Pfarrer Stefan Fleischmann und der Seßlacher Bürgermeister Hendrik Dressel haben die Idee von Begleitheften für den Pilger- und den Bibelweg - beide führen durch die Landkreise Coburg und Lichtenfels - in die Tat umgesetzt.
Als Mann, der auf dem Jakobsweg schon bis nach Frankreich gekommen ist, weiß Bürgermeister Hendrik Dressel (Freie Wähler): "Immer mehr Mensch haben das spirituelle Wandern für sich entdeckt." Weil sich aber nicht jeder nach Santiago de Compostela auf den Weg machen kann, gibt es im Coburger Land und dem Obermaintal auch den "Pilgerweg Vierzehnheiligen" und den "Fränkischen Bibelweg". Für beide Strecken haben die Städte und Gemeinden entlang des Weges jetzt ein Heft mit "spirituellen Impulsen" herausgebracht.
"Spirituelle Impulse" - klingt ganz schön anspruchsvoll. Doch der Seßlacher Pfarrer Stefan Fleischmann - der Texte, Gebete und Bibelstellen für die Pilgerbegleithefte zusammengefasst hat - gibt Entwarnung: "Es sind nur Anregungen, um weiterzudenken."
Einige der Texte stammen aus der Feder von Pater Alois Hofmann, der lange Jahre bei den Pallottinern in Untermerzbach wirkte.
Fleischmann las viele davon und entdeckte dabei immer wieder Bezüge zum Pilger- und Bibelweg. "So haben wir es geschafft, dass diese Texte nicht verloren gehen", freut sich Fleischmann.
Der katholische Pfarrer läuft einmal im Jahr mit evangelischen und katholischen Christen den Pilgerweg von Seßlach nach Vierzehnheiligen. Dabei hat er festgestellt, dass die Skulpturen den Menschen oft wichtige Lebensimpulse geben. Dies sei wichtig - und erfreulich.
Doch weil eben nicht bei jeder Wanderung ein Geistlicher die Gruppen begleiten kann, kamen Fleischmann und Dressel auf die Idee, ein Begleitheft zusammenzustellen. Über die "Initiative Rodachtal", Fördermittel verschiedener Stiftungen und EU-Zuschüssen kamen die nötigen Finanzmittel zusammen.
Einklang von Seele und Geist Dass sich ausgerechnet Stefan Fleischmann für die Pilgerbeg leithefte stark gemacht hat, kommt
nicht von ungefähr. Schon seit Jahren geht der katholische Geistliche in Seßlach den nicht alltäglichen Weg, Glaubensfragen und die körperliche Betätigung in freier Natur in Einklang zu bringen - zum Beispiel mit regelmäßigen Nordic-Walking-Touren. Für Fleischmann sind diese Aktionen inzwischen Normalität. Und neu, sagt der Pfarrer, ist diese Kombination eigentlich auch nicht: "Dass Geist und Seele zusammen gehören, hat der Mensch in der Vergangenheit nur ein bisschen vergessen."
Hendrik Dressel gefällt diese Einstellung, denn er hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Gemeinsam mit vielen anderen Bürgern hat der Bürgermeister im vergangenen Jahr eine kleine Kapelle in der freien Flur am "Grünen Band" gleich hinter Gemünda errichtet.
Wie diese angenommen wird, hat Dressel fast umgehauen: "Wir schätzen, dass in einem Dreivierteljahr rund 5000 Menschen dort waren." Das zeige, dass bei den Menschen durchaus eine Sehnsucht nach Ruhe und Besinnung vorhanden sei.
Beim Pilger- und dem Bibelweg dürfte das Interesse nicht kleiner sein. Die Kirche, sagt Dressel, dürfe sich über die beiden Wanderrouten freuen: "Da findet bestimmt manch Wanderer einen Zugang zu Gott und der Kirche, den er schon verloren glaubte."
Das Angebot rund um die beiden Wege soll noch in diesem Frühjahr ausgeweitet werden. Mehrere Freiwillige aus der Region sind derzeit dabei, sich zum Pilgerweg-Begleiter ausbilden zu lassen. Sie werden Ende März bei einem Gottesdienst offiziell ausgesandt und werden von da an Gruppen, Schulklassen und Wallfahrten auf ihrem Weg begleiten.
Was sie dabei machen, bringt Silvia Tauss (Tourismus-Chefin in Seßlach) am besten auf den Punkt: "Stadtführungen auf Wanderwegen."
Die PilgerbegleithefteWer Sie sind gedacht für Wanderer und Wanderführer auf dem Pilger- und dem Bibelweg.
Wo Sie sind bei allen Tourist-Informationen und in allen Rathäusern entlang der Wege erhältlich.
Internet Bibel- und Pilgerweg, weitere Routen und Empfehlungen für Übernachtung und Sehenswertes sowie die Begleithefte zum Herunterladen finden sich auf der
Homepage des Pilgerwegs Vierzehnheiligen.