Brose setzt Coburg unter Druck: Anwohner des Weichengereuth sind voller Sorgen

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Blick aufs Weichengereuth an der Einmündung der Samuel-Schmidt-Straße. Von dort melden sich jetzt Anwohner zu Wort.
Blick aufs Weichengereuth an der Einmündung der Samuel-Schmidt-Straße. Von dort melden sich jetzt Anwohner zu Wort.
Foto: Simone Bastian

"Lässt sich der Stadtrat von einem Unternehmer wieder unter Druck setzen?", möchten die Verfasser eines offenen Briefes an die Stadtführung von Coburg wissen.

16 Familien, Anwohner des Weichengereuth, wenden sich in einem offenen Brief an die Coburger Stadtführung. Sie sind in großer Sorge. Es geht um die erneute Diskussion um den vierspurigen Ausbau der B4 im Weichengereuth. Das ist dort, wo diese Menschen - zum Teil seit vielen Jahren - leben.

Mit "Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sauerteig, sehr geehrter Herr Bürgermeister Hartan, sehr geehrter Herr Bürgermeister Nowak, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats, leider ist die Diskussion zum Ausbau des Weichengereuth durch die Forderung der Firma Brose wieder aufgeflammt und die gesamten Anwohner des Weichengereuth sind in großer Sorge. Nicht nur die Anwohner in erster Reihe, sondern auch die Anwohner der vom Weichengereuth abzweigenden Straßen", beginnt der offene Brief, der von den Verfassern auch an unsere Redaktion geschickt wurde. 

Brose setzt Coburg wegen B4-Ausbau unter Druck: Anwohner besorgt

Und weiter heißt es: "Im letzten Jahr fanden einige Bürgerversammlungen statt, an denen auch Mitglieder des Stadtrates teilgenommen haben. Viele von Ihnen haben sich an diesen Versammlungen gegen den Ausbau des Weichengereuth ausgesprochen. Diese Entscheidung wurde auch mit Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz sowie unverhältnismäßige Ausgaben von Steuergeldern getroffen. Leider macht es für uns jetzt den Anschein, dass es auch um Wählerstimmen ging, da einige dieser Damen und Herren jetzt plötzlich den Ausbau befürworten. Lässt sich der Stadtrat von einem Unternehmer wieder unter Druck setzen?

Es wurde demokratisch vom Stadtrat gegen den Ausbau des Weichengereuth abgestimmt. Wir hoffen und wünschen sehr, dass der Stadtrat nicht einknickt und eine bessere Alternativlösung für die Firma Brose und vor allem für ihre Bürger der Stadt Coburg findet.

Keine Frage, auch Arbeitsplätze sind wichtig! Allerdings ist es für uns nicht glaubhaft, dass sich die Arbeitsplätze wesentlich erhöhen. Logistikzentren arbeiten weitgehend automatisiert, es kommen Roboter und Hochregallager zum Einsatz und nur wenige Fachkräfte.

Unsere Frage: Wie viele Arbeitsplätze schafft das Logistikzentrum? Wie viel an Gewerbesteuer bringt ein Logistikzentrum der Stadt? Wenn man sich den Weg für die Lkws zum Brose-Logistikzentrum anschaut ist es ganz klar ersichtlich, dass der kürzeste Weg über den Verkehrskreisel im Süden der Stadt, den sog. "Brose-Kreisel", in die Dieselstraße führt. Diese Zufahrtsstraßen sind bereits vierspurig ausgelegt. Die Engstelle unter der Frankenbrücke und die damit vorprogrammierten Staus werden in keinem Bericht erwähnt. Wenn das Baugrundstück in Bamberg für ein Logistikzentrum besser geeignet ist, fragen wir uns, warum die Firma Brose trotz der Widerstände unbedingt in der Stadt Coburg ihr Logistikzentrum bauen will. Liegt es daran, dass die Firma Brose in der Vergangenheit schon öfters ihre Interessen gegenüber der Stadt Coburg mit eigennützigen Machtkämpfen durchsetzen konnte?

"Das werden wir nicht hinnehmen!"

Wir wohnen seit 26 Jahren in der Samuel-Schmidt-Straße und die Verkehrsbelästigung ist gerade noch erträglich. Wenn der Ausbau käme, würden durch die Geschwindigkeitserhöhung, durch den erhöhten 24-stündigen Lkw-Verkehr sowie den zu befürchtenden Umgehungsverkehr der Autobahn noch mehr Lärm und Abgase für die Anwohner dazukommen. Das schadet unserer Gesundheit! Das bedeutet großen Wertverlust unserer Immobilien! Das werden wir nicht hinnehmen!

Wir erwarten von Ihnen, Herr Oberbürgermeister, und von Ihnen, sehr verehrte Damen und Herren des Stadtrats, dass Sie die Zusage, die Sie an den Bürgerversammlungen gegeben und im Mai 2020 durch einen Stadtratsbeschluss mit großer Mehrheit bestätigt haben jetzt, ein Jahr nach der Wahl, auch einhalten!

Es müsste einer Stadt wie Coburg möglich sein, ein zukunftsfähiges Logistik- und Mobilitätskonzept zu erstellen, welches auf die Lebensqualität und Gesundheit ihrer Bürger aus dem südlichen Stadtteil von Coburg sowie auf aktuelle Klimabelange Rücksicht nimmt.

In Erwartung einer Antwort verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Peter und Simone Vetter, Samuel-Schmidt-Str. 8, Coburg Kathrin und Marcel Malsch, Samuel-Schmidt-Str. 6, Coburg Gabriele Reuter, Ahorn Renate und Waldemar Malsch, Samuel-Schmidt-Str. 6, Coburg Dr. Albrecht und Elsbeth Schmitt, Samuel-Schmidt-Str. 20, Coburg Michael und Heike Klein, Samuel-Schmidt-Str. 9, Coburg Familie Spichal, Weichengereuth 20b, Coburg Werner Schökl, Kleine Rosenau 1, Coburg Eva und Walter Cerny, Am Ginster 8, Coburg Ingrid Fiedler, Am Ginster 7, Coburg."