Nach über 40 Jahren haben die Vereine im Coburger Osten ihre Traditionsveranstaltung "beerdigt". Bleibt die Frage: warum?
Über 40 Jahre lang war "Sex in Ost" praktisch Pflichttermin für die Coburger Narren. Die große Faschingsparty in der Lützelbucher Rolf-Forkel-Halle war so beliebt, dass sie pro Session gleich zwei Mal stattfand. Einen Kinderfasching gab es obendrein.
Doch heuer hat es sich im Coburger Osten sprichwörtlich ausgesext. "Mit Tränen in den Augen" haben die Veranstalter - die Bürgervereine Rögen, Seidmannsdorf-Löbelstein und Lützelbuch, der TV Lützelbuch, der Radsportverein sowie die Feuerwehr - den Fasching "sterben lassen", wie Andreas Gehring, Vorsitzender des Rögener Bürgervereins, dem Tageblatt bestätigt. Gehring war neben Christian Fertsch seit vielen Jahren für die Ausrichtung des Faschingsballs verantwortlich.
Die Entscheidung zeichnete sich schon im vergangenen Jahr ab, als nach den Veranstaltungen unterm Strich nur ernüchternde 58 Euro übriggeblieben waren. In Spitzenjahren konnten sich die Vereine als Lohn für ihre ehrenamtliche Arbeit nach dem Fasching vierstellige Summen teilen. Lange hat das funktioniert, manchmal sogar so gut, dass noch 500 bis 1000 Euro für einen guten Zweck gespendet werden konnten, erinnert sich Gehring.
"Die Kosten fressen dich auf", sagt der Vorsitzende. 3000 bis 4000 Euro koste die Band, 1000 Euro die Security und auch die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema, verlangt über 1100 Euro Gebühren für die öffentliche Aufführung von urheberrechtlich geschützter Musik. Früher habe die Gema ein paar hundert Euro gekostet, einen Sicherheitsdienst habe es gar nicht gebraucht.
In den letzten Jahren summierten sich die "Kleinigkeiten", die den Veranstaltern um das Leben schwer machten: So seien ihnen schon durch die Anhebung des Mindestalters von 16 auf 18 Jahre gut 200 Besucher verloren gegangen. Überhaupt feiere die Jugend heute lieber im Steinweg als auf Faschingsbällen.
Auch beim Getränkeverkauf, mit dem man früher noch Gewinn erwirtschaften konnte, mussten die Veranstalter Einbußen hinnehmen. Gerade jüngere Besucher hätten sich diese Ausgaben gespart. Der Trick: Alkoholische Getränke werden von zu Hause mitgebracht, vor der Halle etwa im Gebüsch versteckt, zum Trinken geht man dann mal kurz vor die Tür.
"Die Kosten mussten wir über den Eintritt finanzieren", sagt Gehring. Jahrzehntelang kein Problem, denn der Fasching in Lützelbuch war Kult, teilweise kamen um die 700 Gäste. Doch die Besucherzahlen gingen in den letzten Jahren immer mehr zurück und mit vielleicht 350 Gästen und einem Eintrittspreis von rund zehn Euro lassen sich einfach keine großen Sprünge mehr machen. "Letztes Jahr konnten wir froh sein, dass wir keinen Verlust gemacht haben", so Gehring. Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter sei nicht einmal mehr ein Essen herausgesprungen.
Andreas Gehring und seine Frau, beide Faschingsfans und quasi "auf dem Lützelbucher Fasching groß geworden", lassen es heuer langsam angehen. "Nächstes Jahr haben wir die Wunden geleckt, dann geht's wieder." Und vielleicht wird ja auch "Sex in Ost" irgendwann einmal wiederbelebt.