Coburg: Ärger bei der Standortsuche

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Wäre zum Teil auf Landkreisgebiet: Das BGS-Gelände erstreckt sich auch über Dörfles-Esbacher Gemarkung. Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Wäre zum Teil auf Landkreisgebiet: Das BGS-Gelände erstreckt sich auch über Dörfles-Esbacher Gemarkung. Volkmar Franke/www.hochbild-design.de

Die Frage nach den fünf Alternativen treibt auch die Mitglieder des Coburger Kreistags um. Kritik gibt's an Regiomed und am Landrat.

"Auf Landkreisgebiet", das hat Regiomed-Geschäftsführer Joachim Bovelet beim Pressegespräch zur Zukunft des Neustadter Krankenhauses betont, soll es fünf Alternativstandorte für einen möglichen Gesundheitscampus als Ersatz fürs Klinikum Coburg geben. Wo sich diese befinden, wollten bis Montag weder Regiomed noch der Landrat verraten. Er sehe eine öffentliche Diskussion über mögliche Standorte zum jetzigen Zeitpunkt nicht als zielführend an, sagte Landrat Michael Busch (SPD). Es sei vom Kreistag gewollt und richtig, Alternativen zum BGS-Gelände zu prüfen. Die Wirtschaftsförderung habe Regiomed einige Areale im Landkreis genannt, die von der Größe her geeignet seien. Ob auch andere Kriterien wie Anbindung oder Verfügbarkeit gegeben sind, müsse nun Regiomed prüfen. Wie viele Alternativstandorte dann übrig bleiben, sei noch völlig offen. Übrigens, das schob Busch noch hinterher: Auch beim Coburger BGS-Gelände gebe es noch offene Fragen. "Wir wissen nicht, was es kostet, wir wissen nicht, ob da Altlasten sind." Was die möglichen Flächen angehe, die Regiomed gemeldet wurden, so wüssten die dortigen Bürgermeister Bescheid, sagte Busch.

Nicht so aber die Gremien des Kreistags. Deshalb ist dort, unter den Spitzen der Kreistagsfraktionen, deutlicher Unmut zu vernehmen.

Bei Markus Mönch (Unabhängige Landkreisbürger) fällt die Informationspolitik zum Thema "Klinikum" jedenfalls glatt durch: "So kann es nicht funktionieren." Mönch war es, der im öffentlichen Teil der Dezembersitzung des Kreistages um Aufklärung über die Pläne von Regiomed bat und sich dann nichtöffentlich von Joachim Bovelet "abgespeist" fühlte. "Unmöglich", sagt Mönch, sei das Verhalten dem Coburger Kreistag gegenüber. Bei einem Projekt mit "finanziellen Ausmaßen jenseits meiner Vorstellungskraft", erwarte er - auch bei der seit Montag aufgeflammten Standortdiskussion - besser informiert zu werden.

Bei besagter nichtöffentlicher Information war auch Rainer Mattern als Vorsitzender der CSU-Landvolk-Fraktion unter den Zuhörern. Dass es dort weniger zu erfahren gab als aus der gestrigen Dienstagszeitung, verwundert Mattern arg. Deshalb hat er jetzt schriftlich um Aufklärung gebeten, schließlich habe seine Fraktion "brennendes Interesse" daran, das Coburger Klinikum in kommunaler Trägerschaft in die Zukunft zu führen. "Da muss man auch mit uns reden", stellt Mattern klar.

Angesichts der Kriterien, die für den Gesundheitscampus aufgerufen werden (Mindestgröße: 20 Hektar), gibt es ohnehin nur sehr wenig ernsthafte Konkurrenz für das BGS-Gelände zwischen Coburg und Dörfles-Esbach. "Halt", ruft da Bernd Reisenweber ins Telefon. Der Ebersdorfer BG-Bürgermeister ist überzeugt davon überzeugt, "dass wir uns hinter dem BGS-Gelände nicht verstecken müssen". Allerdings: Gesprochen hat, weder vonseiten des Landratsamtes noch von Regiomed, mit den Ebersdorfern niemand. Dabei könne seine Gemeinde schon einiges in die Waagschale werfen, sagt der Bürgermeister, dem auch sein Sitz bei den Freien Wählern im Kreistag nur zu bruchstückhaften Informationen zum Gesundheitscampus verholfen hat. Die gute Verkehrsanbindung über die Autobahn und die Bundesstraße 303, nennt Reisenweber, dazu sogar einen gut erreichbaren Bahnhof.

