Brahms pur als Marathon für das Philharmonische Orchester

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Unter Leitung von Roland Kluttig eröffnet das Philharmonische Orchester die neue Konzertsaison im Landestheater Coburg.Foto: Jochen Berger
Unter Leitung von Roland Kluttig eröffnet das Philharmonische Orchester die neue Konzertsaison im Landestheater Coburg.Foto: Jochen Berger

Ein Konzert zur Saisoneröffnung mit dem Philharmonischen Orchester brachte als gewichtigen Auftakt gleich zwei Sinfonien von Johannes Brahms.

Das Eröffnungskonzert war als Vorwegnahme des 1. Sinfoniekonzerts vom heutigen Montag gedacht und sollte den häufig geäußerten Wunsch nach einer Wiederholung der Konzerte erfüllen, da die regulären total ausabonniert sind. Leider hatte sich diese Option noch nicht genügend herum gesprochen, sodass viele Plätze auf den Rängen und im Parkett leer blieben. Generalmusikdirektor Kluttig warb deshalb zu Beginn des Konzerts für diese Neuerung, die beim letzten Sinfoniekonzert am 10. Juni nächsten Jahres noch einmal stattfinden wird.


Meininger Gastspiel in Coburg

Es gab auch eine kurze Einführung des Generals über die Brahms - Tradition der benachbarten seinerzeit berühmten Meininger Hofkapelle, die mit Brahms' Dritter auch in Coburg gastierte. Zwei Sinfonien an einem Abend seien für das Orchester ein wahrer Marathon, betonte Kluttig.
Das Philharmonische Orchester zeigte sich aber der großen Aufgabe bestens gewachsen und spielte stets konzentriert und klangschön.


Die vier Sinfonien von Johannes Brahms sind nach dem Vorbild Beethovens alle sehr individuell und unterschiedlich im Ausdruck. Tonartlich sind sie sehr eng innerhalb einer Quart angeordnet, wobei zwei in Dur und zwei in Moll komponiert sind. Neben den gewichtigen Eckpfeilern der 1. in c-Moll und der 4. in e-Moll stehen die etwas "lichteren" Nr. 2 in D-Dur und Nr. 3 in F-Dur. Mit letzterer (Opus 90) begann das Konzert. Trotz des stürmischen Auftakts ist der 1. Satz vorwiegend lyrisch. Er wäre aber nicht von Brahms, wenn nicht auch bisweilen ernste und düstere Stimmungen aufkämen.


Nach dem ebenfalls lyrischen Andante erwartet man schon sehnlich das Poco Allegro, dessen expressive Melodik sich spätestens nach dem Film "Lieben Sie Brahms?" ohrwurmartig eingeprägt hat. Bewegt und in straffer Rhythmik geht es dann ins Finale.


Inniges Andante

Roland Kluttig gestaltete mit seinem aufmerksam und klangschön musizierenden Orchester das Werk bei stets deutlicher Zeichengebung minutiös und leidenschaftlich wie aus einem Guss. Immer wahrte er die klangliche Balance und holte die führenden Stimmen hervor. Ähnliches gelang ihm nach der Pause mit Brahms" gewaltigem sinfonischen Vermächtnis der 4. Sinfonie e-Moll, die im Kopfsatz spannungsvoll, dynamisch differenziert mit großen organischen Steigerungen gestaltet wurde. Innig erklang das melodiöse Andante moderato vor dem energisch zupackenden Scherzo, dem die gewaltige Passacaglia mit ihren leidenschaftlichen Steigerungen und lyrischen Passagen folgte. Brahms hat hier eine alte barocke Form mit romantischem Geist erfüllt.


Nach der grandiosen Wiedergabe dieses für Orchester und Dirigent höchst anspruchsvollen Werks gab es anhaltenden Beifall des begeisterten Publikums. Es wäre zu begrüßen, wenn das gleichfalls wiederholte Juni-Konzert mit ebenso attraktivem Programm mehr Zuspruch erführe, damit dieses Vorhaben auch in Zukunft fortgeführt werden kann.