Waischenfeld verhindert NPD-Mann als Wirt in Nankendorf

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Seit 2016 steht das Nankendorfer Gasthaus leer. Jetzt kauft es die Stadt Waischenfeld. Barbara Herbst
Seit 2016 steht das Nankendorfer Gasthaus leer. Jetzt    kauft es    die Stadt Waischenfeld. Barbara Herbst

Janus Nowak stand kurz davor, das Polsterbräu in Nankendorf zu übernehmen.

Noch am Montagabend spielte Janus Nowak auf seiner Homepage eine Realität vor, die sich zu diesem Zeitpunkt schon in Luft aufgelöst hatte. "Wir besitzen ein fränkisches Gasthaus, wo wir Speisen und Bier an Touristen, Wanderer und andere durstige und hungrige Besucher verkaufen", war auf der Seite von Nowaks Unternehmen "BeerBiz.pro" zu lesen.

Das im Waischenfelder Stadtteil Nankendorf (Kreis Bayreuth) liegende Gasthaus "Polsterbräu", dessen er sich so sicher wähnte, muss sich der NPD-Funktionär aus Baden-Württemberg jedoch aus dem Kopf schlagen. In seinen Augen Schuld daran sind ein "kleiner Haufen von Gutmenschen" und einige "geistige Brandstifter". Angesprochen fühlen darf sich Christoph Rabenstein: "Es wäre unerträglich gewesen, wenn ein übler rechter Hetzer ein Gasthaus in der Fränkischen Schweiz betrieben hätte."

Dass es so weit nicht kommt, schreibt der SPD-Landtagsabgeordnete auch der eigenen Öffentlichkeitsarbeit zugute. In einem persönlichen Gespräch Druck ausgeübt habe er auf Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) aber nicht.


Beunruhigte Bürger

Pirkelmann selbst hatte sich am vergangenen Wochenende in einer Sondersitzung mit seinen Stadträten zum Kauf des Gasthauses durchringen können. Der Stadt Waischenfeld kommt dabei zupass, dass Nowak und seine Mitinvestoren die Kaufsumme bislang nicht vollständig einsammeln konnten.

Die aufgerufenen 150 000 Euro wird nun die Stadt Waischenfeld überweisen. Das ist viel Geld für eine Stadt, die selbst auf finanzielle Stabilitätshilfen des Freistaats angewiesen ist. Am Mittwoch will Pirkelmann deshalb bei der Regierung von Oberfranken ausloten, ob Waischenfeld mit Fördergeldern rechnen kann. Unabhängig davon hält Pirkelmann aber jeden Cent für gut investiert, wenn es um den Frieden in seiner Stadt geht. "Das Thema hat hohe Wellen geschlagen. Viele Menschen waren besorgt."


Oberprex als Mahnung

Denn wenn Rabenstein Nowak einen "Hetzer" nennt, ist dies noch nicht einmal eine weltanschaulich eingefärbte Wertung. Vor acht Jahren war der Landesvorsitzende der baden-württembergischen NPD tatsächlich wegen Volksverhetzung zu einem halben Jahr Haft verurteilt worden. Nowak hatte KZ-Häftlinge als "jüdische Kriegsgefangene" bezeichnet.

Aber auch verurteilten NPD-Kadern verbietet kein deutsches Gesetz, als Privatperson ein Gasthaus zu erwerben. So sieht das auch der derzeitige Besitzer des Nankendorfer Gasthauses. Den Bayreuther Immobilienmakler Edgar Klaus plagten keine Skrupel, mit Nowak ins Geschäft zu kommen. "Ich bin politisch nicht engagiert. Ich will Politik und Geschäft nicht vermischen", sagt Klaus. Für verwerflich hält Rabenstein diese Einstellung nicht. Klaus denke und argumentiere geschäftlich, das sei sein gutes Recht. Er selbst aber müsse das Große und Ganze im Blick behalten.
In Oberprex (Kreis Hof) hat Rabenstein Anfang des Jahrtausends schon einmal erleben müssen, wie Rechtsextreme ein leer stehendes Gebäude erst erwarben und dann unter den Augen der entsetzten Bevölkerung zu einem Treffpunkt für Gleichgesinnte machten. In Nankendorf fürchtete Rabenstein ein Déjà-vu, sollte Nowak den Zuschlag bekommen.
Der Landesgeschäftsführer der bayerischen NPD, Axel Michaelis, allerdings bestreitet jed-wede strategische Absicht. "Die NPD steckt nicht hinter den Kaufplänen. Das ist die Privatsache von Herrn Nowak." Auch dieser selbst verneint gegenüber dieser Zeitung alle über das rein Ökonomische hinausgehenden Motive. "Ich bin am wirtschaftlichen Erfolg interessiert. Nicht an Politik." Dies habe er auch Pirkelmann und Klaus klarzumachen versucht. Beide waren offenbar auch bereit, den Beteuerungen Glauben zu schenken. Wortgleich nennen sie Nowak einen "persönlich angenehmen Menschen". Man habe keinen Grund, dessen Worten zu misstrauen.


Sorge um den guten Ruf

Wenn Edgar Klaus die geschäftlichen Belange im Auge hatte und Christoph Rabenstein die politischen, dann stand Pirkelmann irgendwo dazwischen. Der Bürgermeister wollte die Angelegenheit nicht zu einem weltanschaulichen Konflikt eskalieren lassen. Er fürchtete um den guten Ruf einer Gemeinde, die auf einen guten Ruf im besonderen Maße angewiesen sei: "Wir liegen in einer Fremdenverkehrsregion. Da können wir uns nicht erlauben, mit der NPD in Zusammenhang gebracht zu werden."
Denn ausschließen, dass Rechtextreme das "Polsterbräu" nicht doch zum Gasthaus ihrer Wahl machen, konnte Pirkelmann den Zusagen Nowaks zum Trotz natürlich nicht: "Deshalb kauft die Stadt jetzt das Gasthaus. Dann ist Ruhe." Die Braurechte allerdings überlässt die Stadt dem 39-jährigen Nowak. Rund 15 000 Euro muss dieser laut Edgar Klaus dafür bezahlen. "Da ich primär an den Original-Rezepturen und dem Markennamen ,Polster' interessiert war, wäre diese Lösung ideal", sagt Nowak.
Dass der Geschäftsmann und NPD-Politiker künftig "Polster-Bräu" herstellen und vertreiben darf, entlockt Rabenstein am Telefon einen tiefen Seufzer: "Meinetwegen. Solange er das Bier nicht bei uns in Oberfranken brauen lässt."
Genau dies erwägt Nowak allerdings zu tun: "Das Bier soll im Lohnbrauverfahren in (Ober-)franken gebraut werden. Bis wir eine eigene Produktionsstätte finden und neu aufbauen", schreibt Nowak dieser Zeitung in einer E- Mail noch.