Wenn ihn jemand nach geeigneten Flächen fragen würde, hätte die Gemeinde Ebersdorf nach Aussage ihres Bürgermeisters genügend "Asse im Ärmel". Südlich der Bundesstraße oder zwischen Ebersdorf und Großgarnstadt könne man die entsprechende Grundstücksgröße zur Verfügung stellen. Aber so recht glaubt Bernd Reisenweber nicht daran, dass die von Bovelet ins Gespräch gebrachten fünf Alternativstandorte wirklich ernsthaft im Rennen sind: "Wenn das so wäre, hätte man ja mit uns gesprochen."


Lautertal ist raus

Christian Gunsenheimer
, weiterer Stellvertreter des Landrats und Vorsitzender der Fraktion der Freien Wähler im Kreistag, reagiert auf Nachfrage mit Galgenhumor: "Man könnte verärgert sein..." Aber um den Begriff des Ärgers zu umschiffen, belässt es Christian Gunsenheimer bei "totaler Verwunderung" über die Informationspolitik, die derzeit beim millionenschweren Gesundheitscampus betrieben wird. Seine Positionen als Landrats-Stellvertreter und Fraktionsvorsitzender haben ihm bislang jedenfalls nicht viel geholfen, sagt Gunsenheimer im Bemühen um Gelassenheit: "Alle Informationen, die bislang bei mir angekommen sind, habe ich aus der Zeitung bekommen. Und nirgends sonst!"

Vielleicht sind die Lautertaler, schön nah an Coburg und das überregionale Verkehrsnetz angebunden, im Rennen? "Eher nicht", sagt da auf Nachfrage Sebastian Straubel (CSU). Gram ist der Bürgermeister den Verantwortlichen für die fünf Alternativen nicht, weil sie sich nicht bei ihm gemeldet haben, denn Straubel sieht die Sache realistisch: "Ich glaube, dass es klar ist, dass wir nicht ernsthaft infrage kommen." Freilich: Mit viel Fantasie könnte man für die Flächen zwischen Oberlauter und der Lauterer Höhe vielleicht ein Konzept entwerfen - aber am Ende sind es da ein paar Fragezeichen zu viel.

Leuchtturm in Sachen Gesundheit im Landkreis Coburg ist Bad Rodach, dank Therme und Medical Park. Auf die Frage, ob er denn nicht einen Standort für den Gesundheitscampus bieten könne, muss Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) kurz lachen. Und dann bremst er: "Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass zwischen dem Oberzentrum Coburg und Bad Rodach 18 Kilometer liegen." Da sei ein Klinikum, das für Ehrlicher "mindestens stadtnah" liegen muss, "nicht realistisch". Die zentrale medizinische Anlaufstelle werde auch in Zukunft in Coburg oder direkt an der Gemarkungsgrenze liegen - davon ist Ehrlicher überzeugt. Deshalb will er sich und Bad Rodach aus der Diskussion lieber herausnehmen. Am Ende, so viel sagt der Bürgermeister dann doch, gehe es doch nur um eines: "Wir sind eine Region. Und wir brauchen ein gutes Klinikum für die Menschen."

Das sieht auch der Rödentaler Bürgermeister, Marco Steiner (FW), so: "Wichtig ist die bestmögliche Versorgung." Sollte dazu noch einmal eine Standortsuche stattfinden, würde er diese als sinnvoll empfinden: "Man muss ja nicht alles auf eine Karte setzen." Aktuell gebe es in der Rödentaler Verwaltung dazu aber "keine aktive Geschichte". Aber ein Stück weit selbstbewusst, sagte Steiner offen, dürfe Rödental mit all seinen Vorteilen bei der Standortdiskussion schon sein: "Ich wäre fast sauer, wenn man uns da nicht berücksichtigen würde."