Aufstieg und Fall einer Traditionsfirma in Neustadt

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Beliebt waren Friedel-Figuren einst auch als Geschenk - zum Beispiel zum 650-jährigen Bestehen von Ebersdorf bei NeustadtFoto: Jochen Berger
Beliebt waren Friedel-Figuren einst auch als Geschenk - zum Beispiel zum 650-jährigen Bestehen von Ebersdorf bei NeustadtFoto: Jochen Berger
Maskottchen für die Fußball-WEM 1970 - hergestellt von der Firma Friedel in Neustadt.Foto: Jochen Berger
Maskottchen für die Fußball-WEM 1970 - hergestellt von der Firma Friedel in Neustadt.Foto: Jochen Berger
 
Maskottchen für die Fußball-WM 1974 in DeutschlandFoto: jochen Berger
Maskottchen für die Fußball-WM 1974 in DeutschlandFoto: jochen Berger
 
Ähnlichkeiten zum Goebel-Sortiment führten 1965 zu einem Rechtsstreit.Foto: Jochen Berger
Ähnlichkeiten zum Goebel-Sortiment führten 1965 zu einem Rechtsstreit.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen aus der Ausstellung über die Geschichte der Firma Friedel in der "Kultur.Werk.Stadt" in Neustadt.Foto: Jochen Berger
Impressionen aus der Ausstellung über die Geschichte der Firma Friedel in der "Kultur.Werk.Stadt" in Neustadt.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen aus der Ausstellung über die Geschichte der Firma Friedel in der "Kultur.Werk.Stadt" in Neustadt.Foto: Jochen Berger
Impressionen aus der Ausstellung über die Geschichte der Firma Friedel in der "Kultur.Werk.Stadt" in Neustadt.Foto: Jochen Berger
 
"Kultur.Werk.Stadt" in NeustadtFoto: Jochen Berger
"Kultur.Werk.Stadt" in NeustadtFoto: Jochen Berger
 
Die aktuelle Sonderaussstellung in der "Kultur.Werk.Stadt" in Neustadt ist ein Beitrag zum Puppenfestival.Foto: Jochen bErger
Die aktuelle Sonderaussstellung in der "Kultur.Werk.Stadt" in Neustadt ist ein Beitrag zum Puppenfestival.Foto: Jochen bErger
 

Wie eine Ausstellung in der "Kultur.Werk.Stadt" Neustadt die Entwicklung der Firma Anton Friedel exemplarisch beleuchtet.

Die Geschichte der Stadt Neustadt im 20. Jahrhundert ist in vielen Bereichen eng verknüpft mit der Entwicklung verschiedener Firmen. Bei einigen von ihnen erzählt sich die Firmengeschichte nach dem Muster Aufstieg und Niedergang.

Das gilt auch für die Firma Anton Friedel. Ihr ist eine Sonderausstellung gewidmet, die als Beitrag zum Puppenfestival Neustadt und Sonneberg dient. Organisiert wurde die Schau in der "Kultur.Werk.Stadt" von den Sammler- und Briefmarkenfreunden Neustadt.

Gegründet wurde die Firma vor mehr als einem Jahrhundert - im Jahr 1920, als die Söhne von Anton Friedel, Karl und Ludwig, den elterlichen Betrieb in Hönbach übernahmen. Die Ausstellung beleuchtet in kompakter Form und dennoch sehr detailreich und mit zahlreichen Exponaten rund 80 Jahre Firmengeschichte. Am Anfang stand die Produktion von Krippenfiguren aus Papiermachégießmasse in der Neustadter Straße 173. Im Jahr 1937 musste die Herstellung aus Platzmangel verlegt werden - in die später in Gustav-König-Straße umbenannte Georgenstraße 35 in Sonneberg.

Übersiedlung nach Neustadt

Einen massiven Einschnitt bedeutete kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Verlegung des Firmensitzes nach Neustadt in die damalige amerikanische Zone. Den Wiederbeginn im leerstehenden Schießhaus "Jägersruh" meisterte die Firma unter schwierigen äußeren Bedingungen mit zunächst nur fünf Mitarbeitern. Bald schon wurde der Platz für den wieder aufstrebenden Betrieb zu knapp - die Firma Anton Friedel zog 1948 um in die Räumlichkeiten der ehemaligen Firma Hausser.

Drei Jahre später stand der nächste Umzug an: 1951 in die Sonneberger Straße 108. "Dort produzierte man über die Jahre ein sehr breit aufgestelltes Programm", erläutern die Sammler- und Briefmarkenfreunde in einer Mitteilung.

Diese Vielfalt spiegelt auch in zahlreichen Exponaten wieder. Neben den Krippenfiguren, für die die Firma einst bekannt war, findet sich eine große Fülle an Gebrauchsartikeln - von Vasen bis zu Kerzenleuchtern.

Mit dem Erfolg der Karl-May-Verfilmungen in den 1960er Jahren erschloss sich die Firma ein weiteres Produktfeld: Karl-May-Figuren.

Rechtsstreit mit Goebel

1965 wurde Firma in einen Rechtsstreit mit der Firma Goebel verwickelt. Dabei ging es um Plagiatsvorwürfe. Wer die in der "Kultur.Werk.Stadt" präsentierten Exponate genau betrachtet, kann tatsächlich manche Ähnlichkeiten mit Goebel-Figuren registrieren. Letztlich ließ sich die Klage von Goebel vor Gericht nicht in vollem Umfang halten, heißt in erläuternden Informationen in der Ausstellung. Übrigen blieben insgesamt vier Figuren, bei denen in Details Ähnlichkeiten mit Goebel-Figuren konstatiert wurden.

Im Jahr 1968 übernahmen Hans Friedel und sein Cousin Hermann Friedel die Firmenleitung. Sie ersetzten die Papiermaché-Figuren durch Kunststoff-Figuren, die in Spritztechnik produziert wurden.

Mit der Herstellung von Werbeartikeln erschloss sich die Firma neue Märkte und Absatzmöglichkeiten. Zu den Kunden zählten Sparkassen ebenso wie der Sportartikel-Hersteller Adidas.

Dennoch zeichnete sich schließlich ein Niedergang der Firma Friedel ab, der sich auch durch städtische Aufträge nicht entscheidend aufhalten ließ. Endgültig eingestellt wurde die Produktion im Jahr 2002.

Die Erzeugnisse dieser einstigen Traditionsfirma haben noch immer Fans - sie sind nach Darstellung der Sammler- und Briefmarkenfreund "heiß begehrt".