Wo in Bamberg künftig die S-Bahn hält

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Stehen die üppig eingegrünten Spiel- und Bolzflächen dem S-Bahn-Halt in der Gereuth im Weg? Im Stadtratsbeschluss ist von einer Verlagerung die Rede. Foto: Ronald Rinklef
Stehen die üppig eingegrünten Spiel- und Bolzflächen dem S-Bahn-Halt in der Gereuth im Weg? Im Stadtratsbeschluss ist von einer Verlagerung die Rede.  Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Michael Wehner
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Der Trassenneubau beschert Bamberg einen eigenen S-Bahn-Halt im Süden. Der Nutzen dieser Verkehrsdrehscheibe ist ausgerechnet bei den Gereuthern umstritten.

Die Bahn gehört zum Stadtteil Gereuth wie der Dom zu Bamberg. Dennoch scheint die Vorstellung, dass die Bewohner der Gereuth die Bahn nicht nur hören, sondern einmal werden in den Zug einsteigen können, gewöhnungsbedürftig: "Diesen Halt braucht hier kein Mensch", erklärt einer, der es wissen müsste - der in der Gereuth ansässige Bürger-Block-Vorsitzende Norbert Tscherner.

Der vollmundigen Ablehnung zum Trotz sind es die Bewohner der Gereuth, die in den nächsten Jahren vom ersten zusätzlichen Bahnhalt in Bamberg profitieren werden. Innenminister Joachim Herrmann hat die Zusage der Staatsregierung bereits 2018 gegeben - ein politisches Lockmittel, um den Stadträten das Ja zum durchaus umstrittenen ebenerdigen Trassenausbau durch die Stadt zu erleichtern.

Abgesehen von Tscherner, der bekanntlich für einen großen Tunnel unter der Stadt kämpfte, hat Herrmann dabei nicht allzu viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Bei den meisten Stadträten hat sich rasch die Meinung verfestigt, dass ein zusätzlicher S-Bahn-Halt im Süden der Stadt große Chancen bieten. Nicht nur für die Gereuther, die ja bereits über eine gute Busanbindung verfügen, um in die Stadt zu kommen. "Der S-Bahn-Halt eröffnet vor allem für Pendler aus dem Landkreis, für Beschäftigte der umliegenden Firmen interessante Perspektiven", beschreibt Claus Reinhardt den Sinn des Halts. Idee dahinter: Wer etwa aus dem Aurachtal oder aus Litzendorf kommend zur Arbeit pendelt, muss künftig nicht mehr zum Bahnhof fahren, um Anschluss zu haben. Die Innenstadt soll so entlastet werden.

Freilich hat die neue Verkehrsdrehscheibe im Süden auch einen Preis. Dabei geht es nicht nur um die hohen Millionenkosten für Aufzüg, Unterführung, die beiden Rampen Richtung Kornstraße (Gereuth) , in die Nürnberger Straße im Osten und für die Fußgängerbrücke im Süden zur Brose-Arena. Diesen Aufwand teilen sich Freistaat, Bahn und Stadt, wobei derzeit völlig unklar ist, wie viel die Stadt für den Park- und Rideplatz sowie für die Halte der Stadt- und Fernbusse bezahlen muss. Es ist vor allem die Zuwegung nach Westen, an der sich in der jüngsten Stadtratssitzung die Gemüter erhitzten. Dort erstreckt sich direkt an den Gleisen ein Spiel- und Bolzplatz, so weitläufig und üppig begrünt, wie man ihn sich an anderen Stellen Bambergs nur wünschen kann. Doch es ist fraglich, ob dieses Kinderparadies den Bahnausbau überlebt.

Denn weil die geplante aus einer Bahnunterführung für Fußgänger herausführende Rampe den Spielplatz am Rande berührt, könnte ihn das Schicksal einer Verlagerung treffen. Dabei ist es die Ironie einer turbulenten Stadtratsdebatte, dass es nur deshalb nach einer Neuplanung aussieht, weil die SPD den Erhalt des Spielplatzes "in Gänze" wollte und ersatzweise seine Verlagerung beantragt hatte.

Würde man die gegen eine Stimme gefasste Entscheidung so umsetzen wie jetzt beschlossen, müsste der Spielplatz mit hoher Wahrscheinlichkeit verlagert werden, glaubt zumindest Claus Reinhardt vom Baureferat. Denn natürlich werde das Gelände von der bis zu fünf Meter breiten Rampe berührt. Die Folgen wären wenig erfreulich. Denn es sei völlig unklar, wo ein ähnlich attraktives, großes und üppig begrüntes Grundstück herkommen soll. "Es handelt sich um einen Spielplatz, wie man ihn in dieser Qualität und Größe kaum mehr findet."

Dabei wäre ein Kompromiss aus Sicht der Verwaltung möglich gewesen, glaubt Reinhardt: "Durch den Bau einer Rampe würden am Rande der Anlage ein paar Bäume fallen, 90 Prozent des Spielplatzes blieben unberührt. "

Was sagen die SPD und Norbert Tscherner dazu? Heinz Kuntke (SPD) verteidigt den Beschluss: "Die Anwohner wollen den Spielplatz erhalten und sehen Gefahren, wenn eine Rampe zu den Gleisen führt. In dieser Situation wollen wir wissen, ob es andere Erschließungsmöglichkeiten gibt. Das ist ein Prüfauftrag", sagt Kuntke.

Norbert Tscherner, der mit seinen Kollegen gegen den S-Bahn-Halt gestimmt hatte, stellt sich gegen eine wie immer geartete Verschlechterung. "Notfalls mache ich ein Bürgerbegehren."