450 Kinder besingen gemeinsam ihre Schulzeit

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Die Coburger Macher von "50 Millionen Sekunden": Nicole Röthig, Günter Freitag und Antoinetta Bafas stellen das Projekt vor. Foto: Christiane Lehmann
Die Coburger Macher von "50 Millionen Sekunden": Nicole Röthig, Günter Freitag und Antoinetta Bafas stellen das Projekt vor. Foto: Christiane Lehmann
 
Antoinetta Bafas dirigierte im Oktober selbst Orffs "Carmina Burana" in Coburg.
Antoinetta Bafas dirigierte im Oktober selbst Orffs "Carmina Burana" in Coburg.
 

450 Kinder aus der Region besingen gemeinsam ihre Schulzeit. Unter der Leitung von Antoinetta Bafas stemmen der Sängerkreis und das Bildungsbüro das Großprojekt aus Barcelona.

50 Millionen Sekunden verbringen Schüler im Durchschnitt in der Schule. In dieser Zeit durchleben sie ein Meer von Gefühlen und Erfahrungen - von der Schüler-Lehrer-Beziehung über Freundschaft, Glück und Enttäuschung bis hin zu Leistungsdruck und Mobbing. Auch Läuse soll es hin und wieder geben...

"50 Millionen Sekunden" heißt auch das musikalische Großprojekt aus Barcelona, das Antoinetta Bafas nach Coburg geholt hat. 450 Kinder aus unserer Region werden am 24. Juli um 18 Uhr gemeinsam auf der Bühne in der Angersporthalle stehen und ihre Schulzeit besingen. Unterstützt werden sie dabei von acht professionellen Musikern, zwei Sprechern und dem Theater- und Konzertkinderchor Coburg unter der Leitung von Antoinetta Bafas.

Wie ein Wunder
Cantania, wie das Projekt offiziell heißt, ist ein sehr erfolgreiches Schulprojekt des Konzerthauses
"L´Auditori" aus Barcelona. 2012 haben im Großraum Barcelona und in anderen Regionen Spaniens 31.000 Schüler daran teilgenommen und in 58 Konzerten die Kantate "50 Millionen Sekunden" aufgeführt. Heuer werden es europaweit 89 Konzerte sein, an denen 650 Schulen beteiligt sind und 42.000 Kinder mitwirken.Eine von drei deutschen Städten ist Coburg.

Zur Präsentation des Projekts in der Lutherschule ist gestern Assumpció Malagarriga aus Barcelona angereist, die die Lehrer und Mitwirkenden mit ihrer Idee und Leidenschaft anstecken wollte. "Cantania ist wie ein Wunder", sagte die Kulturmanagerin und spricht von Kindern und Erwachsenen, denen bei der Musik gleichermaßen Herz und Hirn aufgehen. Jedes Jahr würden sich mehr und mehr Schulen und Städte melden, die die Idee von Cantania aufgreifen und verwirklichen wollen.

Kultur macht stark
In Coburg war es Antoinetta Bafas, die seit Jahren mit kulturellen Groß- und Gemeinschaftsprojekten für Furore sorgt. Zusammen mit Nicole Röthig vom Bildungsbüro der Stadt und Günter Freitag, dem Vorsitzenden des Sängerkreises Coburg-Kronach-Lichtenfels ist sie Ansprechpartnerin für alle Mitwirkenden. Aus dem Bundesfördermitteln "Kultur macht stark" will Freitag sich um einen fünfstelligen Betrag bemühen. Damit werden die Unkosten gerade so gedeckt, sagt Antoinetta Bafas. "Im Bildungsplan für Grundschulen hat das Singen nicht mehr allzu viel Gewicht. Deshalb unterstützt der Sängerkreis solche Initiativen gern. Singen mit Kindern ist so wichtig", bekräftigt der Sängerkreisvorsitzende sein Engagement.

Nicole Röthig, die sich um Logistik und Organisation kümmert, erklärt den Lehrkräften, die sich beteiligen und gestern einen ersten Eindruck von der Musik und dem Aufwand bekamen, wie der Ablauf und die Abwicklung sein wird.



Aus Platzgründen kommt in Coburg nur die Angersporthalle für die Aufführung in Frage. 450 Mitwirkende auf der Bühne und 1000 Zuschauer sind dort möglich. Antoinetta Bafas: "Das Landestheater und das Kongresshaus sind zu klein", die HUK-Arena habe keine gute Akustik. Damit stößt Coburg allerdings an seine Kapazitäten. Denn es steht jetzt schon fest, dass das etwa einstündige Stück lediglich einmal aufgeführt werden kann und jeder mitwirkende Schüler maximal zwei Karten für Eltern, Großeltern oder Geschwister erwerben kann.

Die Musik
Die Musik des Stücks orientiert sich an der Lebenswirklichkeit der Kinder, bietet neben Klängen aus Musical und Popmusik auch zeitgenössische Stilmittel. Der Projektablauf sieht vor, dass die teilnehmenden Lehrkräfte in zwei verpflichtenden Fortbildungen - die vom Pädagogischen Landesinstitut durchgeführt und als Dienst am anderen Ort anerkannt werden - das Stück kennenlernen und auf die Einstudierung in den Klassen vorbereitet werden. Dazu erhielten sie gestern neben den Noten eine CD und zusätzliches Material für die Arbeit mit den Schülern.

Der Musikpädagoge und Kirchenmusiker Volker Klein, der das Stück schon aufgeführt hat, macht den anwesenden Lehrkräften ein bisschen Angst. Es wird nur eine kurze Generalprobe geben, bei der erstmals alle gemeinsam auf der Bühne stehen. Die Kinder werden mehrstimmig singen und auch ein paar Requisiten sind zu basteln. "Es kann funktionieren", sagt er und grinst.


Um was geht es?

50 Millionen Sekunden
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das ist mehr oder weniger die Zeit, die wir im Laufe unserer Kindheit in der Schule verbringen. Die Protagonisten von "50 Millionen Sekunden" sind Schüler der 3. bis 6. Klassen, begleitet von acht Musikern und zwei Sprechern. Sie erzählen in ihren Liedern von den Erinnerungen an die Schulzeit.

Inhalt Mit einem ironischen Unterton, immer sympathisch, aber auch manchmal ein bisschen schelmisch, handeln die Erinnerungen beispielsweise vom Lieblingspausenbrot, der Lehrerin, von der man dachte, sie habe einen auf dem Kieker, den exzessiven außerschulischen Aktivitäten oder einfach einer Läuseattacke.

Musik Sehr emotional und herzergreifend ist der Klang der Lieder, die von so aufwühlenden Erinnerungen an Mobbing, der Eifersucht auf den neugeborenen Bruder oder von unseren Lehrern handeln. Diese Inhalte werden von elektrischer und theatralischer Musik untermalt, die manchmal heiter, manchmal sentimental sein kann und sowohl Popballaden, Rock, Swing und auch Rag-time umfasst.