In den frühen Morgenstunden wurde die syrische Familie Elbli aus dem Bett geholt und nach Bulgarien gebracht, obwohl sie gut integriert war.
"Diese Willkür macht mich rasend", sagt Gabriele Lang. Wenn sie daran denkt, was der jungen syrischen Familie Elbli am Montag dieser Woche widerfahren ist, kommt alles wieder hoch: Wut, Trauer, das Gefühl, machtlos zu sein. "Die Polizei kam morgens gegen vier Uhr und holte Mutter, Vater und Kinder aus dem Bett, durchsuchte die Sachen, die schon gepackt waren und nahm ihnen das Handy weg. Man hat sie behandelt wie Verbrecher."
Aber das sind die Elblis nicht. Vier Jahre - mit kurzer Unterbrechung - lebten Fatima, Anas, Fares (neun Jahre alt) und Sara (acht Jahre) in Heldritt. Jetzt wurden sie nach Bulgarien abgeschoben. "Die wirklich Kriminellen bleiben hier und werden sogar zurückgeholt, aber diese Familie muss gehen", schimpft Gabriele Lang. Sie hatte sich mit der jungen Familie, vor allem mit der Mutter, angefreundet.
Diese half der Heldritterin auch in ihrem kleinen Secondhand-Shop "Klamotte". "Fatima kann schneidern und wunderbar backen. Wir haben Ausflüge zusammen gemacht und viel voneinander profitiert."
Sehr gastfreundliche Menschen
Gabriele Lang räumt ein, dass sie für Syrien eine besondere Sympathie hegt. Eine Zeit lang hatte sie einen syrisches Hausarzt. Und im Jahr 2005 nahm sie an einer vom Evangelischen Bildungswerk organisierten Reise nach Syrien teil. "Ich habe erlebt, wie gastfreundlich die Menschen dort sind." Diese Gastfreundschaft vermisst sie inzwischen in Deutschland, wenn es um Geflüchtete geht. In Heldritt sei das zum Glück anders.
"Die Familie Elbli hat sich hier wohlgefühlt, vor allem die Kinder." Die besuchten zunächst den Kindergarten, später die Schule in Bad Rodach. Die Eltern lernten schnell die deutsche Sprache. Warum also wurden sie jetzt so brutal abgeschoben?
Grundlage dafür ist das so genannte Dublin-II-Abkommen, wonach Geflüchtete in den europäischen Staat zurückkehren müssen, in dem sie als erstes einen Asylantrag gestellt haben. Bei den Elblis ist das Bulgarien. Dass Anas Elbli diesen Asylantrag unter Zwang unterschrieben habe, spiele offenbar keine Rolle, stellt Gabriele Lang fest.
Der Fluchtweg der jungen Familie war indes schon dramatisch genug. "Sie kommen aus der Rebellenhochburg Homs, hatten dort einen kleinen Laden und ein Auto, gehörten also zur Mittelschicht. Es ging ihnen gut, aus wirtschaftlichen Gründen sind sie nicht weggegangen, sondern wegen der lebensbedrohlichen Zustände in der Stadt."
Was Recht ist, muss Recht bleiben. Vielleicht kann man ja auch eine Bürgschaftserklärung abgeben, dass man für den Unterhalt aufkommt. Vermeintliche Ungerechtigkeiten wird es immer wieder geben.