Bier, Briefmarken und Geschichte aus Rödental

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Philatelist Hartmut Scholz zeigt seine thematische Sammlung "Die Biografie des Bieres". Fotos: Thomas Heuchling
Philatelist Hartmut Scholz zeigt seine thematische Sammlung "Die Biografie des Bieres". Fotos: Thomas Heuchling
Ein Feldpostbrief aus der im Ersten Weltkrieg zum Lazarett umfunktionierten Hofbräugaststätte in Coburg. In der Sammlung von Scholz ist diese unter der Kategorie: "Die Orte des Biergenusses" zu finden.
Ein Feldpostbrief aus der im Ersten Weltkrieg zum Lazarett umfunktionierten Hofbräugaststätte in Coburg. In der Sammlung von Scholz ist diese unter der Kategorie: "Die Orte des Biergenusses" zu finden.
 
Stücke aus der ganzen Welt hat Scholz in seiner philatelistischen Sammlung "Die Biografie des Bieres" zusammengestellt. Hier sind Briefmarken zur Bierherstellung aus Hirse in Botswana zu sehen.
Stücke aus der ganzen Welt hat Scholz in seiner philatelistischen Sammlung "Die Biografie des Bieres" zusammengestellt. Hier sind Briefmarken zur Bierherstellung aus Hirse in Botswana zu sehen.
 
Hartmut Scholz veräündert und erweitert seine Sammlung immer noch.
Hartmut Scholz veräündert und erweitert seine Sammlung immer noch.
 
Das Deckblatt der Sammlung von Hartmut Scholz.
Das Deckblatt der Sammlung von Hartmut Scholz.
 
Ein Auszug aus seiner Sammlung.
Ein Auszug aus seiner Sammlung.
 
Briefmarken und eine "Ganzsache" rund ums Bierbrauen aus Botswana.
Briefmarken und eine "Ganzsache" rund ums Bierbrauen aus Botswana.
 
 
Entwürfe und fertige Marken aus Afrika.
Entwürfe und fertige Marken aus Afrika.
 
Der Orientexpress (unten) machte auch in München Station. Dort hält eine Mann einen Bierkrug.
Der Orientexpress (unten) machte auch in München Station. Dort hält eine Mann einen Bierkrug.
 

Heute ist der Tag des deutschen Bieres. Mit diesem Getränk kennt sich Hartmut Scholz gut aus, denn er hat eine "Biografie des Bieres", mit Briefmarken und anderen postalischen Zeugnissen geschrieben.

32 Flaschen Bier für drei Mark, mit Lieferung frei Haus - mit diesem Angebot machte eine Berliner Brauerei im Jahr 1906 Werbung. "Das waren noch Zeiten", sagt Hartmut Scholz und zeigt auf einen Zettel. Solche und zahlreiche andere interessante und kuriose Geschichten aus der Welt des Bieres kann der 70-jährige Scholz aus Rothenhof viele erzählen und er kann sie belegen. Denn er hat "Die Biografie des Bieres" geschrieben, aber nicht irgendeine, sondern aus der Sicht und mit den Mitteln eines Philatelisten, das ist jemand der Briefmarken sammelt.

"Es gibt viele Themen zu denen man eine Sammlung machen kann. Ich habe das Thema Bier", sagt Scholz und blättert durch einen dicken Ordner mit vielen, in Folie gepackten, Seiten. Insgesamt drei davon umfasst seine Bier-Biografie. "Für Ausstellungen auf Wettbewerben sind es aber nur zwei. Einige Sachen habe ich aussortiert", sagt Scholz. Zwölf Jahre hat er an seiner Sammlung gearbeitet.
Die es auch in digitaler Form gibt, denn er hält Vorträge in Brauereien und für andere Briefmarkensammler-Vereine. "Im Juni präsentiere ich meine Sammlung auf einer internationalen Ausstellung in Italien. Aus Bayern dürfen dort nur fünf Sammler ausstellen. Eine Einladung dazu, dass ist schon eine Auszeichnung", sagt Scholz und blättert weiter.

Die Ordner enthalten gar nicht so viele bunte Marken, wie der Laie erwartet. Es sind viele Postkarten-große Bilder, Stempel oder andere Sonderformate aus einer vergangenen Ära des Postverkehrs enthalten. Der Fachmann nennt sie Ganzsache oder aptierter Freistempel. Deren Wert, Bedeutung oder Besonderheit sich auf den ersten Blick nur für einen Philatelisten, wie Scholz, erschließt. "Im ersten Moment merke auch ich nicht sofort, dass ein Stück etwas mit Bier zu tun hat und in meine Sammlung passt", sagt Scholz.

Er zeigt auf eine Marke aus Brasilien, auf der Frauen bei der Feldarbeit zu sehen sind. "Früher war das Bierbrauen Frauenarbeit. Diese Marke bildet einen Teil des Herstellungsprozesses ab und passt deshalb thematisch zu meiner Sammlung", erklärt Scholz. Seine Bier-Biografie gliedert sich in fünf Hauptkategorien mit vielen Unterpunkten. Sie beginnt mit dem Ursprung des Bieres: "Vom flüssigen Brot zum Reinheitsgebot." Darin erklärt Scholz die Entwicklung des Bieres von den Sumerern, die im dritten Jahrtausend vor Christus lebten, hin zum Reinheitsgebot von 1516. Da gab es noch kein Postwesen, wie wir es heute kennen. Durch Briefmarken mit Getreide- und anderen Motiven aus Israel oder Syrien hat Scholz diesen Zeitraum in seiner Sammlung verarbeitet.

Mehrfach ausgezeichnet

Dass sie philatelistischen Kriterien entspricht, zeigen mehrere Auszeichnungen und sehr gute Bewertungen auf Wettbewerben. Historische Originale hat Scholz viele aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie geben nicht nur Einblick in die Geschichte des Bieres, sondern auch in die Welt der Werbung vor 100 Jahren. Aus allen Kontinenten hat Scholz Briefmarken, kleine Heftchen oder Werbematerial - eben alles, was für den Philatelist relevant ist - zusammengetragen. "Hier, das ist eine Besonderheit", sagt Scholz, "Ein Markenheft aus den 20er Jahren aus Frankreich, davon gab es nur 20   000 Stück."

Nur auf Nachfrage nennt Scholz den Preis: rund 900 Euro. Über Geld redet er ungern. Für ihn zählt der ideelle Wert und die Zeit, die er investiert hat. Beim Durchblättern der Sammlung erfährt der Betrachter etwas über amerikanische Ortsnamen, über deutsche Brauereien im Kongo oder die Besteuerung von Bier. Wie er die Sammlung zusammenbekommen hat, erklärt Scholz so: "Unter den Briefmarkensammlern wissen viele, dass ich zum Thema Bier arbeite, dadurch bekomme ich auch viele Zuschriften. Auf Börsen kauft oder tauscht man die passenden Motive, aber viel läuft auch über Freunde im Ausland." Und was trinkt der Bier-Biograf am liebsten? "Ein ungetrübtes Kellerbier", sagt Scholz.