Der Trassenneubau beschert Bamberg einen eigenen S-Bahn-Halt im Süden. Der Nutzen dieser Verkehrsdrehscheibe ist ausgerechnet bei den Gereuthern umstritten.
Die Bahn gehört zum Stadtteil Gereuth wie der Dom zu Bamberg. Dennoch scheint die Vorstellung, dass die Bewohner der Gereuth die Bahn nicht nur hören, sondern einmal werden in den Zug einsteigen können, gewöhnungsbedürftig: "Diesen Halt braucht hier kein Mensch", erklärt einer, der es wissen müsste - der in der Gereuth ansässige Bürger-Block-Vorsitzende Norbert Tscherner.
Der vollmundigen Ablehnung zum Trotz sind es die Bewohner der Gereuth, die in den nächsten Jahren vom ersten zusätzlichen Bahnhalt in Bamberg profitieren werden. Innenminister Joachim Herrmann hat die Zusage der Staatsregierung bereits 2018 gegeben - ein politisches Lockmittel, um den Stadträten das Ja zum durchaus umstrittenen ebenerdigen Trassenausbau durch die Stadt zu erleichtern.
Abgesehen von Tscherner, der bekanntlich für einen großen Tunnel unter der Stadt kämpfte, hat Herrmann dabei nicht allzu viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Bei den meisten Stadträten hat sich rasch die Meinung verfestigt, dass ein zusätzlicher S-Bahn-Halt im Süden der Stadt große Chancen bieten. Nicht nur für die Gereuther, die ja bereits über eine gute Busanbindung verfügen, um in die Stadt zu kommen. "Der S-Bahn-Halt eröffnet vor allem für Pendler aus dem Landkreis, für Beschäftigte der umliegenden Firmen interessante Perspektiven", beschreibt Claus Reinhardt den Sinn des Halts. Idee dahinter: Wer etwa aus dem Aurachtal oder aus Litzendorf kommend zur Arbeit pendelt, muss künftig nicht mehr zum Bahnhof fahren, um Anschluss zu haben. Die Innenstadt soll so entlastet werden.
Freilich hat die neue Verkehrsdrehscheibe im Süden auch einen Preis. Dabei geht es nicht nur um die hohen Millionenkosten für Aufzüg, Unterführung, die beiden Rampen Richtung Kornstraße (Gereuth) , in die Nürnberger Straße im Osten und für die Fußgängerbrücke im Süden zur Brose-Arena. Diesen Aufwand teilen sich Freistaat, Bahn und Stadt, wobei derzeit völlig unklar ist, wie viel die Stadt für den Park- und Rideplatz sowie für die Halte der Stadt- und Fernbusse bezahlen muss. Es ist vor allem die Zuwegung nach Westen, an der sich in der jüngsten Stadtratssitzung die Gemüter erhitzten. Dort erstreckt sich direkt an den Gleisen ein Spiel- und Bolzplatz, so weitläufig und üppig begrünt, wie man ihn sich an anderen Stellen Bambergs nur wünschen kann. Doch es ist fraglich, ob dieses Kinderparadies den Bahnausbau überlebt.
Denn weil die geplante aus einer Bahnunterführung für Fußgänger herausführende Rampe den Spielplatz am Rande berührt, könnte ihn das Schicksal einer Verlagerung treffen. Dabei ist es die Ironie einer turbulenten Stadtratsdebatte, dass es nur deshalb nach einer Neuplanung aussieht, weil die SPD den Erhalt des Spielplatzes "in Gänze" wollte und ersatzweise seine Verlagerung beantragt hatte.
Würde man die gegen eine Stimme gefasste Entscheidung so umsetzen wie jetzt beschlossen, müsste der Spielplatz mit hoher Wahrscheinlichkeit verlagert werden, glaubt zumindest Claus Reinhardt vom Baureferat. Denn natürlich werde das Gelände von der bis zu fünf Meter breiten Rampe berührt. Die Folgen wären wenig erfreulich. Denn es sei völlig unklar, wo ein ähnlich attraktives, großes und üppig begrüntes Grundstück herkommen soll. "Es handelt sich um einen Spielplatz, wie man ihn in dieser Qualität und Größe kaum mehr findet."
Dabei wäre ein Kompromiss aus Sicht der Verwaltung möglich gewesen, glaubt Reinhardt: "Durch den Bau einer Rampe würden am Rande der Anlage ein paar Bäume fallen, 90 Prozent des Spielplatzes blieben unberührt. "
Typisch für wohlstandsverwöhnte NIMBY-Bürger, die glauben, Strom käme aus der Steckdose und ein sozialer und wohlhabender Staat aus dem Nichts.
Mir persönlich scheint es unlogisch, diesen Verkehrsknotenpunkt mitten in die Gereuth zu setzen. Die selbe Gereuth wird bei Veranstaltungen in der Arena zur Verkehrs- und Parksituationsberuhigung abgeriegelt und nun soll sie Verkehrsknotenpunkt werden? Warum setzt man den S-Bahn-Halt nicht an die Arena, schafft dort ausreichend Parkplätze und belästigt keine Anwohner?
Vielen Dank!! Damit ist wirklich alles gesagt und exakt auf den Punkt gebracht! Wenige hundert Meter weiter südlich existieren bereits hunderte Parkplätze, die von Pendlern optimal genutzt werden können! (Die meisten Veranstaltungen in der Arena finden sowieso abends, wo die Mehrheit Feierabend hat, oder an Wochenenden statt, wo ebenfalls weniger (bis fast gar nicht) gependelt wird!!
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Einen größeren Unsinn und Widerspruch als Parkplätze/Parkhäuser für Pendler (!) mitten in ein Wohngebiet (!) zu stellen und dafür einen Spielplatz aufzugeben, Fläche zu versiegeln usw.usw. gibt es doch gar nicht!!! => Man zerstört Fläche für Kinder und Jugendliche, man gibt unnötiges zusätzliches Geld aus, die (anhand Ihrer Anzahl) Hauptnutzer, also die Arena-Besucher, haben einen unnötigen zusätzlichen Weg...
Eine wirklich dümmere Entscheidung hätte der Stadtrat wirklich nicht treffen können!
(hoffentlich erscheint der Kommentar jetzt noch...
tja und was soll man nun dazu noch sagen, gesagt ist alles. nur für den stadtrat noch ne kleine anmerkung, das leben ist oft ein intelligenzproblem, manche haben intelligenz, andere nur probleme
Dass gerade der Herr Tscherner dagegen ist wundert mich gar nicht. Der hätte ja am liebsten die Bahn praktisch ganz verschwinden lassen, reduziert auf ein Haltepünktchen in einem Tunnelloch, das nur noch einen Bruchteil des derzeitigen Verkehrs zugelassen hätte.