Sandler: ehrenamtliches Engagement wichtig

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Christian Heinrich Sandler bei seinem Festvortrag im Kammergebäude Foto: M. Litzlfelder
Christian Heinrich Sandler bei seinem Festvortrag im Kammergebäude Foto: M. Litzlfelder

Der Familienunternehmer aus Schwarzenbach an der Saale sprach beim Neujahrsempfang der IHK Bayreuth und schilderte seine Auffassung von gelebtem Mittelstand.

Als Kind war die Fabrik seines Vaters für ihn "so etwas wie ein Spielplatz". Und auch später war Christian Heinrich Sandler im Familienunternehmen präsent - als 14-Jähriger zur Ferienarbeit oder als Student in den Semesterferien. "Der in den jungen Jahren gelebte Mittelstand hat dazu geführt, dass ich ein sehr intensives, wenn nicht sogar emotionales Verhältnis zu unserem Unternehmen aufgebaut habe", sagt er.


Als Wattefabrik gegründet

Am Montagabend war der Vorstandsvorsitzende der Sandler AG aus Schwarzenbach an der Saale (Landkreis Hof) Festredner beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken in Bayreuth. Den geladenen Gästen im Kammergebäude schilderte der 62-jährige Unternehmer, wie sich für ihn gelebter Mittelstand darstellt. Sandler führt das 2002 in eine Familien AG umgewandelte Unternehmen in vierter Generation.
Der Urgroßvater hatte es 1879 in Hof als Wattefabrik gegründet. Hergestellt wurde anfangs sogenannte Polster- und Schneiderwatte, die in Polstermöbeln und wattierten Winterjacken Verwendung fand. Dies war auch noch so nach dem Umzug und der Erweiterung des Betriebs in Schwarzenbach Ende des 19. Jahrhunderts.
Sandlers Vater war es dann, der in den 1960er-Jahren eine wichtige strategische Entscheidung traf: Nachdem sich zunehmend synthetische Fasern wie Polyester und Polyamid durchgesetzt hatten, stellte die Firma fortan chemisch verfestigte Wattevliese aus synthetischen Fasern her. Die Produktion der Industriewatte wurde in den 1970er-Jahren aufgegeben.


Hygiene- und Filterprodukte

Im Folgenden kamen immer wieder neue Verfahrenstechniken hinzu. In den 1980er-Jahren startete die Herstellung von Hygienevliesen und das Marktsegment Filtration wurde ausgebaut. Seit rund 15 Jahren fertigt Sandler immer mehr Vliesstoffe für die Autoindustrie.
Heute beschäftigt Christian Heinrich Sandler, der zugleich Präsident des Verbandes der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie ist, 650 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist immer noch vollständig in Familienbesitz, liegt auf Rang sechs der größten Textilunternehmen Deutschlands und gehört weltweit zu den 15 größten Vliesstoffherstellern.


Im Schichtbetrieb mitgewirkt

"Ich empfinde Verantwortung nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für unsere Mitarbeiter und deren Familien", sagte Sandler. Als er damals als junger Mann in den Ferien im Familienbetrieb mitwirkte, sei er nicht nur in der Verwaltung tätig gewesen, sondern habe auch im Schichtbetrieb schwere Nadelvliesrollen gehoben. "So spürte auch ich nach acht Stunden massiv meinen Rücken - und gerade diese Art von Arbeit hat mein Verständnis für harte körperliche Belastung geprägt", berichtete er.
Gelebter Mittelstand stellt sich für ihn vor allem im gesellschaftlichen Engagement dar. Ihm sei es wichtig, "in der Heimatstadt Schwarzenbach integriert zu sein". Unter anderem sei er Mitglied in den verschiedensten Vereinen. "Meines Erachtens ist es für einen mittelständischen Familienunternehmer wichtig, sich ehrenamtlich zu engagieren."


"Erbschaftssteuer ungerecht"

Enttäuscht ist Sandler vom neuen Erbschaftssteuerrecht. "Warum werden die Unternehmerfamilien abgestraft, die sich verantwortungsbewusst verhalten und ihre Gewinne nicht verleben?"
IHK-Präsident Heribert Trunk hatte zuvor in seiner Begrüßung gefordert, nicht immer nur von "Industrie 4.0" zu sprechen. "Wir müssen tatsächlich von der ,Gesellschaft 4.0‘ reden und Mitarbeiter und Bevölkerung mitnehmen", sagte Trunk.