Frauenhaus in Bamberg bietet Zuflucht vor Gewalt

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Ursula Weidig schaut im Spielzimmer vorbei, in dem sich Frauen mit ihren Kindern aufhalten.
Ursula Weidig schaut im Spielzimmer vorbei, in dem sich Frauen mit ihren Kindern aufhalten.
Adventliche Gesprächsrunde im Frauenhaus mit Jasmin, Yvonne, Leiterin Ursula Weidig, der ehrenamtlichen Ingrid Gabler (links) und Sozialpädagogin Anne Kampling. Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Adventliche Gesprächsrunde im Frauenhaus mit Jasmin, Yvonne, Leiterin Ursula Weidig, der ehrenamtlichen Ingrid Gabler (links) und Sozialpädagogin Anne Kampling. Fotos: Marion Krüger-Hundrup
 

Auch im Frauenhaus weihnachtet es. Hier finden Leidgeprüfte mit ihren Kindern auch das ganze Jahr hindurch Schutz und Geborgenheit.

Welches Martyrium muss diese Frau in ihrer langen Ehe durchgemacht haben! Bis sie endgültig nicht mehr konnte. Die 81-Jährige floh schließlich vor ihrem prügelnden Mann ins Bamberger Frauenhaus. Blühte dort wieder auf, dank der liebevollen Unterstützung der Mitarbeiterinnen und der Hausgemeinschaft.

"Vom Alter her war diese Frau schon eine Ausreißerin", erklärt Ursula Weidig, die Leiterin dieser Einrichtung in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Das Durchschnittsalter der Frauen, die Schutz vor Gewalt suchen, liege zwischen 30 und 40 Jahren. "Der Bedarf unseres Hauses wächst, das macht fassungslos", sagt Ursula Weidig. So ist sie froh, rund 25 Ehrenamtliche zu haben, die sich rund um die Uhr, Tag für Tag, in der Rufbereitschaft abwechseln. Auch jetzt an den Weihnachtsfeiertagen. Ingrid Gabler ist eine von ihnen, die sich zu diesem Dienst bereit erklärt haben: "Meine Familie steht dahinter", meint sie schlicht zu diesem nicht selbstverständlichen Einsatz. Ingrid Gabler wappnet sich auf Anrufe von der Polizei oder aus der Notaufnahme eines Krankenhauses, auf Bitten von verzweifelten Frauen, Aufnahme im Frauenhaus zu finden. Selbst mitten in der Nacht.

Advent und Weihnachten können eine durchaus belastete Zeit sein. Emotionen kochen hoch. Wenn dann Männer ausrasten, sich nicht im Griff haben, wird es dramatisch für Frauen und Kinder.

Doch nicht nur am Fest der Liebe gerät das familiäre Umfeld in eine traurige Schieflage. Davon können Jasmin (22) und Yvonne (38) berichten, während ihre Kinder von zwei Erzieherinnen betreut werden.

Seit dem Sommer 2019 wohnen sie mit ihren Kindern im Frauenhaus. Offiziell gemeldet beim Einwohnermeldeamt und "nicht in die Obdachlosigkeit abgetaucht, wie manche behaupten", betont Ursula Weidig. Jasmin und Yvonne, die natürlich anders heißen, sind in diesen gemeinsamen Monaten Freundinnen geworden, wie sie sagen. "Ich bin zufrieden hier, das ist viel besser als mein eigentliches Zuhause", so Jasmin, die von ihrem Ehemann oft geschlagen wurde. Und der ihr schlichtweg verbot, eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten zu machen. "Es wird nicht besser, ich kann nicht mehr zurück", blickt die 22-Jährige in die Zukunft, die sie selbstbestimmt in die Hand nehmen will. "Ich möchte mein Leben ändern, in eine andere Stadt ziehen, Kitaplätze für meine Kinder finden und die Ausbildung machen", sagt Jasmin nachdrücklich.

Ihrer beiden kleinen Kinder zuliebe muss Jasmin auch jetzt Kontakt mit ihrem Noch-Ehemann halten: "Es geht um das Sorgerecht". Vier in Teilzeit angestellte Sozialpädagoginnen unterstützen die junge Frau in allen Belangen, auch gerichtlichen. Vor allem Anne Kampling ist als "Pro aktive Beraterin" eine wertvolle Hilfe. "Ich schaue auf die Bedürfnisse der Frauen im Einzelfall", erläutert Anne Kampling ihre Beratungstätigkeit, die sie überwiegend außerhalb des Frauenhauses durchführt. Und zwar in enger Zusammenarbeit mit der Polizei. Wenn diese zu Fällen häuslicher Gewalt gerufen wird, gibt diese die Kontaktdaten der betroffenen Frauen an Sozialpädagogin Kampling weiter. "Ich melde mich bei der Frau, und wir treffen uns in meinem Büro", berichtet sie. Oft hätten die Frauen "keine Kraft mehr, Hilfe zu suchen". Die Hilfe "kommt auf sie zu und überwindet Hürden", so Kampling.

Bei allen Hilfsangeboten - gleich ob ambulant oder im Frauenhaus direkt - "gucken wir immer auf die Ressourcen der Frauen", sagt Hausleiterin Weidig. "Wir betreuen nicht, sondern beraten und fragen, was die Frau möchte. Wir überreden zu nichts." So müsse in Kauf genommen werden, dass etwa 20 Prozent der Bewohnerinnen ihr "Zuhause auf Zeit" verlassen, um zu ihren Partnern zurückzukehren. Da sich die zwischenmenschliche Situation selten zum Guten wendet, kommt so manche Frau wiederholt ins Frauenhaus. Oder nimmt die sogenannte nachbegleitende Beratung in Anspruch.

Nicht immer sind es Prügel, die Frauen vor ihren Männern fliehen lassen. Yvonne zum Beispiel war ständigem psychischen Druck, Beleidigungen und Demütigungen ausgesetzt. "Ich sollte nur das tun, was er wollte, er kontrollierte jeden Schritt, verbot Kontakte zu Freunden, spielte nie mit unserer Tochter", sprudelt es aus der 38-Jährigen hervor. Auf keinen Fall wolle sie zu diesem Mann zurück und warte auf eine eigene Wohnung durch die Stadtbau-GmbH.

Jasmin, Yvonne und derzeit acht weitere Schicksalsgefährtinnen finden im Frauenhaus Wärme und Geborgenheit. Und eine Gemeinschaft, die auch in dunklen Stunden des Grübelns und Weinens trägt. In der Adventszeit haben sie mit ihren Kindern gebastelt und gemalt, das ganze Haus weihnachtlich dekoriert. Eine Nikolaus- und Adventsfeier für alle Bewohnerinnen, Haupt- und Ehrenamtlichen stimmte auf die Feiertage ein. "Die gestalten die Frauen selbständig", erklärt Ursula Weidig und erzählt vom geschmückten Christbaum, vielen Geschenken von großzügigen Spendern und einer Metzgerei, die den Weihnachtsbraten stiftet.

In diesem Jahr muss Weihnachten noch im Ausweichquartier in der Region begangen werden. Doch im Mai 2020 kann das eigentliche Frauenhaus in Bamberg wieder bezogen werden. Das in die Jahre gekommene Gebäude wird generalsaniert und auch mit einem neuen inhaltlichen Konzept versehen. Gleichwohl: Das Ausweichquartier ist nicht nur eine vorübergehende Notlösung, sondern ein angstfreier Hort der Geborgenheit.

Das Frauenhaus ist auch während der Weihnachtsfeiertage rund um die Uhr erreichbar: 0951 / 58280.