Auf, auf! Der Muppberg braucht euch!

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Die vielen Bänke auf dem Muppberg werden auch von den Bergfreunden 70 ausgebessert. Hinten von links Rainer Göbel und Heinz Großmann, davor von links Walter Schmidt und Helmut Gerber.
Die vielen Bänke auf dem Muppberg werden auch von den Bergfreunden 70 ausgebessert. Hinten von links Rainer Göbel und Heinz Großmann, davor von links Walter Schmidt und Helmut Gerber.
privat
Beim Leeren der Abfallbehälter kommt Dieter Köhler einiges in die Hände, was auf dem Berg wirklich nichts zu suchen hat, wie hier Kinderkleidung.
Beim Leeren der Abfallbehälter kommt Dieter Köhler einiges in die Hände, was auf dem Berg wirklich nichts zu suchen hat, wie hier Kinderkleidung.
privat

Aus Liebe zu seinem Hausberg kümmert sich der Neustadter Verein "Bergfreunde 70" um Sitzbänke, Wanderwege und Anlagen. Mittlerweile machen sich die Mitglieder aber Sorgen um ihre eigene Zukunft.

Der Muppberg ist für viele Ausflügler, Wanderer und Naturliebhaber ein lohnendes Ziel. Viele schätzen die herrlichen Wege oder die tolle Aussicht weit ins Coburger und Thüringer Land.

Damit das auch weiterhin so bleibt, halten die "Bergfreunde 70" den Neustadter Hausberg in Schuss. Sie kümmern sich um Ruheplätze, Sitzbänke, Wanderwege und Anlagen. Dafür bringen sie sich seit mehr als fünf Jahrzehnten mit viel Idealismus ein.

Auch in Zeiten von Corona ruhten die Arbeiten der Mitglieder nicht, schließlich gibt es am Muppberg immer etwas zu tun. Der harte Kern des Helferteams besteht aus acht Personen, die zwischen 53 und 83 Jahren alt sind. "Manches geht deshalb langsamer als früher", erklärt Vorsitzender Rainer Göbel. Wie seine Stellvertreterin Elisabeth Köhler bedauert auch er es, dass sich seit Jahren keine Jüngeren finden, die sich den Bergfreunden anschließen. Dabei könnten sie Hilfe und Unterstützung mehr als gut gebrauchen.

63 Ruhebänke bis zum Gipfel

Durchschnittlich leistet das Helfer-Team im Jahr 260 ehrenamtliche Stunden. Diese beachtliche Zahl kommt schnell zusammen, wenn man bedenkt, dass allein vom Fuße bis zum Gipfel des Bergs 63 Bänke stehen, die von ihnen auf ihren Zustand hin kontrolliert und bei Bedarf ausgebessert beziehungsweise erneuert werden. Immerhin stammen die ältesten Sitzgelegenheiten aus den 1936er Jahren. Während früher vom Bauhof die Holzlatten für Ausbesserungen vorbereitet wurden, besorgen die Bergfreunde seit mehreren Jahren das Holz selbst und tragen auch die Kosten. Die belaufen sich nur für das Material je nach Alter der Bank zwischen 76 und 85 Euro. Weil nicht alle Bänke mit einem Fahrzeug erreicht werden können, packen die Helfer auch mal Werkzeuge in den Rucksack und wandern damit den Berg hinauf.

Ein großes Ärgernis ist es, wenn Bänke, der Stein- oder der Freundschaftspavillon Vandalismus zum Opfer fallen oder der Muppberg fürs Müllentsorgen missbraucht wird. "Immer wieder finden wir Müll, der nicht in die Abfallbehälter gehört", erzählt Beisitzer Dieter Köhler. Neben Kinderkleidung wurde sogar eine Machete entsorgt, mit der wahrscheinlich zuvor den Bänken zu Leibe gerückt worden war. Einmal fanden Helfer beim Ausbessern am Steinpavillon, nachdem dieser mit Farbe besprüht worden war, eine Zigarettenschachtel aus Kriegszeiten. Darin befanden sich sehr persönliche Zeilen eines Soldaten, die er an seine Herzdame gerichtet hatte.

Das THW hilft gerne

Allein gelassen werden die "Bergfreunde 70" nicht, eine gewisse Unterstützung bekommen sie schon, wenn es richtig zur Sache gehen muss. Beispielsweise wenn Wasserhochdruck für besonders hartnäckige Verunreinigungen benötigt wird, rückt der Bauhof mit dem benötigten Equipment an. Als die Mitglieder planten, den sogenannten Sonneberger Blick zu lichten, half das Technische Hilfswerk. Schließlich mussten hierfür Bäume fachgerecht gefällt und abtransportiert werden. "Ohne die Gerätschaften und Unterstützung des THWs hätten wir das nicht machen können", gibt der Vorsitzende zu. Eine weitere Zusammenarbeit, die beispielgebend ist, ergab sich im August 2020, als die Band "Sons of Sounds" ihre Mithilfe bei den Arbeiten an der Herzogsquelle anbot.

Das gesellige Leben wurde durch Corona ausgebremst

Neben den Arbeiten am und für den Muppberg sind die Bergfreunde aber auch für ihre geselligen Veranstaltungen bekannt. Neben Tagesfahrten und verschiedenen Festen, die sich über das Jahr erstrecken, wurden beispielsweise vor Corona alle Neustadter Seniorinnen und Senioren ab 80 Jahren persönlich zur Seniorenauffahrt auf den Muppberg eingeladen. Die durchschnittlich 120 verschickten Einladungen wurden zur Hälfte gerne angenommen, manchmal kamen sogar noch mehr Senioren auf den Berg. Hierfür organisierten die "Bergfreunde 70" Fahrdienste hinauf zum Berg und wieder hinunter. Sie kümmerten sich auch darum, dass die Gäste gut unterhalten wurden. Außerdem übernahmen sie die Kosten für Kaffee und Kuchen und spendierten eine Bratwurst.

"Eigentlich hätten wir am 20. Juni 2020 unser 50-jähriges Bestehen gefeiert", sagt Elisabeth Köhler. Corona habe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wenn es heuer möglich ist, wollen die 112 Mitglieder am 11. Juni die Feier nachholen.

Wann alles wirklich begann

Warum steht eigentlich die "70" im Namen der Vereinigung, wenn doch bereits 2020 das 50. Jubiläum gefeiert worden wäre? Eine einfache Erklärung hat Rainer Göbel parat: "Die Vereinigung wurde bereits am 5. Januar 1970 von zwölf Personen ins Leben gerufen." Hierüber gibt es auch die ersten Aufzeichnungen, bevor gut eineinhalb Jahre später, am 29. Oktober 1971, die offizielle Gründung vollzogen wurde. Auch wenn die "Bergfreunde 70" der ersten Stunde zwischenzeitlich verstorben sind und das Gründungslokal "Weidachklause" schon lange geschlossen ist, wollen sich die Mitglieder "aus Liebe zum Muppberg" weiter einbringen, selbst wenn der Helferkreis immer kleiner und älter wird. Denn immerhin steht dies als Slogan auf ihrer Internetseite.