ist ein wunderschöner Tag und ich freue mich, dass ich einen Teil der Bewegung für den Ausstieg miterleben durfte." Doch trotz all der Freude gibt es auch kritische Stimmen.
"Es wird schmutziger und teurer": Bamberger CSU-Politiker übt Kritik am Atomausstieg
Thomas Silberhorn, CSU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Bamberg, sieht im Atomausstieg zum jetzigen Zeitpunkt große Probleme: "Der wegfallende Strom wird nicht durch Erneuerbare Energien ersetzt, sondern indem man die Kohlekraftwerke hochfährt. Es wird also schmutziger und teurer", äußert er sich in einem Video in den sozialen Medien. Doch er betont: "Natürlich müssen wir auf Erneuerbare Energien umstellen, natürlich müssen wir aus fossilen Energieträgern aussteigen, weil die fossilen Vorkommen endlich sind. Das gilt auch für Uran." Allerdings müsste angesichts der aktuellen Energiekrise darauf geachtet werden, dass "die Energieversorgung sicher bleibt, dass sie bezahlbar bleibt und, dass sie ökologisch sauber ist."
Auf die Frage, was Johannes Wagner Atomausstieg-Kritikern entgegnen würde, antwortet der Coburger Grünen-Abgeordnete: "Es ist wichtig, nicht nur den aktuellen Betrieb anzuschauen", der "keineswegs zu 100 Prozent sicher" sei. Atomabbau sei umweltschädlich, Erneuerbare Energien seien weitaus günstiger und sicherer als die Atomkraft. "Hartnäckig hält sich der Mythos, Atomkraft sei besonders günstig. Das Gegenteil ist der Fall. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Kosten von einer Kilowattstunde Atomstrom bis zu viermal so hoch sind wie die Kosten von einer Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie", heißt es auf der Webseite der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen.