Wunsch und Wirklichkeit

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Verzögerungen gab es auf der Baustelle Krackhardtstraße. Foto: Ronald Rinklef
Verzögerungen gab es auf der Baustelle Krackhardtstraße. Foto: Ronald Rinklef
Eine Simulation - so soll es einmal aussehen. Foto: Ronald Rinklef
Eine Simulation - so soll es einmal aussehen. Foto: Ronald Rinklef
 

Ein vermeintlicher Baustopp auf der Erba-Insel lässt Spekulationen schneller sprießen als Gebäude. Was ist dran? Die Insula GmbH ist ein Fall für das Insolvenzgericht. Die Verzögerungen in der Krackhardtstraße haben aber andere Gründe.

Die Blumen und Pflanzen der Landesgartenschau haben auf der Erba-Insel in Bamberg einen guten Nährboden gefunden - doch auch Gerüchte gedeihen hier recht gut. Kaum ein Immobilienprojekt hat in Bamberg so viel öffentliches Interesse geweckt wie die teuren Wohnanlagen in Sichtweite zum künstlichen Bachlauf der Vorzeige-Grünanlage. Wie sich nun zeigt, sind manche Spekulationen durchaus begründet.

Der Insula GmbH, eine der wichtigsten Bauträgerinnen auf der Insel und strahlende Vorreiterin bei der Realisierung der "Wasserhäuser", wurden schon früher Finanzprobleme nachgesagt. Bereits 2012 machte der stockende Baufortschritt an den für Bamberg ungewöhnlich teuren Wohnungen stutzig. Doch die irisch-deutsche Investorengemeinschaft dementierte.

Heute scheint die Insula GmbH am Ende. Das erliest sich aus einem Dokument mit Aktenzeichen "36i IN 2596/18" des Amtsgerichtes Charlottenburg: Der Antrag eines Gläubigers auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde Mitte Dezember "mangels Masse abgewiesen". Eine Regelinsolvenz ist also nicht möglich. "Die rechtskräftige Abweisung eines Insolvenzantrags über das Vermögen einer juristischen Person, zum Beispiel AG oder GmbH, mangels Masse ist eine im Handelsregister einzutragende Tatsache und führt zur Auflösung der Gesellschaft", erklärt Thomas Heymann, Pressesprecher der Berliner Zivilgerichte ganz allgemein. Aus Firmenkreisen heißt es jedoch, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen.

Dieser (finale) Akt im Insula-Drama spielt derzeit in der Hauptstadt. Welche Auswirkungen hat er für die Insel in Bamberg?

Wer sich einliest in die Entstehung der Wohnungen und deren Vertrieb, der verfängt sich schnell in einem dichten und undurchsichtigen Geflecht an Firmen und Unterfirmen, Neugründungen und Umbenennungen. Abseits der Frage, was sich daraus für die deutsche Bauwirtschaft ableiten lässt, wird ersichtlich, dass das (vermeintliche) Ende der Insula GmbH auf der Bamberger Insel kaum für Probleme, dafür reichlich für Spekulationen gesorgt hat.

Deutlich wird das in der Krackhardtstraße 6 bis 6c. Die Bauarbeiten an den letzten noch nicht fertigen Wohnungen auf der Insel stocken. Der Zoll habe eingegriffen, pfiffen die Spatzen von den unfertigen Dächern. Illegale Schwarzarbeit?

An dem Gerücht ist nichts dran, dementiert Stefan Schramm, Pressesprecher am Hauptzollamt Schweinfurt: "In jüngerer Zeit haben keine Kontrollen durch Beamte und Beamtinnen des Hauptzollamts Schweinfurt (Finanzkontrolle Schwarzarbeit) in diesem Gebiet stattgefunden."

Ein weiteres Gerücht: Die Pleite der Insula GmbH habe zu einem Baustopp geführt. "Stimmt auch nicht", versichert Andreas Bauch, Geschäftsführer des Bauträgers, der Bayerischen Landessiedlung, von der Bauch gerne betont, dass sie bereits auf eine über hundertjährige Firmengeschichte zurückblicken kann. Das Traditionsunternehmen hat über seine hundertprozentige Tochterfirma Wohnbau Alte Spinnerei GmbH die Planung inne für die Krackhardtstraße 6, 6a, 6b und 6c. 84 Wohnungen sollen hier entstehen. Alle bereits verkauft.

Gibt es Probleme? Die Baustelle laufe nach wie vor, aber es gebe Verzögerungen, räumt Bauch ein. "Wir haben vor zwei Monaten dem Rohbauunternehmen gekündigt." Die Arbeiten seien nicht im Zeitplan und "nicht in der Art und Güte" geleistet worden, wie gefordert. Einige Mängel mussten demnach beseitigt werden. Derzeitiger Sachstand: "Alle Gewerke arbeiten." Auch er habe von den Gerüchten gehört und sei froh, sie öffentlich ausräumen zu dürfen, sagt der Geschäftsführer und versichert: "An den Terminen für die Fertigstellung zwischen September und Dezember dieses Jahres ändert sich nichts." Bauch schwärmt: "Die Erba-Insel ist ein besonderes Bauvorhaben und in seiner Mikro-Lage etwas ganz besonderes."

Probleme gibt es laut Bauch jedoch mit der Fertigstellung der Straßen. Verzögerungen. Die Erschließung des Gesamtareals sei unter der Federführung des Projektträgers gelaufen. Also der Insula Gmbh?

Die Stadt Bamberg beruhigt: "Die Stadt Bamberg hat mit der Insula GmbH keine vertraglichen Beziehungen", erklärt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Vertragspartner der Stadt ist demnach die Erba Projektentwicklungs GmbH & Vermögensverwaltungs oHG, Berlin. Personelle Überschneidungen gibt es, aber: "Die Firma ist von der Insolvenz nicht betroffen. Zudem verfügt die Stadt über Sicherheitsleistungen in Form von Bürgschaften und hinterlegten Geldern." Strom, Wasser und Gas sind bereits verlegt, nur die endgültige Straßenherstellung steht noch aus. Würde hier eine Pleite dazwischenfunken, könnte die Stadt mit dem hinterlegten Geld die Restarbeiten selbst in die Hand nehmen.