Kirchen stehen vor großen Herausforderungen: Während die Mitgliederzahl sinkt und der Personalmangel wächst, bleibt der Gebäudebestand unverändert hoch. Dennoch entsteht in Bayreuth ein neues Gotteshaus.
                           
          
           
   
          Noch fehlt das Dach, ein Gerüst verdeckt die Mauern - und man kann nur erahnen, was aus dieser Baustelle einmal werden soll. Eine evangelische Kirche nämlich. Und das in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen bei beiden großen Kirchen in Deutschland, in der viele Gotteshäuser immer öfter leer bleiben? In der darüber nachgedacht wird, Gebäudebestand zu reduzieren?
       
Martin Dörnhöfer und Elisabeth Pöhlmann nicken. "Wir wissen, dass es ein großes Geschenk ist, dass wir bauen dürfen", sagt Dörnhöfer. Beide gehören dem Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde im Bayreuther Vorort Laineck an. Bislang versammelte sich die Gemeinde in der alten Epiphanias-Kirche, die nicht wirklich einer Kirche gleicht. Es ist ein barackenartiger Behelfsbau aus dem Jahr 1972. Die Fenster sind undicht, das Heizen verschlingt Unsummen, es riecht muffig. 
Neue Kirche entsteht in Bayreuth: "Angebote helfen gegen die Einsamkeit"
Die Mitglieder hatten zwei Möglichkeiten: Entweder man schließt sich einer anderen Kirchengemeinde an. Oder baut selbst neu. Entstehen soll offiziell ein multifunktionales Gemeindezentrum - für Gottesdienste, aber auch für die verschiedenen anderen Veranstaltungen der Gemeinde wie Posaunenchorprobe, Konfirmandenunterricht und Kirchen-Café. "Solche Angebote helfen auch gegen die Einsamkeit, wir führen schöne Gespräche bei einer Tasse Kaffee nach dem Gottesdienst", berichtet Pöhlmann.
Wenn sie und Dörnhöfer erzählen, bekommt man einen Eindruck davon, dass die Lainecker Gemeinde noch vergleichsweise lebendig ist, dass sie Treffpunkt sein will für den Stadtteil. Es vergehe kein Abend, an dem sich nicht irgendeine Gruppe treffe. Jetzt noch im Behelfsbau, bald im neuen Raum.
1,7 Millionen Euro kostet der Bau, ein Drittel trägt die Landeskirche. Außerdem hat die Gemeinde einen Teil ihres Grundstücks verkauft, um den Neubau mitzufinanzieren. 300.000 Euro an Spenden kamen noch dazu, die seit knapp 20 Jahren gesammelt wurden. Kleinstspenden waren das zumeist, denn einen großen Gönner hat die Gemeinde nicht. Man habe Kartoffeln verkauft oder Honig, um Geld zu erlösen - "alles Mögliche eben", sagt Elisabeth Pöhlmann und schmunzelt. Der Glockenturm aus Holz, der bislang neben der Behelfskirche stand, soll erhalten bleiben.
Ausnahmeprojekt: Kaum Kirchenneubauten in Bayern
Kirchenneubauten sind im Freistaat sehr selten geworden. In den vergangenen fünf Jahren habe es keine derartigen Projekte gegeben, heißt es beispielsweise aus dem katholischen Bistum Augsburg. Eine Sprecherin nennt vielmehr einen Fall, bei dem der Kirchenraum verkleinert wurde, weil die in das in den 1960er Jahren gebaute Gotteshaus in Lagerlechfeld zu groß war für die heutigen Bedürfnisse. In Füssen werde eine ebenfalls aus den 1960er Jahren stammende Kirche abgerissen. Es sollen stattdessen ein Begegnungszentrum und ein Kindergarten der Pfarrei gebaut werden. Teil des Konzepts sei auch eine Kapelle, um die "gottesdienstliche Tradition" des Ortes fortzuführen.
Auch im Erzbistum Bamberg wurde in den vergangenen Jahren nicht neu gebaut - stattdessen ist die frühere St.-Otto-Kirche in Hof verkauft worden an die Hofer Hospitalstiftung. Ebenso trennte sich das Bistum Eichstätt von einer Kirche, und zwar in Ingolstadt.