Auf dem Gnadenhof Fränkische Schweiz starb zum Jahreswechsel ein Pferd. Das Tier habe die Aufregung rund um die Silvesterknallerei nicht überlebt, sagt Mitarbeiterin Nina Zeitler. Besonders tragisch: Der Vorfall war nicht der erste seiner Art.
Das neue Jahr hat begonnen. Mit Böllern und Feuerwerk wurde der Jahreswechsel vielerorts lautstark gefeiert. In Franken wurden allerdings auch Polizisten und Feuerwehrleute angegriffen. Für viele Tiere bedeutet die lärmintensive Silvesterknallerei puren Stress. Ein tragischer Vorfall ereignet sich in der Nacht auf den 1. Januar in Oberfranken. Unweit von Pegnitz (Kreis Bayreuth) starb ein Pferd. Für die Stute Zilly war die Aufregung infolge von Krachern und Raketen augenfällig zu viel. "Ihr eh schon schwaches Herz hat den Adrenalinschub und den Stress nicht mehr ausgehalten", berichtet der Gnadenhof Fränkische Schweiz. Seit zehn Jahren lebte das ehemalige Kutschpferd auf dem Areal der Tierschutzeinrichtung.
Bei einem nächtlichen Rundgang seien die gesundheitlichen Auswirkungen der Böllerei deutlich wahrzunehmen gewesen. "Ihre Atmung war beschleunigt und sie hat geschwitzt", berichtet Mitarbeiterin Nina Zeitler am Freitag (3. Januar 2025) im Gespräch mit inFranken.de. Am frühen Mittwochmorgen mussten die Verantwortlichen des Hofs schließlich den Tod des sanftmütigen Tiers feststellen. "Den inneren Stress und die Panik hat ihr Herz nicht mehr mitgemacht. Als mein Chef früh nach ihr gesehen hat, lag sie tot im Stall." Obwohl die Pferdedame schon 34 Jahre alt war und Vorerkrankungen hatte, setzt ihr plötzlicher Tod den Tierschützern emotional schwer zu. "Zilly war für uns wie ein Familienmitglied", betont Zeitler.
Gnadenhof Fränkische Schweiz mit weiterem "Silvesteropfer" - erst vor zwei Jahren starb ein Pferd
Der Gnadenhof Fränkische Schweiz gibt verstoßenen und gequälten Tieren seit 1990 ein neues Zuhause. Aktuell sind auf dem Gelände 130 Tiere untergebracht. Für viele davon stellt Silvester jedes Mal eine gewaltige Nervenprobe dar. "Wir haben auch Hunde, die Angst haben", schildert Zeitler. "Die verkriechen sich dann unters Bett und übergeben sich." Besonders schlimm sei der Krach gleichwohl für die Pferde. "Pferde sind Fluchttiere", erklärt die 42-Jährige. Weil sie aber nicht wegrennen könnten, mache sich die Aufregung im ganzen Leib bemerkbar.
Den Pflegern blieben schlussendlich die Hände gebunden. "Wir können uns nicht in den Stall stellen und die Tiere streicheln", sagt Zeitler. "Das geht leider gar nicht, weil sie uns sonst plattrennen würden." Eine Hilfe für die Schützlinge ist demnach nicht möglich. "Wir können nur zusehen - das ist das Schlimmste. Man steht hilflos daneben."
Besonders hart: Erst vor zwei Jahren mussten die Betreiber der Einrichtung den Tod eines anderen Pferds an Silvester verkraften. "Vorletztes Jahr ist Zillys beste Freundin Wendy gestorben", erzählt Zeitler. Auch sie sei ein "Silvesteropfer" geworden. Aufgrund der Knallgeräusche zog sich die Stute demnach einen Schädelbruch zu, der letzten Endes zum Tod führte. Den Jahreswechsel begehen die oberfränkischen Tierschützer deshalb stets mit großer Anspannung. "Wir beten immer nur", sagt Zeitler. "Die Nachbarn im Umfeld nehmen Rücksicht, uns gibt es ja schon seit über 30 Jahren." Obwohl der Gnadenhof abseits gelegen sei, dringe der Krach von Raketen und Co. jedoch von Weitem auf das Gelände der Organisation vor. "Die Knallerei kommt aus Kilometern Entfernung hier an".
"Hoffen, dass private Böllerei eingeschränkt wird": Tierschützerin verweist auf Alternativen
Das Gnadenhof-Team wünscht sich, dass künftig möglichst viele Menschen auf Kracher und lautes Feuerwerk verzichten. "Privates Böllern schadet nicht nur den Tieren, sondern auch der Umwelt", halten die Verantwortlichen in einem öffentlichen Statement fest. "Die Straßen füllen sich mit Müll und viele geben Unsummen für einen kurzen Moment aus, der für andere - Mensch wie Tier- der letzte sein kann." In Deutschland führte illegaler Umgang mit Feuerwerk an Silvester zu schweren Unfällen und mehreren Todesfällen.
Für viele Tiere sei die Silvesternacht ein Albtraum, berichtet die Pegnitzer Tierschutzeinrichtung. "Wir hoffen einfach, dass die private Böllerei eingeschränkt wird", sagt Nina Zeitler im Gespräch mit inFranken.de. "Wir haben nichts gegen das Feiern und wollen auch niemanden bevormunden", betont sie. "Aber es gibt ja Alternativen." Als Beispiele nennt sie entsprechende Licht- und Lasershows oder Tischfeuerwerke. "Es geht nicht nur um unsere Tiere, sondern um alle", konstatiert die Mitarbeiterin des Gnadenhofs Fränkische Schweiz.
Wenn das jemals verboten wird, dann wegen der kriminellen in den Großstädten, die Sachbeschädigungen feiern. Tiere leben nicht nur hier und überall auf der Welt wird trotzdem geböllert. Meine Katzen nehmen es als ungewöhnlichen Lärm wahr. Ohne verstecken oder Panik. Sie kennen hupende LKW und Autos.