Ressourcenmanagement, Nachhaltigkeit, Corporate Identity, Fachkräftemangel: Unternehmertum in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts hält Herausforderungen bereit, die quasi im Vorbeigehen und zusätzlich zur Entwicklung neuer und marktfähiger Produkte "miterledigt" werden müssen. Neue Denkweisen sind also nötig.
Wie sich auch die Großen mit der "Transformation", also der Umformung, befassen, darum geht es beim zweitägigen Ökonomiekongress an der Universität Bayreuth. "Transformation ist ein großes Wort", sagt Kurt Bock. Sogar für einen wie ihn, der als Vorstandsvorsitzender der BASF immerhin Chef des weltweit größten Chemiekonzerns ist. Dann wird er deutlicher: "Transformation, wie ich den Begriff verstehe, ist ein Try-and-Error-Prozess. Versuch und Irrtum. Ich habe meine Schwierigkeiten mit Menschen, die von Anfang an wissen, wo der Prozess hinführt. Wenn Ihnen das jemand versucht zu vermitteln: Seien Sie skeptisch."
Für ein Unternehmen wie BASF, dessen Werksgelände in Ludwigshafen faktisch eine Stadt in der Stadt ist, ist der Begriff "Umformung" allein schon produktimmanent. Aus Erdöl Kunststoffe zu formen - für den Chemierisen ein Geschäft seit Jahrzehnten. Allerdings ändere sich permanent die Ausprägung - das habe schon mit der innovationsintensiven Branche selber zu tun. Selbst wenn sich irgendwo ein Windrad dreht, hat die Chemie und damit BASF erheblichen Anteil daran. "In den Rotorblättern wird Epoxidharz verwendet, unsere Schmieröle halten den Kopf am Laufen und sogar im Fundament der Anlage steckt Spezialzement."
Allerdings sei die Chemie besonders abhängig von politischen Rahmenbedigungen. Mit besonderem Augenmerk beobachte man daher die Bestrebungen zur Energiewende. Bock: "Wir bekennen uns zum Standort Deutschland, weil er uns groß gemacht hat. Aber als sehr energieintensive Branche ist für uns bezahlbare Energie elementar. Im Schnitt schlagen sich die Energiekosten mit mindestens zehn Prozent im Preis nieder." Deswegen, sagt Bock, reiche die von Umweltminister Peter Altmaier avisierte Preisbremse nicht aus, "wir brauchen eine Kostenbremse".
Kostenmanagement ist das eine - Mitarbeitermanagement ein anderer wesentlicher Bestandteil, wenn es um das erfolgreiche Führen einer Firma geht. Henkel ist ein Riese am Markt, aber auch Henkel als attraktiver Arbeitgeber muss um die Fachkräfte von morgen ringen. "Gute Leute können sich aussuchen, wo sie hingehen", sagt Kathrin Menges, Personalchefin beim Dax-Konzern. Sie sieht in der intensiven Betreuung der Mitarbeiter auch den notwendigen Vertrauensbeweis seitens des Unternehmens. "Bei uns hat jeder Arbeitnehmer ein Anrecht darauf zu erfahren, wo er gerade steht mit seiner Arbeitsleistung." Deswegen sei es eine Bringschuld des Betriebs, dauerhaft in sein Personal zu investieren - auch auf die Gefahr, dass einer mit seinem Kenntnisstand zur Konkurrenz geht. "Es ist viel schlimmer, wenn man nichts tut", sagt Menges, "denn wer seine Leute nicht auf den aktuellen Stand bringt, der stellt sie vor Herausforderungen, denen sie dann womöglich nicht gewachsen sind."
Nachhaltige Personalplanung - auch sie steht nicht allein. Nachhaltigkeit wird als Schlagwort nicht nur gern beim Thema menschliche Ressourcen im Unternehmen gebraucht, sondern vor allem mit Blick auf die Rohstoffe für die Fertigung. Tchibo, Kaffee- und Textilien-Riese und in vierter Generation in Familienhänden, fertigt nach Auskunft seines Chefs Markus Conrad "entlang ethischer Richtlinien, die wir uns selber gesetzt haben". Offenbar mit Erfolg, den Tchibo wurde für seine nachhaltige Firmenpolitik in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet.
Der Kaffeeröster drängt laut Conrad bei allen seinen Zulieferern auf die Einhaltung sozialer Standards. "Diese werden auch streng kontrolliert." Das sei wichtig, vor allem vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussionen um Textilien aus Bangladesh und die teils menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Waren für den europäischen Markt gefertigt werden. Auch Conrad gibt zu: "Als wir 2003 von den Zuständen bei den Lieferanten in Fernost erfuhren, traf uns das unvorbereitet." Es habe ein firmeninterner Erkenntnisprozess eingesetzt. "Wir als weltweit operierendes Unternehmen können selber etwas bewirken - und wir sind verpflichtet dazu." So lasse der Hamburger Konzern in den Lieferländern die Situation von Organisationen überwachen, die nicht der Regierung nahe stehen. 25 Prozent des Kaffeeanbaus erfolge mittlerweile aus zertifiziertem nachhaltigen Anbau.