Zwei Frankfurter übernehmen Heroldsmühle bei Heiligenstadt

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Ariane und Jürgen Liedtke am Tresen ihrer künftigen Gaststube in der Heroldsmühle. Ganz unverhofft ist aus der kaufmännischen Angestellten bei Siemens eine Wirtin geworden. Fotos: Barbara Herbst
Ariane und Jürgen Liedtke am Tresen ihrer künftigen Gaststube in der Heroldsmühle. Ganz unverhofft ist aus der kaufmännischen Angestellten bei Siemens eine Wirtin geworden. Fotos: Barbara Herbst
Das historische Mühlrad der Heroldsmühle aus dem Jahr 1916 ist angeblich das größte Mühlrad Deutschlands.
Das historische Mühlrad der Heroldsmühle aus dem Jahr 1916 ist angeblich das größte Mühlrad Deutschlands.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eine historische Aufnahme der Heroldsmühle
Eine historische Aufnahme der Heroldsmühle
 
 

Ein Ehepaar aus der Hessenmetropole hat das traditionsreiche Mühlengasthaus bei Heiligenstadt erworben. Im Frühjahr soll es nach gründlicher Renovierung wieder geöffnet werden. Die beiden waschechten Frankfurter wollen das romantische Wirtshaus in bewährter Weise weiter führen.

Eigentlich waren beide auf der Suche nach einem Haus, ein wenig weg vom Getriebe größerer Orte, irgendwo in der Natur. Was man schließlich fand, war eine ehemalige Mühle, unweit der Leinleiterquelle, im Naturpark Fränkische Schweiz, wo noch keine Windräder sind.

Etwa 60 Objekte, schätzen Ariane und Jürgen Liedtke, hatte man sich schon angeschaut, bis man durch Zufall auf die Heroldsmühle aufmerksam wurde.Doch das war eigentlich viel mehr als nur ein Wohnhaus: Mit daran "hingen" ein zweites Gebäude, eine historische Mühle, die zuletzt als Gasthaus genutzt worden war, und ein Nebengebäude, mit verschiedenem gastronomischen Zubehör wie zum Beispiel einer Fischräucherei. Außerdem noch eine Reihe von Grundstücken in der näheren Umgebung, an denen man eigentlich kein Interesse hatte.
An Fronleichnam nahmen Liedtkes die Immobilie zwischen Oberleinleiter und Tiefenpölz (Markt Heiligenstadt) dann in Augenschein und fanden sie auf Anhieb "super", sogar im strömenden Regen. Selbst mit dem Mühlen-Gasthaus freundete man sich auf Anhieb an: "Das Gasthaus könnten wir morgen aufmachen", sagt Jürgen Liedtke, der den sehr guten baulichen Zustand der Gebäude hervorhebt. "Die Dächer sind dicht, das Gemäuer ist trocken, ohne Schimmel."

Doch die historische Mühle, die urkundlich bis in das Jahr 1355 zurück zu verfolgen ist, stand noch unter Zwangsverwaltung und sollte meistbietend verkauft werden. Und bei der Versteigerung beim Amtsgericht in Bamberg gab es auch noch andere Interessenten. Am Ende aber "hat sich alles zum Guten gewendet", sagt Ariane Liedtke, und jeder Interessent erhielt den Teil des Anwesens, der ihn am meisten interessierte: Die Liedtkes (übrigens für 175 000 Euro) Mühlengasthaus und Wohngebäude, andere Privatleute die zu dem Anwesen gehörenden Fischteiche und auch der Landkreis Bamberg bekam seine Wünsche erfüllt: Für etwa 60 000 Euro ersteigerte der Fachbereich Naturschutz etwa 5,5 Hektar Acker- und Waldflächen im Bereich des FFH-Gebietes "Wiesenttal mit Seitentälern", die für Zwecke des Naturschutzes Verwendung finden sollen. Ausgeschlossen und auch nicht vorgesehen ist hier laut Landratsamt der Bau von Windkraftanlagen.

Zufrieden zeigt sich mit dem Ergebnis auch die Gemeinde Heiligenstadt. "Wir freuen uns, dass die Heroldsmühle auch in Zukunft wieder gastronomisch genutzt wird, und unterstützen das Vorhaben", sagt Bürgermeister Helmut Krämer. Das Gasthaus liege am Frankenweg und biete eine sehr romantische Einkehr. Gut sei aber auch, dass der Landkreis notwendige Flächen für die Wanderschäferei und damit den Naturschutz erwerben konnte.
Jürgen und Ariane Liedtke jedenfalls können sich mit dem Gedanken einer gastronomischen (Neben)Beschäftigung gut anfreunden. "Wir haben aber noch keine Konzession, dazu müssen wir erst einen Lehrgang bei der IHK machen", sagt Jürgen Liedtke. Und für seine Frau ist das Vorhaben "die beruflich beste Idee seit 20 Jahren". Immer vor dem Hintergrund, dass man auch bei den Bewohnern der beiden anderen Anwesen, die zur Heroldsmühle gehören, sehr freundlich aufgenommen worden ist. "So zurückhaltend sind die Franken gar nicht", meint Ariane Liedtke, auch deshalb habe sich "alles zum Guten gewendet. Wir fühlen uns schon sauwohl", heißt es im schönsten Frankfurterisch.

Weil die Gebäude in Ordnung sind, braucht es auch keine größeren Umbaumaßnahmen für Wohnhaus und Gastronomie. Sohn und Bruder von Jürgen Liedtke sind beide Installateur-Meister, sodass Wasserleitungen und Sanitäranlagen bald wieder intakt sein werden. Die Kläranlage muss modernisiert werden, wegen des Räucherofens für die Forellen in der Fischhalle hat man bereits Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen. Darin kann aber auch Leberkäse gebacken werden. "Mehr als einen vierstelligen Betrag werden wir voraussichtlich nicht investieren müssen."

Eröffnung im Frühjahr

Dann soll sich auch das über sechs Meter große Mühlrad wieder drehen. "Es bewegt sich noch", sagt Jürgen Liedtke - das hat er schon ausprobiert, und die dafür notwendigen Reparaturen lägen "im erschwinglichen Bereich".

Eine Art Zeitplan gibt es ebenfalls schon. Bis November - spätestens - will man im eigenen Haus neben der Heroldsmühle wohnen. Bis zum Frühjahr - 2014 - soll dann die Gaststätte wieder geöffnet sein, fürs erste zumindest mit Brotzeit und geräucherten Forellen. Bis dahin ist eine neue Küche installiert, nächstes Jahr soll dann die Ölheizung auf Holz umgestellt werden. A propos Holz... Auf der Freifläche vor dem Gasthaus sollen rustikale Sitzgruppen den Wanderern und Naturfreunden eine standesgemäße Einkehr sichern.