Alles hat seine Zeit - auch Lüdeke in Coburg

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Heidrun und Rüdiger Dziubalka teilen ihre Leidenschaft für Uhren. Ihr Rezept für lebenslanges, gemeinsames Arbeiten: Feinfühligkeit und Respekt.Christiane Lehmann
Heidrun und Rüdiger Dziubalka teilen ihre Leidenschaft für Uhren. Ihr Rezept für lebenslanges, gemeinsames Arbeiten: Feinfühligkeit und Respekt.Christiane Lehmann
Zahlreiche Uhrmacher arbeiteten bereits 1949 für Lothar Lüdeke.
Zahlreiche Uhrmacher arbeiteten bereits 1949 für Lothar Lüdeke.
 
Ein Nachmieter ist bereits gefunden. Doch Lüdeke verschwindet.
Ein Nachmieter ist bereits gefunden. Doch Lüdeke verschwindet.
 
Tachoprüfer Rüdiger Dziubalka.
Tachoprüfer Rüdiger Dziubalka.
 
1947: Die erste Werkstatt.
1947: Die erste Werkstatt.
 

Rüdiger und Heidrun Dziubalka schließen zum 31. Dezember ihr Geschäft in der Poststraße. Ihr Know How wollen sie weiterhin nutzen.

"Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde." So steht es in der Bibel. Heidrun und Rüdiger Dziubalka stehen ein bisschen wehmütig in ihrem Geschäft in der Poststraße - umgeben von unzähligen Uhren. Und sie wissen: Die Zeit läuft ab. Zum 31. Dezember schließt das Traditionsunternehmen Lüdeke in Coburg.

"Zeit ist das kostbarste Geschenk, das wir kriegen. Kaufen können wir sie uns nicht", sagt die Uhren-Verkäuferin aus Leidenschaft. Doch sie wäre keine solch gute Geschäftsfrau, wenn sie nicht auch gleich hinzufügte, dass Uhren uns natürlich helfen, unsere Zeit gut einzuteilen.

Wer Zeit seines Lebens in einem Uhrengeschäft gearbeitet hat - "immer mit Herzblut" - dem fällt der Abschied von der Ladentheke schwer. Doch alles Vorhaben hat seine Stunde. Und Heidrun und Rüdiger Dziubalka, beruflich wie privat ein gut eingespieltes Team, freuen sich auf die kommenden Wochen und Monate. Denn eins ist klar: Die beiden geben wohl ihr Geschäft auf, nicht aber ihre Talente und Fähigkeiten. Die wollen sie weiter nutzen. Visitenkarten haben sie sich schon drucken lassen. Rüdiger Dziubalka wird weiterhin digitale Fahrer- und Fahrzeugdaten für Lkw auslesen. "Das macht sonst im Umkreis von etwa 100 Kilometern kein anderer", sagt der 74-Jährige, der sich mit den Jahren zum unabhängigen Prüfer und Spezialisten auf diesem Gebiet einen Namen gemacht hat. Selbst die Polizei und Staatsanwaltschaft nutzt sein Know-how für Gutachten.

Seine Frau Heidrun wird auch künftig alten Schmuck schätzen und Ansprechpartner für ihre langjährige Stammkundschaft bleiben. "Wenn mir Schmuck angeboten wird, weiß ich genau, für wen das interessant sein könnte", sagt sie.

Es war nicht einfach für die beiden, sich in dieser Branche immer wieder neuen Entwicklungen zu stellen: Sei es die Digitalisierung, die die klassische Armbanduhr, den Wecker oder auch die Standuhr in den Hintergrund drängte, auch die "Geschmacksveränderung" beim Schmuck hinterließ Spuren. "Wer trägt denn heute noch auffälligen Schmuck aus Omas Schmuckkästchen?", fragt die 72-Jährige. Kaum einer traue sich noch, den Brillanten anzustecken, um nicht overdressed zu sein. Doch wer bei Lüdeke ein und aus geht, weiß, dass er sich den harten Schritt zum Goldverkäufer vielleicht ersparen kann. Denn Heidrun Dziubalka hat ein gutes Händchen dafür, das den Erbschmuck vor dem Einschmelzen schützt.

Bis Ende des Jahres muss alles raus, was derzeit noch im Geschäft ist. "Das werden harte Wochen", sagt Rüdiger Dziubalka. Die Schaufenster sind schon mit "Total Ausverkauf" beklebt. Und die Tür steht nicht still: Einer kommt, weil seine Armbanduhr immer wieder stehen bleibt, eine andere sucht einen neuen Wecker und würde sich gern mal die Ringe mit den Einzelperlen für ihre Enkelin anschauen.

Heidrun Dziubalka hat keine Zeit mehr für Journalistengespräche. Schnell noch ein Foto. Dann schlägt ihr Herz hinter der Ladentheke weiter. Alles Vorhaben hat seine Stunde.

Traditionsgeschäft im Wandel der Zeit

Geschichte Die Firma Lüdeke wurde 1947 von Lothar Lüdeke gegründet und ist 1951 in die Mohrenstraße 10 gezogen. Als Fachbetrieb für Uhren und Schmuck war das Geschäft mit sechs Meistern und Goldschmieden weit über die Grenzen der Stadt bekannt.

1992 übernahm das Ehepaar Dziubalka (Tochter und Schwiegersohn) das Unternehmen und führte es unter dem Namen Lüdeke weiter.

2010 fand der Umzug in die Poststraße in ein eigenes Gebäude statt. Im Zusammenschluss mit dem VDO-Kienzle wurde dort auch der Tacho-Dienst angeboten.

Zum 31. Dezember schließt das Traditionsgeschäft seine Pforten. Heidrun und Rüdiger Dziubalka gehen in Ruhestand.