Windräder sind den Wattendorfern zu nah dran

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Bei Dunkelheit warnen gelb-rote Blinklichter an den Mastspitzen die Luftraumbenutzer vor den 200 Meter aufragenden Rotoren und bringen so manchen um den Schlaf. Der Wattendorfer Gemeinderat will erreichen, dass sich die Lichter nur bei Bedarf einschalten. Foto: Patrick Reul/dpa
Bei Dunkelheit warnen gelb-rote Blinklichter an den Mastspitzen die Luftraumbenutzer vor den 200 Meter aufragenden Rotoren und bringen so manchen um den Schlaf. Der Wattendorfer Gemeinderat will erreichen, dass sich die Lichter nur bei Bedarf einschalten.  Foto: Patrick Reul/dpa

Viel zu gering ist der Gemeinde Wattendorf der im Regionalplan Oberfranken-West vorgesehene Abstand von 700 Metern zwischen Wohnbebauung und Windrädern. In der Anhörung zur Ausweisung weiterer Wind-Voranggebiete fordert die Gemeinde jetzt mindestens 1250 Meter.

Ein solcher Wert werde in der bundesweit gültigen "Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm" (TA Lärm) gefordert, erläuterte Bürgermeister Rudolf Krapp (CSU) dazu. Das Ratsgremium sah in den vorgesehenen Werten - zum Beispiel 700 Meter zu Dörfern (Mischgebieten) - keinen sicheren Schutz der Anwohner vor dem Lärm der Rotoren.

Im Zuge der Fortschreibung der Regionalplanes sei zwar eine Erhöhung der Abstände vorgesehen, hieß es seitens der Verwaltung. Aber auch eine solche Erhöhung erachteten die Räte als nicht ausreichend, weil sie der Regelung der TA Lärm nicht entspreche. Inzwischen seien zudem noch weit darüber hinaus gehende Forderungen wie die des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in der Diskussion, der sogar einen Abstand der zehnfachen Höhe der Anlagen wolle ("10 H-Regel"), das wären bei den derzeit gebauten Anlagen sogar 2000 Meter.


Aber selbst damit, so die Meinung in der Debatte, könne der Wertverlust von Wohnhäusern durch in der Umgebung aufgestellte Windräder nicht kompensiert werden. Mit dem in der Fortschreibung des Regionalplanes auszuweisenden Vorranggebiet 114 sollen mindestens zehn Windräder errichtet werden. Ein solches Großprojekt mache einen konsequenten Lärmschutz erforderlich.

Dabei ist man sich in Wattendorf im Klaren darüber, dass diese Forderung keine Ausnahme nur für die Wattendorfer Wind-Vorranggebiete darstellen kann. "Wenn sich diese Wattendorfer Vorstellung durchsetzen sollte, müsste sie für alle solchen Projekte gelten", erklärte Bürgermeister Krapp nach der Sitzung.
Über die "10-H"-Regelung von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer will er sich derweil keine Gedanken machen. "Bei 2000 Meter Abstand würde das gesamte Gebiet 114 komplett wegfallen".

Stellungnahme erbeten

Auf einem Abstand von 1250 Meter besteht der Gemeinderat auch bei einem Projekt der Nachbarstadt Weismain (Landkreis Lichtenfels). In der Gemarkung Großziegenfeld will die Firma Naturstrom zwei Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 199 Metern aufstellen. Bereits in einer vorher gegangenen nichtöffentlichen Zusammenkunft des Gemeinderates waren die Räte vom Naturstrom-Regionalleiter Robert Claus umfassend über die Einzelheiten des Vorhabens informiert worden. Das Landratsamt Lichtenfels hatte die Gemeinde Wattendorf wegen der Nähe von Mährenhüll - dieser Wattendorfer Gemeindeteil wäre nur etwa 1000 Meter von den Windrädern entfernt - ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten.

Eine der beiden Anlagen, so die des Gemeinderates, liege zudem nur etwa 40 Meter von einer Gemeindeverbindungsstraße entfernt. Die Nutzung dieser Straße sei zu gewährleisten. Ob das dem Baugesuch beigefügte Vogelgutachten vollständig ist, konnten die Räte nicht feststellen.

Ferner besteht der Gemeinderat auf einer Nachrüstung der Windräder mit einer sensorgesteuerten Nachtbefeuerung, wenn die technischen Möglichkeiten dafür geschaffen sind. Um die roten Blinklichter an der Spitze der Anlagen nicht ständig in Betrieb halten zu müssen, besteht die Möglichkeit, sie radargesteuert nur dann einzuschalten, wenn sich ein Flugzeug nähert. Davon verspricht man sich eine erhebliche Beruhigung am Nachthimmel.