"Bonveda - Willkommen in Tambach!"

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Mohammad Matin (Mitte) probiert mit Staatsministerin Melanie Huml und Landrat Michael Busch den Kicker aus, der im Hobbyraum der Wohngruppe in Tambach aufgestellt ist.Rainer Lutz
Mohammad Matin (Mitte) probiert mit Staatsministerin Melanie Huml und Landrat Michael Busch den Kicker aus, der im Hobbyraum der Wohngruppe in Tambach aufgestellt ist.Rainer Lutz
Esan Safi fühlt sich wohl in seinem Zimmer der Wohngruppe "Bonveda" in Tambach und gut betreut von Erzieherin Sibille Kieser.
Esan Safi fühlt sich wohl in seinem Zimmer der Wohngruppe "Bonveda" in Tambach und gut betreut von Erzieherin Sibille Kieser.
 

Das Institut für psycho-soziale Gesundheit hat in Tambach eine heilpädagogische Wohngruppe eröffnet.

Als der Landkreis während der großen Flüchtlingswelle auch unbegleitete minderjährige Jugendliche aufnehmen musste, wurde dringend nach einer Möglichkeit zur betreuten Unterbringung gesucht. Für das Institut für psychosoziale Gesundheit (IPSG) Neuland. Die Einrichtung sorgte bis dahin ausschließlich ambulant für Jugendliche und Familien mit Betreuungsbedarf. In Rossach wurde seinerzeit ein Quartier gefunden. Einige der Jugendlichen von damals sind noch immer da und jetzt nach Tambach umgezogen, wo das IPSG am Freitag die heilpädagogische Wohngruppe "Bonveda" eröffnet hat.
Bayerns Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, eilte unmittelbar nach der Vereidigung von Marcus Söder als neuer Bayerischer Ministerpräsident, von München nach Tambach. Sie wollte unbedingt an der Eröffnung dabei sein, kennt sie doch das IPSG bereits seit Jahren und schätzt seine ambulante Arbeit sehr hoch: "Es ist sehr wichtig, dass man direkt zu den betroffenen Familien hin geht."


Name gut gewählt

Gelungen findet Melanie Huml den Namen "Bonvena" für die Wohngruppe, die auch für deutsche Jugendliche ab 13 Jahren offen ist. Das Wort kommt aus der Universalsprache Esperanto und bedeutet so viel, wie "willkommen" oder "angenommen". Genau darum müsse es bei der Betreuung der betroffenen Kinder und Jugendlichen gehen, so Huml. Wer sich von klein auf nicht angenommen, nicht willkommen fühlt, der könne kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln. In der Wohngruppe soll das Gefühl vermittelt werden, angenommen zu sein.
Esan Safi und Mohammad Matin werden seit zwei Jahren in der Gruppe betreut. Sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Domizil, sprechen bereits gut Deutsch, haben über Sportvereine Kontakte geknüpft und besuchen die Schule. Sie kommen aus Afghanistan - mit allen möglichen Konsequenzen für ihr Bleiberecht. Solange sie in der Wohngruppe des IPSG leben, bekommen sie immerhin die Chance, sich behütet zu entwickeln.
Probleme gab es nicht, als bekannt wurde, dass eine Wohngruppe von minderjährigen Flüchtlingen nach Tambach kommen wird, bestätigt Weitramsdorfs Zweiter Bürgermeister Werner Hanke.
Ein Gefühl, das Carola Gollub als Geschäftsführerin des IPSG bestätigt: "Wir sind in Tambach wohlwollend und vorurteilsfrei aufgenommen worden." Mit dem Aufbau der neuen Wohngruppe seien die IPSG Mitarbeiter über das normale Maß hinaus belastet worden.
Dass andererseits die Immobilie in Tambach ein echter Glücksfall für die Zwecke des IPSG gewesen ist, bestätigt auch Gollubs Geschäftsführer Kollege Stephanus Gabbert. Das Gebäude bietet Raum für maximal neun Jugendliche und das zu ihrer Betreuung eingesetzte Personal. Daneben blieb noch genug Raum für Räume, in denen die Heranwachsenden auch mit Freunden von außerhalb zusammensitzen können.
Der Hilfeprozess für die Jugendlichen beginnt mit dem Kontakt zum Jugendamt. Es gibt dann ein Vorstellungsgespräch mit der Wohngruppenleitung, dem Jugendlichen und dessen Familie - was bei den unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen nicht möglich ist. Nach dem Einzug in die Wohngruppe steht das Knüpfen von Beziehungen im Vordergrund. Für die Fachkräfte geht es zusätzlich um das Kennenlernen der persönlichen und sozialen Probleme und Ressourcen sowie die individuelle Geschichte der Jugendlichen. Die Betreuung erfolgt dabei ganztägig an sieben Tagen in der Woche.
Aktuell beherbergt die Wohngruppe "Bonveda" sieben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan sowie einen einheimischen Jugendlichen. Mittelfristig ist geplant, Jugendliche beiderlei Geschlechts aufzunehmen. Im Haus stehen vier Doppel und zwei Einzelzimmer , eine Gemeinschaftsküche, ein Esszimmer, ein Hobbyraum, mehrere Bäder sowie ein großer Garten zur Verfügung.


Das IPSG

Das IPSG ist eine gemeinnützige Einrichtung der Aus-, Fort und Weiterbildung, der psycho-sozialen Praxis und der anwendungsbezogenen Forschung an der Hochschule Coburg. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die Weiterbildung von Berufspraktikern, der Betrieb des IPSG-Zentrums für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, anwendungsbezogene Konzeptentwicklung im Bereich psycho-sozialer Intervention im Rahmen klinischer Sozialarbeit und die Beteiligung an der Hochschulausbildung in der Fakultät für soziale Arbeit und Gesundheit.