Wohnen und Gewerbe:Wie die Konversion in Bamberg doch noch gelingen könnte

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XXL-Polizeischule: Um die Entfernungen auf dem Riesengelände überbrücken zu können, hat die Bundespolizei in Bamberg einen eigenen Bus-Shuttle eingerichtet. p.
XXL-Polizeischule: Um die Entfernungen auf dem Riesengelände überbrücken zu können,  hat die Bundespolizei in Bamberg einen eigenen Bus-Shuttle eingerichtet.  p.
 
Grafiken: Franziska Schäfer / Quelle: Ursula Sowa (GAL)
Grafiken: Franziska Schäfer / Quelle: Ursula Sowa (GAL)
 
 

Wohnungen und Gewerbe: Die Konzentration der Bundespolizei könnte Bamberg bei vielen Zukunftsproblemen helfen. Doch die Frage ist, wann es dazu kommt.

Es sind deutliche Worte: Ursula Sowa spricht von Flächenfraß und einer Krake, die sich im Bamberger Osten breit gemacht habe. Dabei stellt sie die Bundespolizei in Bamberg gar nicht in Frage. Es geht ihr allein um die gewaltige Fläche im Osten, die Stadt in der Stadt, die die blau uniformierten Beamten seit 2016 für sich beanspruchen, "obwohl der Ausbildungsbetrieb auch auf viel kleinerer Fläche möglich wäre".

Hört man Ursula Sowa, dann sind es 137 Hektar Fläche, die die Bundespolizei mittlerweile belegt und damit den Löwenanteil der ehemaligen US-Kaserne. In einem Antrag an die Stadt legt die GAL ein "Konzept zur schrittweisen Freigabe der Bamberger Konversionsfächen" vor. Ziel ist es, dass sich die Bundespolizei bis 2025 auf 40 Hektar und damit weniger als ein Drittel der heutigen Fläche zurückzieht. "Das reicht dicke."

Das Papier ist mehr als ein wohlfeiler Forderungskatalog an die Bundespolitik. In drei Phasen beschreibt die GAL, wie Bambergs Konversion eine zweite Chance bekäme, indem sich die Bundespolizei auf das Kerngelände zwischen Berliner Ring, Zollnerstraße, Birkenalle und John-F.-Kennedy-Boulevard konzentrierte. Als erstes Ergebnis dieser Verdichtung durch Neubauten könnten zwischen 2021 und 2024 die Birkenallee und der John-F.-Kennedy-Boulevard als Nord-Süd- und West-Ost-Achsen vorab freigegeben werden - Voraussetzung dafür, dass auch der Bamberger Osten einmal ein zusammenhängender Stadtteil wird. Die Freigaben der Wohnhäuser am Lindenanger und einer Reihe von anderen Gebäuden würden folgen. Bis 2025 könnten so rund 100 Hektar Entwicklungsfläche für die Stadt gewonnen werden - ein Befreiungsschlag für eine in engen Grenzen eingezwängte Stadt, glaubt Sowa.

Sie weiß nur zu gut, dass ein millionenschweres Verdichtungskonzept von der Stadt nur angestoßen werden kann. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt allein vom politischen Willen und von der Freigabe von Geldern in Berlin ab. Doch sie setzt auf die wirtschaftliche Vernunft der Entscheidungsträger.

Tatsächlich sind die Überlegungen einer kleineren, im Endzustand befindlichen Bundespolizei ja nicht neu. Die Übernahme der Bestandsimmobilien erfolgte 2015 und 2016 unter enormem Zeitdruck. Schon damals wurde von einer Konsolidierung der Flächen des Ausbildungszentrums im Endzustand gesprochen, sagt Konversionsreferent Christian Hinterstein.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Marcus Büchner, Sprecher der Bamberger Bundespolizei, berichtet vom Aufwand, den es bedeutet, ein Gelände von dieser Größe zu unterhalten. So betreibt die Bamberger Bundespolizei als einzige Einrichtung in Deutschland einen Busshuttle, um den Unterrichtstakt einhalten zu können.

Eine kleinere Betriebsstätte wäre sinnvoll, bestätigt Büchner. Doch noch sei nicht klar, ob die Bundespolizei mit derzeit 2700 Auszubildenden nicht noch weiter wachsen wird. Büchner dämpft deshalb Erwartungen, es könnte vor 2025 zur Freigabe von Liegenschaften in Bamberg kommen. "Langfristig haben wir das Ziel zu komprimieren, aber der Zeithorizont ist noch offen."

Kommentar des Autors:

Teure Blockade

im Osten

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein frommer Wunsch von Ursula Sowa, der Fraktionschefin der Bamberger Grünen. Warum sollte der Bund auf die Flächen in Bamberg verzichten, die ihm mit dem Abzug der Amerikaner praktisch zum Nulltarif in den Schoß gefallen sind?

Man muss kein Experte sein, um sich auszumalen, dass der Neubau einer Bundespolizeischule leicht eine dreistellige Millionensumme verschlingt.

Dennoch besteht aus Bamberger Sicht erheblicher Korrekturbedarf an der jetzt praktizierten Platzverschwendung. Die Bundespolizei ist in Bamberg willkommen. Aber sie darf sich einer vernünftigen Stadtentwicklung nicht entgegenstemmen. Wie aber soll man es bezeichnen, dass eine einzige Institution mehr als 100 Hektar dringend benötigte Stadtfläche belegt? Rechnerisch sind das für jeden der 2700 Auszubildenden 370 Quadratmeter Fläche, ganz abgesehen von der Sperrwirkung eines kilometerlangen Kasernenzaunes. Leider fehlt vier Jahre nach dem Abzug der Amerikaner immer noch eine Langfristplanung. Diese Blockade droht nicht nur die Entwicklungschancen Bambergs abzuwürgen. Es kostet auch viel Geld, wenn wertvolle Flächen auf Dauer der Zivilgesellschaft entzogen sind.

Gehört es nicht zu den Grundsätzen der öffentlichen Hand, sparsam mit den ihr anvertrauten Liegenschaften umzugehen?

Die Bamberger XXL-Polizeischule scheint schon wegen ihrer Größe die gewohnten Maßstäbe zu sprengen - und sorgt für kuriose Begleiterscheinungen wie man an den 24 Polizeibusfahrern in Bamberg sieht.

Ein erheblicher Teil ihrer Arbeit besteht darin, die Uniformierten durch das Ausbildungszentrum zu kutschieren. Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm.