Ahorn will in den nächsten Jahren alles auf einen Schlag angehen: Generalsanierung der Grundschule, Neubau eines Lehrschwimmbeckens und Einrichtung des "Kulturbads" Freizeitzentrum in Witzmannsberg. Und die Zeit drängt ...
Der Saal im Bürgerhaus Linde war am Dienstagabend rappelvoll. Die Bürger wollten wissen, was die Gemeinde plant und wie es bei den Objekten weitergeht. Knapp ein Jahr lang wurde diskutiert und spekuliert. Für die Verwaltungsmannschaft um Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) indes waren dies Monate intensiver Arbeit, Diskussionen mit Planern um Varianten und Wirtschaftlichkeit. Nun legte Finzel ein strategisches Gesamtkonzept vor, mit dem mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden könnten.
Der Gemeinderat hat dafür plädiert, den Eigenanteil der Gemeinde bei den Investitionen auf 1,5 Millionen Euro zu deckeln, und der Verwaltung auferlegt, Fördermöglichkeiten zu eruieren sowie die regionale Nutzung eines Lehrschwimmbeckens zu klären.
"Wir haben die Hausaufgaben gemacht", erklärte Finzel und legte das Ergebnis auf den Tisch.
Danach geht es weiter mit der Generalsanierung der Grundschule, in die bereits 600.000 Euro geflossen sind. Gerechnet wird hier mit maximalen Baukosten in Höhe von rund 3,6 Millionen Euro bei einer 50-prozentigen Förderung über das Finanzausgleichsgesetz, das eine Umsetzung im Zeitraum von 15 Jahren zulässt. Im Zuge der Baumaßnahmen an der Schule soll das Lehrschwimmbecken an den derzeit leer stehenden Schusterbau angebaut werden, wo zusätzlich Räume für die VHS und die Wasserwacht zur Verfügung stehen sollen.
Es wären genug Mieter für das Lehrschwimmbecken da
Nach Gesprächen ist herausgekommen, dass die Nachbarkommunen Untersiemau, Großheirath, Weitramsdorf, Seßlach sowie die Heinrich-Schaumberger-Schule Coburg, die Mauritiusschule Ahorn, die Wefa und
die Gemeinde Ahorn selbst das Lehrschwimmbecken zur Nutzung mieten würden. 64 Stunden pro Woche wäre das Becken demnach ausgelastet, was Einnahmen von 70.500 Euro pro Jahr bedeuteten. Mauritiusschule, Mehrfachturnhalle, Grundschule und Bad sollen über ein Blockheizkraftwerk mit Wärme und Energie versorgt werden, für das die Stadtwerke Neustadt eine Machbarkeitsstudie erstellt haben. Das würde 366.000 Euro kosten bei einer Förderung von 74.400 Euro. Jährlich 32.200 Euro würde der Verkauf von Wärme und Strom bringen.
Die Kosten für das Lehrschwimmbecken werden auf rund 1,6 Millionen Euro geschätzt. Den möglichen Eigenanteil der Gemeinde beziffert Finzel auf 648.000 Euro. Dazu kommen weitere 39.000 Euro Anteil an den Baukosten am Schusterbau, die insgesamt bei 397.000 Euro liegen.
Aufgrund der regionalen Bedeutung eines Lehrschwimmbeckens hofft Finzel auf großzügige Förderungen aus verschiedenen Programmen.
Nur Kultur wird gefördert
Weiteres Großprojekt im Bunde ist das Freizeitzentrum Witzmannsberg, aus dem nach Abriss der derzeitigen Kulturhalle und Umbau von Bad und gastronomischem Bereich nebst Wohnung ein "Kulturbad" inklusive attraktiver Außenbereiche werden soll. Für dieses Projekt werden die Baukosten auf 2,3 Millionen Euro geschätzt, wobei, darauf machte Finzel aufmerksam, eine Förderung lediglich für den Bereich Kultur möglich sei. Für die Gastronomie sind Verpachtung oder eine Vereins- oder Genossenschaftsbewirtschaftung im Gespräch. Diesen Part würde die Gemeinde als Eigenanteil übernehmen.
Für den Kulturteil, so Finzel, könnten mehrere Fördertöpfe genutzt werden, sodass der Gemeindeanteil insgesamt bei rund 728.000 Euro liegen würde.
Zusammen kostet alles 7,9 Millionen Euro, wobei die Gemeinde selbst 2,9 Millionen Euro schultern muss
Unterm Strich der Gesamtrechnung der ehrgeizigen Projekte Schule, Schusterbau, Lehrschwimmbecken und Kulturhalle steht die stolze Summe von 7,9 Millionen Euro. Gerechnet wird mit knapp fünf Millionen Euro Fördermitteln, sodass bei der Gemeinde 2,9 Millionen Euro verbleiben würden. Bei 1,15 Millionen Euro für Lehrschwimmbecken und Freizeitzentrum, so Finzel, liege man im grünen Bereich der Vorgaben, 1,5 Millionen nicht zu überschreiten. Im Gegenzug hätte die Gemeinde durch Einnahmen aus dem Nahwärmenetz, Mieten und Eintrittsgeldern jährlich 52.000 Euro frei für die Kreditrückzahlung.
Darüber hinaus würde sich der Schuldendienst durch in den nächsten Jahren auslaufenden Kredite entschärfen, was eine weitere Entlastung um 80.000 Euro brächte. Spätestens Anfang Dezember soll der Gemeinderat entscheiden. Für Finzel ist es eine Grundsatzentscheidung, wie die Gemeinde sich strategisch weiterentwickelt. Die Fraktion CSU/Bürgerverein, erklärte Sprecher Udo Bohl, plädiere zwar für den Erhalt des Freizeitzentrums Witzmannsberg nebst Gastronomie, habe aber Bauchschmerzen beim Thema Lehrschwimmbecken. "Hier sind die Zahlen noch zu vage, da muss weiter wirtschaftlich geprüft werden", erklärt Bohl. Hubert Becker (SPD/Freie Wähler/Grüne) sprach sich für das Gesamtpaket aus, wozu auch ein Lehrschwimmbecken gehöre. "Wir sollten den Mut haben, die Dinge anzupacken.
Angst vor Investitionen wäre der falsche Weg."
Sinnvolle Nutzung
Nach der Belastbarkeit der Mietverträge fürs Bad fragte Andreas von Imhoff. Die, so Finzel, seien auf zehn Jahre festgelegt. Winfried Beyer monierte die Unsicherheit bei den Kostenschätzungen, Nicole Dejosez sieht in den Plänen für den Schusterbau eine sinnvolle Möglichkeit der Nutzung, Gabi Jahn forderte schnelles Handeln. Mit dem Konzept will Bürgermeister Finzel jetzt in die Bürgerversammlungen gehen. Viel Zeit bleibt nicht, will man Termine für Fördergelder und Wettbewerbsverfahren einhalten.