Im Regenbogenwald am Falkenegg wurden elf neue "Steine des Lebens" gesetzt - von Eltern, die um ihre Kinder trauern.
Benjamin Knauf war 27 Jahre alt, als er an den Folgen eines Hirntumors starb. "Er war bis zum Schluss stark", erzählt seine Mutter, Iris Puff-Knauf. Und dann kommen ihr die Tränen, denn es ist noch kein Jahr her, dass sie ihren Sohn verloren hat. "Zum Glück bin ich gleich auf die Selbsthilfegruppe ,Verwaiste Eltern‘ gestoßen. Die Menschen hier tun mir gut. Man versteht sich, denn wir vermissen alle unsere Kinder." Für Benjamin hat Iris Puff-Knauf einen Stein gestaltet, der nun im Regenbogenwald Falkenegg an ihn erinnert.
Waltraud Caniglia hat ihrer Tochter Patrizia einen bunten Stein gewidmet. Diese kam 2012 bei einem Flugzeugabsturz während eines Rundflugs über Creidlitz ums Leben. Da war sie gerade einmal 31 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. 2014 hat Waltraud Caniglia dann auch noch ihren Mann verloren. "Er hat den Tod unserer Tochter nicht verkraften können", sagt sie und sie fügt hinzu, dass sie froh sei, die Selbsthilfegruppe gefunden zu haben. "Niemand kann den Schmerz so gut verstehen wie diejenigen, die selbst ein Kind verloren haben."
"Steine des Lebens" nennen die verwaisten Eltern die bunt bemalten Erinnerungen an ihre Söhne und Töchter, manchmal auch Nichten und Neffen. In der Regel entstehen die kleinen Gedenksteine in Gruppenarbeit, denn das gemeinsame kreative Gestalten ist für die meisten eine tröstende Therapie, weiß Helga Knirsch, die einst als betroffene Mutter die Selbsthilfegruppe gegründet hat und sie heute zusammen mit Wera Will am Leben erhält, ihr immer wieder neue Impulse gibt, die Baumpflanzungen im Regenbogenwald und das Setzen der Steine organisiert.
Es gibt noch Platz für einige neue Bäume
40 Bäume stehen inzwischen auf dem Areal, das die Stadt der Gruppe zur Verfügung gestellt hat - schon das zweite Grundstück neben dem am Bismarckturm. Als Neuerung kamen am Falkenegg im September 2014 die "Steine des Lebens" hinzu, die auf liegende, zu einer Sitzgruppe zusammengestellte Baumstämme gesetzt werden. Obwohl das Gelände schon gut gefüllt ist, gibt es noch Platz für einige neue Bäume. Deshalb bieten die "Verwaisten Eltern" am Samstag, 18. November, einen weiteren Pflanztermin an.
Doch trotz aller positiver Reaktionen, die die Selbsthilfegruppe immer wieder auf den Regenbogenwald bekommt, gibt es auch Vandalismus, der für sie schmerzhaft und völlig unverständlich ist. "Jugendliche feiern gelegentlich hier. Es wurden einige Keramikschilder von den Bäumen gestohlen und die Stäbe, auf denen die Steine sitzen, verbogen", berichtet Helga Knirsch. Vor allem nach Silvester müssten die Gruppenmitglieder stets aufräumen und Zigarettenreste aus den Bäumen entfernen. Dennoch, das Grundstück am Falkenegg bleibt für viele Eltern, die ihre Kinder verloren haben, ein Ort des Trostes und der Trauer, den sie sich erhalten möchten.