Die hohe Zahl von fast 600 in den Staatswäldern im Landkreis Bamberg getöteten Wildschweine lässt auf eine starke Zunahme der Population schließen.
Ob es nun an der starken Zunahme des großflächigen Maisanbaues der Biogas-Anlagen wegen oder an den angeblich milden Wintern liegt, das weiß man so genau nicht. Auch gibt es keine verlässlichen Zahlen darüber, ob die Zahl der Wildschweine in den Wäldern des Landkreises Bamberg in den vergangenen zwei bis drei Jahren wirklich so sprunghaft angestiegen ist, wie es den Anschein hat.
Doch Jäger und Förster und alle, die sonst noch mit Wald zu tun haben, sind sich sicher: Es muss einen gewaltigen Anstieg der Population - vielleicht sogar eine Verdoppelung der Bestände - in den heimischen Wäldern gegeben haben. Denn anders lassen sich die Zahlen der Abschüsse und registrierten Schäden nicht erklären.
Weil eine Bilanz aus den privaten Jagdrevieren schwierig ist, gibt ein Blick in den Staatswald nähere Informationen.
"Wir haben im vergangenen Jagdjahr genau 588 Stück Schwarzwild vor allem bei Drückjagden in den Revieren des staatlichen Forstbetriebes Forchheim erlegt. Ungefähr doppelt so viele wie in den Jahren zuvor", sagt Forstbetriebsleiter Stephan Keilholz. Die knapp 14.000 Hektar Staatswald verteilen sich auf die beiden Landkreise Forchheim und Bamberg.Und alle Reviere werden von den Förstern und befreundeten Jägern in den Herbst und Wintermonaten bejagt.
"Entscheidend für den guten Erfolg sind allein die Drückjagden in großen Flächen, auf etwa 800 bis 1000 Hektar", erläutert Keilholz. Bis zu 70 Sauen pro Jagdtag habe man dabei im Jahr 2013 zur Strecke bringen können. Einzelne Abschüsse fielen dagegen kaum ins Gewicht. Etwa 20 solcher Drückjagden wurden zwischen Erlangen und Bamberg abgehalten.
Jetzt geht die Jagd auf Überläufer und Frischlinge weiter, während Bachen und Keiler bis April Schonzeit haben.
Nicht ursächlich für die erhöhten Abschusszahlen ist die Anzahl der Jäger. "Die ist nahezu gleich geblieben", betont Stephan Keilholz. "Es laufen uns aber bei den Jagden wesentlich mehr Wildschweine vor die Büchsen als in den Jahren zuvor". Auch die "Umbrüche" in Wald und Flur, wie die von den Schwarzkitteln gemachten Schäden in Fachkreisen genannt werden, haben deutlich zugenommen.
A propos Schäden: Menschen, also Jäger oder Treiber, wurden bei den Jagden zwar nicht in Mitleidenschaft gezogen. "Aber drei Jagdhunde wurden getötet und fünf weitere verletzt, als sie die im Dickicht verborgenen Wildschweine aufstöberten", bedauert der Forstleiter. Sie waren einem älteren Keiler zu nahe gekommen, dessen Waffen "rasierklingenscharf" gewesen seien.
Der habe zwar diese Jagd überlebt, sei aber vermutlich wenige Tage später erlegt worden. "Auf Grund einer Beschreibung meinen wir, dass wir ihn erwischt haben", sagt Keilholz.
Von einer gravierenden Zunahme der Schwarzwild-Bestände berichtet auch Josef Zenk aus Schweisdorf. Der Altlandwirt ist Wildschaden-Schätzer des Bauernverbandes, wenn Äcker und Wiesen von Wildschwein-Rotten heimgesucht wurden. "Die Zahl der Schäden ist im vergangenen Jahr auf mehr als das Doppelte im Vergleich zu den Jahren zuvor angestiegen", berichtet auch Zenk. "In Richtung Staffelstein sind Äcker bis zu 90 Prozent verwüstet. In Richtung Heiligenstadt ist in einigen Revieren der Pachterlös für die Jagdreviere schon komplett aufgebraucht, um die Schäden zu regulieren". Bei einem Bezirkstreffen am 17. Februar soll beraten werden, wie man der Situation Herr werden kann.
"Entscheidend ist, ob die Jäger auf Zack sind", sagt Zenk, auch wenn die Natur mit dem weitgehend schneefreien Winter den Schwarzkitteln ein weiteres Mal in die Karten spielt.
Mastreiche Wälder Ursache Der Direktor des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg, Andreas Knorr, sieht ebenfalls eine "enorme Zunahme der Schäden". Ein Schwerpunkt sei das Gebiet um den Hauptsmoorwald. Das lasse auf eine rasante Entwicklung der Population schließen. Der zunehmende Maisanbau wegen Biogas-Anlagen ist für Knorr aber nicht die Hauptursache: "Die Anbaufläche ist nicht größer als 1985", sagt er zur Begründung. Seiner Ansicht nach haben die milden und mastreichen Winter der letzten Jahre mit vielen Eicheln und Bucheckern in den Wäldern dazu geführt, dass die Jungtiere "gut durchgekommen" sind. Jetzt müsse man die Bestände aggressiv bejagen, wolle man die Schäden in Grenzen halten.