Hausverbot für Mitglieder der Ampel: Fränkischer Gasthof sorgt für Aufsehen - "soll ein Hilferuf sein"

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Glashütten: "Opels Landgasthof" erteilt Ampel-Politikern Hausverbot - "soll Hilferuf sein"
Das Team von "Opels Landgasthof" aus Glashütten um Hans-Georg Opel wendet sich mit dem Hausverbot explizit an "die Entscheider" aus Berlin.
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Opels Landgasthof; Collage: inFranken.de
Glashütten: "Opels Landgasthof" erteilt Ampel-Politikern Hausverbot - "soll Hilferuf sein"
Das Team von "Opels Landgasthof" aus Glashütten wendet sich mit dem Hausverbot explizit an "die Entscheider" aus Berlin.
Glashütten: "Opels Landgasthof" erteilt Ampel-Politikern Hausverbot - "soll Hilferuf sein"
Opels Landgasthof

An der Fassade eines fränkischen Landgasthofs hängt seit Kurzem ein Schild, das Mitgliedern der regierenden Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen und FDP den Zutritt verwehrt. Eine Folge lange angestauten Ärgers, wie der Wirt erklärt.

Mit zwei Ausrufezeichen haben die Wirtsleute von "Opels Landgasthof" aus Glashütten das Zutrittsverbot versehen: "Mitgliedern der regierenden Bundestags-Fraktionen von SPD/Grünen/FDP erteilen wir hiermit Hausverbot!!", steht gut sichtbar weiß auf schwarz auf der Wandtafel. Viele Gastronomen erhoben ihre Stimme, nachdem die Regierung im November den Anstieg der Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants auf 19 Prozent festgelegt hatte. So wandte sich ein anderer fränkischer Brauereigasthof auf seine Art an die Bundesregierung.

Geschäftsführer Hans-Georg Opel aus dem Landkreis Bayreuth gehe es aber nicht nur um die Mehrwertsteuer. Diese sei nur die "Kirsche on top" auf einem Berg voller Herausforderungen für seine Branche, die durch "die Entscheider" geschaffen worden seien. "Es soll ein Hilferuf sein, dass die Gastronomie langsam verschwindet", erklärt er den Hintergrund gegenüber inFranken.de.

Landgasthof aus Landkreis Bayreuth beobachtet "Schließungswelle" - und will mit Aktion zu Gesprächen anregen

Opel, selbst ein Mitglied der FDP, gehe es nicht darum, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an Weihnachten zu Hause den Kochlöffel schwingen soll. Vielmehr wolle er zu Gesprächen anregen. "Wollt ihr, dass eure Kinder in 20 Jahren nur noch die Möglichkeit haben, ihre Familienfeiern bei Burger King und Co. abzuhalten?", sagt er überspitzt. "So viele Gesetze und Regularien sind auf die Gastronomie in den vergangenen 20 Jahren eingeprasselt, dass es immer weniger Spaß macht. Das ist der Grund der Schließungswelle", teilt er seine Ansicht. Der emotionale Abschied eines Wirtspaares aus Unterfranken ist ein Beispiel von diesjährigen Schließungen.

Opel führt den Landgasthof in fünfter Generation und erinnert sich an die Corona-Hilfen, die die Gastronomen hätten annehmen müssen, "weil uns staatlich ja der Betrieb untersagt wurde". Verärgert habe ihn, dass der Staat später von betroffenen Betrieben eine Rückzahlung verlangt habe. "Auch die Arbeitszeitgesetze haben die Gastronomie extrem getroffen", führt er fort.

Opel denkt dabei an die Tageshöchstarbeitszeit von acht, im Ausnahmefall zehn Stunden. Dies sei beispielsweise bei Hochzeitszeiten schwer umsetzbar, wenn diese Grenze am Abend überschritten wird. "Dann müsste ich theoretisch neues Personal einsetzen", sagt er. Sonst drohe eine Strafe, die fünfstellig werden könne. Als Konsequenz benötige er durch diese Regel doppeltes Personal.

Gastronomen erhalten "auch viele böse Kommentare" - Wirt kontert

Darüber hinaus beschloss der Bundestag eine drastische Anhebung der Lkw-Maut, was für Familie Opel bedeute, "dass die Waren, die wir beschaffen, teurer werden, weil die Speditionen es umschlagen". Auch die Erhöhung des Mindestlohns bereiteten Sorgen. Von einer Preiserhöhung für die Gäste von 15 Prozent ab Januar 2024 gehe der Gasthof-Chef derzeit aus. Inflation und Energiekosten mitbetrachtet könne es sich auch auf 20 Prozent belaufen. Opels Gäste reagierten bisher verständnisvoll. "Das Problem ist aber, dass wir auch viele böse Kommentare bekommen", erklärt er weiter.

Vorwurf sei, dass Gastronomen schon "so viel abgesahnt" hätten. "Wenn es wirklich so ein lukrativer Wirtschaftszweig wäre, müssten wir ja eine unglaubliche Gründungswelle haben", lautet Opels Antwort. Stattdessen verabschiedeten sich viele Lokale "stillschweigend" - anders als bei Landwirten, die mit Traktoren durch Städte fahren und Aufmerksamkeit auf sich ziehen, vergleicht er.

Dies sei auch eine Motivation für die ungewöhnliche Schild-Aktion gewesen. Opel vermisse ähnlich laute Stimmen in seiner Branche und möchte Kolleginnen und Kollegen inspirieren. "Jeder einzelne sollte sich eine Aktion einfallen lassen, damit die Branche gehört wird." Indes gehe sein Schild online viral. Auch in Berlin habe es seines Wissens nach bereits Aufmerksamkeit erhalten.

In diesem Artikel liest du, wie sich die Preise für Salat und Co. entwickeln, wenn Restaurants die erhöhte Mehrwertsteuer eins zu eins weitergeben. Weitere Nachrichten aus Bayreuth und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.