Mit verträumten und virtuosen Klängen unter dem Motto "Von Tango bis Jazz" verzauberte das Ensemble "Bolero Berlin" bei einem Konzert des "Verein".
Vor fast zehn Jahren schlossen sich einige Mitglieder der Berliner Philharmoniker und freischaffende Musiker auf Anregung von Martin Stegner zu einer sechsköpfigen Formation zusammen, um kubanische Boleros, argentinische Tangos sowie auch in ähnlicher Weise bearbeitete klassische Werke zu musizieren. Sehr rasch erntete das Ensemble große Erfolge.
Ungewöhnliche Besetzung
Der beruhte zum einen natürlich auf dem außergewöhnlichen Können der Musiker, zum anderen aber auch auf der ungewöhnlichen Besetzung mit Viola (Martin Stegner), Klarinette und Saxophon (Manfred Preiss), Gitarre (Helmut Nieberle), Klavier (Raphael Haeger), Kontrabass (Esko Laine) und Percussion (Daniel "Topo" Gioia). Einfühlsame bis hochvirtuose Soli und Improvisationen bei traumwandlerischem Zusammenspiel prägten den von Martin Stegner humorvoll moderierten und vom Publikum mit reichem Beifall honorierten Konzertabend der besonderen Art.
Gitarrist Helmut Nieberle ist nicht nur meisterlicher Beherrscher seines Instruments, sondern auch ein begabter Komponist und Arrangeur, aus dessen Feder die meisten Stücke des Abends stammten. Das Programm begann mit seiner Eigenkomposition "Skarpina", einem verträumten Linienspiel der Melodieinstrumente zum festen Untergrund von Bass und Percussion.
Das berühmte "Summertime" von Gershwin wurde zu "Summertime in the Desert" mit virtuosen Improvisationen von Viola und Klavier. Martin Preiss war anschließend der klangvolle Bass-Klarinettist in "September" von Kurt Weill. Womöglich wurde der Blues in Sachsen erfunden, von Richard Wagner. Sein "O du mein holder Abendstern" aus "Tannhäuser" erklang jedenfalls in dieser Version verblüffend stilecht. Selbst die Viola musste da "wiehern".
Ein großes Gitarrensolo war dann zum Abschluss des ersten Teils bei "While my guitar gently weeps" von George Harrison angesagt, dem sich die Viola gleichermaßen anschloss.
Sehr eindrucksvoll nach der Pause "Windmills of your mind" von Michel Legrande, das mit einem Dialog von Viola und Kontrabass beginnt, bevor sich die anderen Instrumente hinzu gesellen. Der Tango "Nocturna" des Argentiniers Julián Plaza wird von der Viola con sordino und Gitarre sanft angestimmt.
Stimmungsvoller langsamer Walzer
Von dem Bossa-nova-Erfinder Jobim aus Brasilien erklang stimmungsvoll der langsame Walzer "Luiza", von Helmut Nieberle mit Raphael Haeger als zweitem Percussionisten das temperamentvolle "Chorinho amoda da casa".
Mit nachgeahmten Didgeridoo-Klängen auf der Bassklarinette wurde Verdis "La donna è mobile" aus "Rigoletto" nach Australien versetzt und Bizets "Habanera" aus "Carmen" wird man noch nie so melodisch und harmonisch verfremdet mit atemberaubenden Improvisationen gehört haben.
Zwei Zugaben zum Abschluss
Bravo, bravissimo für die sechs "Boleros", die sich für den reichen Beifall mit zwei Zugaben bedankten, wo in der ersten die von Helmut Nieberle gefühlvoll gespielte Ukulele im Vordergrund stand, während bei der zweiten von allen dem Schöpfer des Tango nuevo Astor Piazzolla leidenschaftlich gehuldigt wurde.
So geht's weiter
Montag, 3. April "Rhapsody Three" - Violine, Saxofon, Klavier, 20 Uhr, HUK-Foyer, Willi-Hussong-Straße 2 (Infos online: www.verein-coburg.de)