Kleidung mit Marderpelz, Muff und Spitze - so mancher Zeitgenosse stößt bei der Wanderausstellung im Gerätemuseum in Ahorn auf Stücke aus seiner Vergangenheit. Es ging teilweise ganz schön prunkvoll bei den Vorfahren zu.
Mit "Pracht, Prunk und Protz - Luxus auf dem Land" eröffnet der Zweckverband Gerätemuseum Coburger Land die diesjährige Saison im Gerätemuseum Ahorn. Die Wanderausstellung der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Freilichtmuseen bringt denn auch luxuriösen Glanz in die alten Schaf stallgemäuer.
"Wer ko, der ko", das galt auch früher auf dem Lande, wo sich durchaus der Sinn fürs Schöne mit der harten Arbeit auf einen Nenner bringen ließ. "Keiner wäre damals auf die Idee gekommen, ohne den Sonntagsstaat in den Gottesdienst zu gehen", führte Museumsleiterin Jana Buhrow in die Thematik der Sonderausstellung ein. Da wurde die Festtagskleidung herausgeholt mit Marderpelz und Muff, mit Spitzenkragen und farbenprächtigen Stickereien.
Reich verzierte und aufwendig bemalte Möbel "Staat gemacht" wurde aber auch mit dem feinen Tafelgeschirr, mit kunstvollem Rauchwerk, mit handgewebter Wäsche und handgedrechselten und bemalten Möbelstücken. Einige der Exponate entstammen dem großen Fundus des Gerätemuseums selbst, wie die reich verzierte Haube und die aufwendig bemalten Himmelbetten, die aus der Sammlung von Gustav Fischer kommen, die Trachten aus dem Coburger Brautzug oder die feine Bett- und Tischwäsche aus Leinen, bestickt und mit Zackenlitzen behäkelt, die Gudrun Zwingelberg beisteuerte. Vieles davon, erzählt sie, komme noch von ihrer Großmutter und Mutter und könne bis ins Jahr 1850 datiert werden.
Sogenannte "Barcharder Wäsch"" ist dabei, weiches angerautes Flanell, und die langen "Stehbrunzer" auch.
Die Sonderausstellung, so Landrat Michael Busch (SPD) als Vorsitzender des noch jungen Zweckverbandes, sei auch ein Stück Neuanfang fürs Gerätemuseum unter neuem Dach. So werde zukunftsoptimistisch mit Prunk und Protz in ein Jahr gestartet, das wiederum Märkte, Feste, Lesungen und Ausstellungen biete. Unter Luxus verstehe freilich jeder etwas anderes, und die Vorstellung davon habe sich im Laufe der Jahrhunderte auch geändert. Heutzutage könne schon Freizeit Luxus sein.
Die Auffassung, was Luxus ist, hat sich gewandelt Was die Menschen auf dem Lande vom 18. bis zum frühen 20.
Jahrhundert als luxuriös empfanden, zeigten sie in Kleidung, Interieur und Accessoires, von prunkvollen Knöpfen über aufwendige Schmuckelemente an Möbeln oder Häusern bis hin zu Wäsche und Geschirr.
"Ist ein Museum Luxus auf dem Lande?" Diese Frage warf Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) auf und benannte damit die Sorgen der Kommune in den vergangenen Jahren. Mit dem Zweckverband sei man einen praktikablen und zukunftsweisenden Weg gegangen. Die Sammlung zu erhalten und damit das regionale Gedächtnis zu entwickeln, das, so Finzel, sei die Aufgabe eines solchen Museums. Und so wie Landrat Busch eine reichverzierte Tabakspfeife mit dem Porträt des Prinzregenten Luitpold von Bayern zu seinem Lieblingsexponat kürte, ist für Martin Finzel das Himmelbett aus der Fischer'schen Sammlung das Prunkstück der Ausstellung.
In acht Themenbereiche gliedert sich die Sonderausstellung "Pracht, Prunk, Protz", die den Luxus auf dem Lande aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchten. Neben "Staat machen" wird "aufgetischt", wird es "krachen" gelassen, wird "aufpoliert" und "herausgeputzt". Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle. Es macht Spaß, zu schauen, zu lesen und anzufassen, was da so prunkvoll drapiert wird.