Das war ganz unterschiedlich und hing auch mit den jeweiligen Stücken zusammen. Natürlich ist die Reaktion auf eine der frühen, jugendlich frischen Sonaten (wie zum Beispiel die Sonate Opus 10,2) eine ganz andere, als die Reaktion auf die letzte Sonate Opus 111, die ich als erste in Coburg spielte und die tatsächlich von den letzten Dingen erzählt, wo die Musik in andere Sphären aufbricht. Manchmal war die Reaktion enthusiastisch, manchmal nachdenklich. Das ist ja das schöne an dieser Musik, dass jeder die Stücke anders erlebt, etwas anderes mit nach Hause nehmen kann.
Beethoven galt als schwierige, widersprüchliche Persönlichkeit. Wie wichtig ist Ihnen als Interpret die Auseinandersetzung mit der Person Beethoven?
Sie ist ohne Frage wichtig. Wer weiß zum Beispiel, ob Beethoven die letzten Sonaten, die späten Streichquartette, die 9. Symphonie hätte schreiben können, wenn er nicht vom ungeheuren Schicksalsschlag seiner Ertaubung getroffen worden wäre? Seine Sorgen und Kämpfe, seine Rastlosigkeit, seine künstlerische Kompromisslosigkeit, das sind Dinge, die zum Verständnis seiner Musik unbedingt beitragen.
Das Programm für den Abschlussabend hat sich von der Auswahl im Grunde selbst ergeben - sie spielen jene vier Sonaten, die noch gefehlt haben. Was können Sie tun, um eine spannende Dramaturgie in diesen speziellen Abend zu bekommen?
Das wird hoffentlich jeder Hörer selbst für sich entdecken können. Es gibt unter den 32 Klaviersonaten kein schwaches Stück, so dass ich überzeugt bin, dass die Dramaturgie durch die Musik selbst entsteht. Hinzu kommt, dass wir dieses Konzert zusammen mit Joachim Rückert eigentlich an Beethovens Geburtstag im letzten Dezember geplant hatten und aufgrund der Pandemie verschieben mussten. Es ist mein erstes öffentliches Konzert seit über zehn Monaten, auch das verleiht dem Anlass eine besondere Dramaturgie.
Zu Gast bei den Musikfreunden Coburg
Benjamin Moser, 2007 Preisträger des renommierten Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau, ist durch zahlreiche erfolgreiche Auftritt in Coburg bereits eine feste Interpreten-Größe bei der Gesellschaft der Musikfreunde. Seit April 2014 ist der Auftritt am Montag inzwischen sein fünftes Coburg-Gastspiel auf Einladung der Gesellschaft der Musikfreunde. Seit 2019 unterrichtet er an der Hochschule Luzern eine eigene Klavierklasse (www.benjaminmoser.com).
Ausblick Montag, 8. Oktober, 19.30 Uhr, Kongresshaus Rosengarten - Ingolf Turban (Violine), Marlo Thinnes (Klavier), Werke von Ludwig van Beethoven