"Einen Betrieb solange am Markt zu halten, das ist ein hartes Geschäft". Der Bürgermeister der Gemeinde Weidhausen Markus Mönch ist voll des Lobes für die in Weidhausen ansässige Firma Schreinerei-Gestellbau Lutz Angermüller, die jetzt ihr 150-jähriges Bestehen feierte.
Viel Herzblut, so Mönch, stecke in dem Betrieb und dies zeuge von großer Verantwortung. Die Chefin Nicole Angermüller hatte die Chronik für die Besucher in Wort und Bild auf einer Stellwand zusammengefasst. 1863 hat Johann Angermüller demnach die Schreinerei als Ein-Mann-Betrieb gegründet, unterstützt hat ihn seine Frau Barbara. Das kleine Familienunternehmen war damals noch an der Hauptstraße in Weidhausen angesiedelt, und Johann Angermüller fertigte Fenster, Türen und stellte Möbel her.
Von Anfang 1900 bis zu seinem Tod im Jahr 1945 führte Sohn Friedrich den Betrieb mit seiner Frau Anna weiter. Georg Angermüller, der Großvater des heutigen Inhabers Lutz Angermüller, leitete das Geschäft, nachdem er im Jahr 1946 aus der Kriegsgefangenschaft kam, mit seiner Frau Barbara und zwei Gesellen.
Neubau 1978 Auch dessen Sohn Gerhard Angermüller, der 1960 die Meisterprüfung ablegte führte die Tradition weiter, er war seit 1962 Inhaber. In weiser Voraussicht haben sich Gerhard und Ehefrau Marianne Angermüller in den 1970er Jahren auf den Gestellbau spezialisiert. Gerhard und Marianne Angermüller engagierten sich sehr und stemmten auch den Neubau in der Salzgasse, der 1978 bezogen wurde. 2000 übergab man den Betrieb an den einzigen Sohn Lutz Angermüller.
Heute sind zwei Mitarbeiter in der Fertigung beschäftigt, Ehefrau Nicole kümmert sich um die Büroarbeiten. Die Abnehmer sind die ortsansässigen Polstermöbelfirmen Ponsel und Munzer. "Da wir vor Ort sind, können wir schnell reagieren und auch kleine Stückzahlen schnell nachliefern", so Nicole Angermüller.
Auf die lange und gute Zusammenarbeit - mit Munzer seit fast 40 Jahren - sind die Angermüllers stolz. Daneben ist das Unternehmen im zweiten Jahr bei der Firma Glubschi aus Sonneberg tätig. "Hier werden Kinderträume wahr. Außerdem werden die Gestelle für Kindersessel und Sofas für den 1. FC Nürnberg hergestellt," erzählte Nicole Angermüller. Seit vielen Jahren ist man auch Partner der Coburger Berufsschule: An den Miniaturgestellen aus der Weidhäuser Werkstatt üben und lernen die Auszubildenden den Beruf des Polsterers.
Kreishandwerksmeister Knut von Berg betonte, dass es eine "enorme Leistung" sei, sich über Jahre hinweg am Markt zu behaupten. Immerhin stünden in Oberfranken 1000 Neugründung auch 1000 Auflösungen im Jahr gegenüber. "Die Hälfte der Unternehmen ist nach fünf Jahren nicht mehr am Markt." Er wünschte weiterhin ein Quäntchen Glück und die nötigen Aufträge sowie einen Nachfolger.
Nachfolger gesucht Apropos Nachfolger: Die beiden Töchter sind in der Gastronomie tätig. "Vielleicht", schmunzelt Nicole Angermüller, "kommt ja noch der zukünftige Schwiegersohn, ein Schreiner!" Ein Wunsch hatte sich bereits vor Jahren erfüllt, wie jetzt erinnert wurde: Beim ,Hundertjährigen', das 1963 gefeiert wurde, hat sich Georg Angermüller gewünscht, dass sein Enkel Lutz das Unternehmen übernimmt. Dies ging in Erfüllung.