Wider das Vergessen: Wohnung demenzgerecht gestalten
Autor: Stephan Großmann
Bamberg, Freitag, 22. März 2019
Die eigenen vier Wände lassen sich mit kleinen Kniffen alters- und demenzgerecht einrichten. Birgit Dietz aus Bamberg hat sich darauf spezialisiert. Her gibt sie Angehörigen wertvolle Tipps.
Viele Menschen pflegen Angehörige mit Demenz zu Hause. Auch wenn die Krankheit bisher keine Heilung kennt (Mehr zu Demenz erzählt Professor Kolominsky-Rabas im Interview), lassen sich im Alltag mit kleinen Kniffen große Verbesserungen erzielen. Birgit Dietz vom Bayerischen Institut für Alters- und Demenzsensible Architektur in Bamberg klärt auf:
"Eine alters- und demenzsensible Architektur und Raumgestaltung unterstützt so weit wie möglich, wenn körperliche und geistige Fähigkeiten abnehmen und verloren gehen. Sie reagiert auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz: In dem Maß, in dem der Mensch sich nicht mehr an die Umwelt anpassen kann, muss sich die Umwelt an den Menschen anpassen. Die Ziele bei der Umsetzung sind immer - egal ob im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim - Sicherheit, Übersichtlichkeit, Vertrautheit anzubieten und Selbstständigkeit zu erhalten", sagt Dietz.
Beschützende Pflege: Zu Besuch auf der Demenzstation des Awo-Sozialzentrums Redwitz
Was das jetzt für den Alltag heißt? Auf jeden Fall genau hinschauen, hinhören und einfach mal die Perspektive wechseln! - Denn oft sind es die kleinen Maßnahmen, die helfen. 1. Warum ist es hier so dunkel?
Um gut sehen zu können benötigt ein sechzig Jahre alter Mensch ungefähr dreimal so viel Licht wie ein Zwanzigjähriger. Also muss Licht, Licht, Licht in die Wohnung! Deshalb einfach die Gardinen ganz aufziehen und innen wie außen so weit wie möglich wegräumen, was den Lichteinfall behindert. Weitere Lampen da bereitstellen, wo mehr Licht gebraucht wird und darauf achten, dass die Stehlampen oder Leselampen am Bett nicht heiß werden. Nachts brauchen manche ein kleines Nachtlicht, um sich orientieren zu können. Licht soll keine starken Schatten produzieren, es soll sich nicht spiegeln und darf nicht blenden. Und da ältere Menschen nicht nur ein Vielfaches an Lichtstärke (Lux) benötigen, sondern besonders kalt-weißes ("blaues") Licht, sollte man beim Kauf der Leuchtmittel darauf achten.
2. Was ist heute für ein Tag?
Eine zunehmende Desorientierung in Zeit und Raum aber auch zur eigenen Person machen Probleme. Die zeitliche Orientierung lässt sich durch eine gute Tagesstruktur unterstützen, also z.B. immer zur gleichen Zeit Frühstück, aber auch durch eine im Sichtfeld angebrachte analoge Uhr und einen Kalender auf dem der Tag markiert werden kann. Helle Räume mit viel natürlichem Licht, das sich ja im Tagesverlauf ändert und der Blick nach draußen, wo jetzt die ausschlagenden Knospen eines Baumes beobachtet werden können, geben etwas jahreszeitliche Orientierung.